Sonntag, 28. März 2010

Die Gefahren der neutralen Berichterstattung.

In den Medien hält sich hartnäckig das Gerücht, man würde das Publikum gut informieren, wenn man in den Medien "beide Seiten" zu Wort kommen ließe, also zum Beispiel seriöse Wissenschaftler und Leugner, die von der Industrie bezahlte Lügen verbreiten, wie zum Beispiel es würde in den letzten Jahren kühler werden oder die Sonne würde im wesentlichen das Klima antreiben. Dahinter steckt die absurde Ansicht, es würde sich im Wettbewerb der Meinungen die bessere schon durchsetzen, wenn nur die Medien über alle Alternativen "informieren". Genau diese Haltung der Medien, beide Seiten einer Kontroverse zu berichten, wird von Lobbyisten ausgenutzt. Was dabei tatsächlich geschieht, zeigt eine Untersuchung, die ich hier verlinke. Dabei werden drei Gruppen betrachtet. Die erste Gruppe hat keine Informationssendung zum Klimawandel gesehen. Die zweite Gruppe hat eine Informationssendung gesehen, in der der Stand der Wissenschaft in Interviews mit Wissenschaftlern dargestellt wird zur Existenz des Klimawandels und zu seinen Folgen. Die dritte Gruppe hat diese Informationssendung gesehen, aber zusätzlich wird am Ende der Sendung ein Interview mit einem Leugner (sogenannten "Skeptiker") gezeigt, der eine alternative (nämlich falsche Sicht) erläutert. Hier wird also "die Kontroverse" berichtet - die falsche und die richtige Sicht werden als gleichwertig präsentiert.

Es reicht schon, wenn man in einer Berichterstattung zur globalen Erwärmung das Interview mit einem Leugner (einem sogenannten "Skeptiker") einfügt, um die Wahrnehmung des Berichts zu verändern. Es verändert zwar nicht die Einstellung einer Mehrheit der Zuschauer (man berücksichtige bei den gezeigten Diagrammen, daß die Balken nicht bis Null gehen, um die Unterschiede zwischen den Gruppen besser aufzulösen), aber je nach Frage werden 5 bis 12 Prozent der Zuschauer zusätzlich dazu gebracht, daran zu glauben, daß es eine Kontroverse in der Wissenschaft über grundsätzliche Fragen des Klimawandels gäbe oder die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen den Klimawandel abzustreiten. Wenn man verstehen will, warum in der jüngeren Vergangenheit die Ansicht auch in Deutschland stärker verbreitet ist, daß der Klimawandel kein Problem darstellt, so muß man die Schuld dafür in erster Linie bei unseren Medien suchen, die immer wieder Leugnern ermöglichen, sich zu Wort zu melden.

1 Kommentar:

  1. Zwar gibt es bei Journalisten einen Satz "Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten."

    Aber die Verengung darauf, die Fehler machen nur die anderen, verkennt Zusammenhänge. An den Schwierigkeiten der USA war nur die "Hand Moskaus" Schuld, oder jetzt die Taliban, islamische Fundamentalisten usw. In der DDR spielte der "Klasenfeind" diese Rolle usw.

    Natürlich sind bei dem anderen auch immer Punkte, mit denen man diesee Vorwürfe rechtfertigen kann - aber wenn man damit von den eigenen Mängeln ablenkt, hat man nichts gewonnen.

    Und bei den Klimaaussagen sind so viele Unzulänglichkeiten, daß echte Fehler (Himalaya usw.) unbedeutend sind. Die Hauptaussage ist doch der Anstieg der Mitteltemperatur aus Modellrechnungen - die zur Zeit oft noch kleiner sind als die Variabilitäten im Wetter oder im Jahresgang.

    Weniger große Schwankungen (z.B. Anstieg der Tropopausenhöhe) usw. spielen bei der Erklärung kaum eine Rolle, dann kommen Kurven mit angeblicher Sättigung (also Kurven die zeigen, wieviel % der Oberflächenphotonen den Weltraum erreichen) - aber das dort wo stark absorbiert wird, wird auch stark emittiert. Was macht es, wenn statt der Oberflächenphotonen andere Photonen den Weltraum erreichen?

    Usw.

    MfG

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