Vor 10 Jahren begann der Blog
Wattsupwiththat mit seiner Arbeit, eine Verschwörungstheorie über
die Klimaforschung zu verbreiten. Die Erzählung war damals, dass
Kohlendioxid gar nicht der entscheidende Treiber der globalen
Erwärmung wäre, sondern die Variation der Sonnenstrahlung über
Klimaänderungen entscheiden würde. Im Laufe eines Jahres wurde die
Erzählung ausgeweitet: die globalen Temperaturzeitreihen seien
falsch, weil die Wetterstationen zu schlecht seien und künstliche
Wärmesignale zeigten und die globale Erwärmung hätte 1998 bereits
ihren Höhepunkt erreicht und würde wieder zurückgehen. Klimawandelleugner gab es schon vorher,
aber schnell entwickelte sich der Blog des früheren
Wetterpräsentators Watts zu dem größten Leugnerblog. Die dort
verbreitete Verschwörungstheorie über angeblich kriminelle Klimaforscher,
die der Öffentlichkeit die globale Erwärmung vortäuschten, wurde
schließlich in Deutschland vom Autorengespann Vahrenholt und Lüning
aufgegriffen. Sie machten daraus das Buch „Die kalte Sonne“. Ein Rückblick zeigt, wie weit sich dieses Leugnertheater von der Realität entfernt hat...
Ich hatte dazu bereits einen Beitrag geschrieben, in dem ich Buch und Blog "Kalte Sonne" in den wesentlichen Punkten kritisierte, und einen weiteren Beitrag, der auf die vielfältige Kritik anderer Stellen verweist. Man musste das Buch gar nicht lesen, um zu wissen, was darin
steht, denn Inhaltsangabe, Werbung, Leseproben und Auswahl der
Co-Autoren machten deutlich, welche Leugnerthemen in diesem Buch
wiederaufgewärmt wurden. Inzwischen hatte ich, angeregt von
aktuellen Vergleichen zwischen Realität und einer Prognose von
Vahrenholt und Lüning, das Buch ausgeliehen, und mich der
Aneinanderreihung bekannter Leugnerlügen ausgesetzt. Das Buch ist
nun bald 5 Jahre alt. Wie würde man das Buch heute einstufen? Die
erste Erkenntnis war, dass meine Einschätzung des Buches von 2012
auf den Punkt war. Der erste Eindruck ist der eines Plagiats. Das ist
unter Leugnern nichts Schlimmes – es ist vielmehr eine der
Strategien, die Leugnerthemen durch gegenseitiges Abschreiben als
etwas darzustellen, das von einer „schweigenden“ Mehrheit geteilt
wird, leider unterdrückt von einigen kriminellen, linksgrün
indoktrinierten Klimaforschern. Jede Wiederholung bedeutet für
Leugner eine Bestätigung ihrer Thesen. Für intelligente Menschen
ist das natürlich eine Zumutung und der wesentliche Grund, warum ich
ungern über die vielen Varianten bekannter Leugnerthesen schreibe,
die gerade auf diesem oder jenem Leugnerblog verhandelt werden. Der
zweite Eindruck war der, dass die Grunderzählung des Buches schon
längst widerlegt ist. Und das sollte ich hier näher erläutern.
Im Kapitel 1 des Buches wird
dargestellt, warum Vahrenholt und Lüning eigentlich den Eindruck
gewannen, dass die allgemein akzeptierte Darstellung des Klimawandels
in Wahrheit eine Verschwörung einiger irregeleiteter Klimaforscher
sei. In der Abbildung Nummer 2 des Buches findet man die Daten von 4 globalen
Temperaturzeitreihen dargestellt, allerdings nur für die Jahre 2001
– 2011.
