Donnerstag, 28. Februar 2008

Positionspapier zur Darstellung des Klimawandels

Der Klimawandel und seine Ursachen stehen in der öffentlichen und politischen Diskussion. Zugleich handelt es sich dabei um ein naturwissenschaftliches Thema, das mit naturwissenschaftlichen Mitteln zu beantworten ist. Für die Darstellung des Themas in der Öffentlichkeit ergibt sich damit ein Dilemma, da zum einen für die Ansprache an das Publikum sehr klare Aussagen erforderlich sind, andererseits die Aussagen im naturwissenschaftlichen Sinne korrekt sein müssen. In naturwissenschaftlichen Darstellungen ist es aber üblich, Unsicherheiten und offene Fragen herauszuheben. Man muss darauf Rücksicht nehmen und daher einige Punkte beachten.

  1. Man sollte Aussagen, die man sicher treffen kann und solche, bei denen nur mit Wahrscheinlichkeiten argumentiert werden kann, deutlich trennen. Der Öffentlichkeit ist zunächst zu vermitteln, was bereits nicht mehr fraglich ist. Eine Wahrscheinlichkeitsaussage als Nebensatz zu einer Aussage, die sicher getroffen werden kann, wird vom Laien nicht getrennt betrachtet, sondern auch auf die sichere Aussage bezogen.
  2. Das breite Publikum folgt nicht den in den Naturwissenschaften üblichen Sprachregelungen. Z.B. ist ihm nicht bewusst, wie die Abfolge von Spekulation, Hypothese und Theorie ist, und dass eine Theorie üblicherweise eine hinreichend bewiesene Erklärung eines Gegenstandes bezeichnet. Für die meisten Menschen ist eine Theorie im üblichen Sprachgebrauch eine Spekulation. Das heißt, dass dringend zu empfehlen ist, naturgesetzliche oder aus Naturgesetzen abgeleitete Feststellungen als solche zu bezeichnen und nicht Theorie zu nennen. Das missverständliche Wort Theorie sollte man möglichst vermeiden.
  3. Das Publikum hat große Schwierigkeiten, die Größen und Verhältnisse in atmosphärischen Systemen zu begreifen. 280 ppm CO2 z.B. sagen dem Laien gar nichts. Man muss solche Größen anschaulich machen. Z.B. entsprechen 360 ppm etwa 3 Gramm Kaliumpermanganat auf 1 Liter Wasser. Kaliumpermanganat kann jeder billig in der Apotheke kaufen und sich so anschauen, was 360 ppm bedeuten: eine intensiv violett gefärbte Flüssigkeit, die bei größerer Schichtdicke undurchsichtig wird.
  4. Das Publikum hat ein gesundes Misstrauen gegenüber Aussagen, bei denen man Einflussnahme vermuten könnte – von Lobbygruppen, von staatlicher Seite, durch politische Interessen. Man sollte daher immer auch den Hintergrund der Aussagen zum Klimawandel darstellen. Also darstellen, wie breit eigentlich der Konsens ist, der dahintersteht. Nach welcher Methodik die Aussagen gewonnen wurden. Ob Aussagen voneinander abhängen oder die Widerlegung einzelner Aussagen ohne Auswirkung auf die anderen Aussagen ist. Ob die Untersuchung von Aussagen der Klimaforschung frei von Interessen vorgenommen werden konnte.
  5. In der öffentlichen Diskussion stehen weniger naturwissenschaftliche Feststellungen in Frage als die daraus abzuleitenden Schlussfolgerungen für das individuelle Verhalten. Man muss daher darauf achten, darzustellen, welche Schlussfolgerungen man aus dem erkannten Wissensstand ableiten kann und welche abhängig vom persönlichen ideologischen Hintergrund sind.
  6. Es gibt nur eine Erde. Vergleichende Experimente mit einer Erde ohne menschlichen Einfluss sind nicht möglich. Daher sind Aussagen darüber, wie groß der menschliche Einfluss war, grundsätzlich zu einem gewissen Grad unsicher, während Aussagen darüber, ob es einen menschlichen Einfluss gab oder gibt, und dass bestimmte Veränderungen am System Erde zwingend zu Reaktionen führen müssen, sicher sein können. Diesen Unterschied muss man deutlich machen. Man sollte sich bevorzugt auf Aussagen stützen, die in diesem Sinne sicher getroffen werden können.
  7. Man sollte sich vor der Formulierung von Stellungnahmen zum Klimawandel mit der Argumentationsweise von Verschwörungstheoretikern zu dem Thema befassen und übliche Einwände bereits durch angepasste Formulierungen vorweg nehmen. Man sollte sich zugleich im Klaren darüber sein, dass eine Diskussion mit Verschwörungstheoretikern grundsätzlich nicht möglich ist. Mit Menschen, die naturwissenschaftliche Grundsätze nicht akzeptieren, und für die die Feststellungen des IPCC eine allein politische Veranstaltung sind, wird man sachlichen Argumenten keine Ergebnisse erzielen. Solche Menschen werden sich nicht überzeugen lassen, noch nicht mal durch das unmittelbare Eintreten des Gegenteils von dem, was sie behauptet haben.

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