Mittwoch, 21. April 2010

Testfall Eyjafjallajökull-Vulkan

Der Ausbruch des Eyjafjallajökull-Vulkans macht für das Thema Klimawandel nicht viel her. Er speit zu wenig Schwefeldioxid aus und das auch noch zu weit nördlich, um effektiv die Erde abkühlen zu können, wie es etwa für fast zwei Jahre der Ausbruch des Mount Pinatubo auf den Philippinen geschafft hatte. Die Asche selbst könnte vielleicht auf den Gletschern im Norden Ablagerungen bilden und zu einem Abtauen beitragen. Aber die meist nach Süden führenden Luftströmungen sprechen ebensowenig für einen großen Effekt, wie die nicht übermäßig große Menge an Asche, die der Vulkan abgegeben hatte. Daß überhaupt eine solche Aschewolke bei den Eruptionen gebildet wurde, liegt daran, daß der Vulkan von einem Gletscher bedeckt war. Das Eis in Kontakt mit austretendem Magma führt zu explosionsartigem Verdampfen, bei dem das Magma in feinste Partikel zersprüht. Irgendwann ist kein Eis mehr da. Der Vulkan gibt nur noch einen Magmastrom ab. Interessanterweise ist die CO2-Bilanz des Vulkans positiv - was an CO2 durch die Flugverbote eingespart wurde, ist ein Vielfaches der Kohlendioxidemissionen des Vulkans. Vulkane haben nur auf einer sehr langfristigen Skala einen wesentlichen Effekt auf den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre.

Die Flugverbote waren die eigentlichen Aufreger und machen aus dem Vulkanausbruch einen Testfall. Zum einen lernen wir hier etwas über das Vorsorgeprinzip. Die Fluggesellschaften hätten ja gerne die horrenden Kosten durch die Flugverbote vermieden und meinten, wenn sie ein paar Flugzeuge unbeschadet durch Gebiete fliegen lassen können, in denen man die Aschewolke vermutet, sei bewiesen, daß die Flugverbote unnötig seien. Die zuständigen Behörden und Minister, wie etwa Verkehrsminister Peter Ramsauer in Deutschland, halten hingegen das Vorsorgeprinzip für vorrangig. Wenn niemand garantieren kann, daß alle Flugzeugtypen unbeschadet durch Aschewolken fliegen können, dann sollte das Unwissen über das Risiko bereits ein ausreichendes Argument für Einschränkungen sein. Einzelne Flugzeuge, die ohne Schäden durchfliegen, stellen ja nicht sicher, daß andere Flugzeuge, die vielleicht eine dichtere Aschewolke erwischen, länger der Asche ausgesetzt sind oder bereits aus anderen Gründen zu Schäden neigen, dann doch Ausfälle erleiden und Fluggäste mit Abgasen belastet werden oder die Maschinen sogar Triebwerksausfälle erleiden. Im nachhinein zu meckern, daß alles sich nach Messungen harmloser darstelle, als ursprünglich befürchtet, ist ignorant. Insofern gleicht der Fall der Vorsorge gegen die Schweinegrippe. Die Milliardenkosten der Fluggesellschaften hätten diese vermeiden können, wenn sie die angewandte Forschung finanziert hätten zu untersuchen, welche Konzentrationen und Zusammensetzung von Vulkanasche ihre Maschinen eigentlich schädigt.

Ansonsten haben wir vor allem gelernt, wie sich falsche Sparsamkeit rächen kann. Der Deutsche Wetterdienst hat ein Netz von 35 Ceilometern, die die Wolkenuntergrenze messen sollen. Dazu wird ein Laserstrahl im Infrarotbereich senkrecht nach oben gestrahlt und aus der Rückstreuung berechnet, in welcher Höhe und welcher Intensität Wolken oder Aerosol den Laserstrahl aufhalten. Prinzipiell hätten diese Daten uns dringend benötigte Informationen über die Vulkanasche geben können, wenn es die entsprechende Auswertesoftware und eine Möglichkeit, die Daten in Echtzeit abzurufen gegeben hätte. Das kostet Geld, und das Geld war anscheinend bisher nicht da. Behelfsmäßig hatte man am Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg mit einem LIDAR einen Abbau des Ozons in der oberen Troposphäre gemessen und dadurch zeigen können, daß wohl Vulkanasche bis in den Voralpenraum vorgedrungen war. Aber das taugte nicht, um klar zu machen, wo und wieviel Vulkanasche denn nun wirklich über Deutschland vorhanden war. Daran änderte sich auch nichts durch den Probennahmeflug der DLR am Montag.

Die Lehre ist also, daß man nur bekommt, was man bezahlt. Wollen wir belastbare Daten im Fall eines Vulkanausbruchs, brauchen wir Forschung im Auftrag der Fluggesellschaften über mögliche Schäden an Triebwerken und brauchen wir beim Deutschen Wetterdienst ein besseres Meßnetz mit Echtzeitdaten für Aerosole in der Luft.

Hier die Themenseite des DWD dazu (derzeit auf deren Startseite - der Link kann sich aber verschieben.)

Und hier Verweise auf Primaklima, Astrodicticum Simplex, Diaxs Rake, And the Water seems inviting, die alle was interessantes zum Thema beitragen können.

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