Ausschnitt aus dem Buch Vahrenholt, Lüning, "Die kalte Sonne" auf Seite 15, Verlag Hofmann und Campe, 1. Auflage 2012. |
Wir wissen, dass in diesen Jahren durch innerdekadische
Variabilität der globalen Temperatur der ansteigende Trend im
Rauschen unterging. Anders gesagt: wir wissen, dass man eine
ausreichende Zahl von Jahren braucht, damit man einen statistisch
bedeutsamen Trend in den Daten erkennen kann. 25 bis 30 Jahre sollten
es schon sein, bei gerade mal 11 Jahren ist der berechnete Trend
zufällig und zeigt vor allem das Rauschen. Das hat Vahrenholt und
Lüning nicht gestört, denn sie fanden in den herausgepickten Daten
das, was sie sehen wollten: keinen Trend, teilweise sogar einen
abfallenden Trend. Ihre Schlussfolgerung: die globale Erwärmung
findet gar nicht statt, zumindest nicht in dem Ausmaß, das zu
erwarten wäre, wenn die Treibhausgase wirklich den Effekt hätten,
den die Klimaforschung behauptet. Ich hatte schon gezeigt, dass eine so postulierte Pause nur Variabilität innerhalb eines intakten Trends ist (wobei ich jetzt nur HadCrut4 ausgewählt habe, das gegenüber HadCrut3 korrigiert ist und nur die Jahresmittelwerte zeige), und wenige zusätzliche Jahre den Trend erheblich verändern.
Zusammen mit den
pseudowissenschaftlichen Erörterungen darüber, wie stark die
Variabilität der Sonnenaktivität Klimaänderungen bestimmen würde
und wie wichtig diverse periodische Zyklen der Wärmeverteilung der
Ozeane wären, ergab sich damit die Leugnerthese, dass das Klima vor
allem durch Sonnenaktivität, pazifische dekadische Oszillation und
andere Variationen der Meerestemperaturen bestimmt würde mit einem
kleinen Beitrag durch Treibhausgase.
Nimmt man allerdings Temperaturdaten
bis 2015 (oder demnächst auch 2016) dazu, verschwindet die Temperaturstagnation. Plötzlich
erhält man deutlich positive Temperaturtrends. Auch ab 2001. Erst
recht, wenn man noch vorher ein paar Jahre dazu nimmt. Die
Temperaturpause war nur statistisches Rauschen, sie war nie real.
Wären Vahrenholt und Lüning faktenorientiert, müssten sie
inzwischen an die Presse gehen und mitteilen, dass sie sich geirrt
haben. Die Temperaturentwicklung der Erde folgt tatsächlich den
Modellprojektionen, die in den IPCC-Berichten zitiert werden. Eine
Temperaturpause, wie behauptet, gab es nicht. Eine besonders wichtige
Prämisse des Buches „Die kalte Sonne“ ist weggefallen.
Diese Pressemitteilung des Gespanns
Vahrenholt und Lüning wird es nie geben. Denn es handelt sich bei
diesen Personen ja um Leugner des wissenschaftlichen Sachstands zur
Klimaforschung. Dieses Leugnen geschieht auf der Basis, dass diese
Personen eine politische Meinung haben: die Klimapolitik sei falsch.
Woher diese Meinung kommt, will ich hier nicht lange diskutieren,
denn dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Aber es führt dazu, dass
Fakten nicht wichtig sind. Störende Fakten werden daher ignoriert.
Das ist einfach, denn auch hier bieten die bekannten Leugnerblogs,
wie Wattsupwiththat genug Material. Zum Beispiel angeblich gefälschte
Temperaturzeitreihen, so dass in Wahrheit immer noch 1998 das wärmste
Jahr sei. Oder ein Verrücken der ursprünglichen Anforderungen: aus
der einstmaligen Abkühlung seit 1998 wurde erst eine
Temperaturstagnation, dann ein geschwächter Anstieg, inzwischen wird
sogar geschrieben, dass die Pause jetzt natürlich zu Ende sei, aber
sie sei damit nicht verschwunden, sondern man könne sie nach wie vor
festlegen als etwas, das von 1998 bis 2008 oder 2001 bis 2011
bestanden hatte und beweise, dass die Klimaforschung die
Klimavariabilität massiv unterschätzt hätte. Auch ein Anpassen von irgendwelchen solaren Daten und ein kreatives Zusammenstellen
verschiedenster scheinperiodischer Zyklen der Meerestemperaturen kann
genutzt werden, um beliebige Temperaturkurven nachzuerzählen.
Leugner haben aus ihrer Perspektive immer Recht, egal wie die Fakten
aussehen. Und sie gewinnen daher auch jede Diskussion mit Menschen,
die sich erdreisten, ihnen mit Fakten kommen zu wollen.
Das führt in eine Anekdote. Auf diesem Blog hatte ich bereits eine Diskussion mit Lüning zur Klimasensitivität unter einem Beitrag zur Klimasensitivität im 5. IPCC-Report. In aller Kürze: auf dem Blog „Die Kalte Sonne“
werden einige Arbeiten zu Klimasensitivitäten herausgepickt, die
zufällig niedrige Werte zeigen, und alle anderen Arbeiten ignoriert,
die hohe Klimasensitivitäten belegen. So versuchen Lüning und
Vahrenholt die Verschwörungstheorie zu beweisen, dass die Experten
im IPCC-Bericht zu hohe Klimasensitivitäten vertreten hätten und
die Klimaforschung zunehmend niedrigere Sensitivitäten finde. In Wahrheit gibt es eine unüberschaubare Zahl von Publikationen zur Klimasensitivität, auch mit eher höheren Abschätzungen - dazu hatte ich mal einen Beitrag geschrieben. In der
Diskussion mit Lüning wiederholte er nur die falschen Thesen und gab
keine neuen Belege. Nach meiner zweiten Erwiderung meldete sich Lüning auch nicht mehr zurück. Später fing er eine weitere Diskussion auf
dem Börsendiskussionsforum wallstreet-online.de an, bot aber auch dort keine neuen Belege. Ich wies
ihn also darauf hin, dass die Diskussion ohne neue Belege sinnlos
sei, abweichende Thesen von ihm in der Fachliteratur publiziert werden sollten und machte dann eine generelle Erwiderung, warum die Art und Weise, wie Lüning sich meldete, für mich eine Zeitverschwendung darstellt. Wenn man dann weiter runterscrollt, sieht man, dass ich noch weiter inhaltlich antwortete. Schaut man weiter, sieht man, dass ich auf alle Beiträge von Lüning auch antworte, auch auf die Unterstellung, ich würde mich vor einer Sachdiskussion drücken. Wer sich danach drückt, ist dann nämlich Lüning, der nicht wieder im Thread auftauchte und meine Nachfragen unbeantwortet ließ. Dafür machte er etwas besonders Feiges. Im Blog „Die kalte Sonne“ gab er nur einen Ausschnitt eines Beitrags wieder, um den Eidnruck zu erwecken, ich wäre auf ihn gar nicht eingegangen und behauptete über mich "Einer wissenschaftlichen Argumentation weicht er grundsätzlich aus." Das war eine platte Lüge. Das machte er ohne mein Wissen - nur durch Zufall entdeckte ich Monate später, dass in der "Kalten Sonne" über mich etwas geschrieben wurde. Außerdem ohne Möglichkeit
zum Einspruch, denn Vahrenholt und Lüning sind zu feige, fremde
Kommentare auf ihrem Blog zu erlauben.
Was bleibt ist, dass Lüning
und Vahrenholt ihre Irrtümer nicht korrigieren und nicht an die Presse
treten und erklären, dass die globale Temperatur nicht mehr die von
ihrer Theorie geforderte Stagnation zeige. Die Leugnung der Realität
bei der „Kalten Sonne“ wird permanent, eine Lüge zieht nun die
nächste nach sich. Zugleich wird das sektiererische Einigeln
zunehmen, die Angriffe auf die Fakten und die Personen, die sie
vorbringen, werden zunehmend militanter. Manche Kommentatoren reden
vom “postfaktischen“ Zeitalter, in dem nicht mehr Fakten, sondern
nur Meinungen zählen. Doch so neu ist diese Entwicklung gar nicht. Neu ist nur, dass die Verschwörungstheoretiker durch
soziale Medien jetzt ein größeres Publikum erreichen. Wie früher
geht es aber immer noch darum, ihnen etwas Positives entgegen zu
setzen. Die Klimaforschung hat die globale Erwärmung vorausgesagt.
Sie ist da, klar erkennbar in den Daten. Einen aktuellen Vergleich findet man zum Beispiel bei realclimate. Und dass die seriöse
Klimaforschung die Überprüfung durch Beobachtungen besteht,
unterscheidet sie von den absurden Lügen von Vahrenholt und Lüning.
Es sind keine Klimaleugner, es sind Klimabetrüger.
AntwortenLöschenDer Grund warum diese Leute das tun ist Geld. Genauer gesagt Dollars. Belegt ist, dass die Industrie passende "Wissenschaftlern" einen Zustupf von fünfzigtausend Dollar pro Jahr geben. Heute dürfte der Betrag höher sein.
Die Idee zu dem Buch stammt übrigens direkt "vrom sä juneiitet Stäits". Dahinter steckt die US Öllobby. Deren Homepage ist lustig. So ist der Grund für die heute saubere Luft die Verbrennung von Ergas (schreiben die echt).