Donnerstag, 3. Februar 2011

Nachtrag zum sogenannten Versöhnungstreffen in Lissabon

Die interessanteste Frage zu der angeblichen Versöhnungstagung der Klimaforscher mit den Klimalügnern bei fast vollständiger Abwesenheit seriöser Klimaforscher ist, wer diese Veranstaltung eigentlich bezahlt hat und damit seine Interessen vertreten sieht. Außerdem gibt es auch inzwischen erste Reaktionen aus dem Kreis, um den es angeblich dabei ging. Damit meine ich nicht die Betroffenheitstrolle wie die Professoren Hans von Storch, Judith Curry oder Peter Webster, die natürlich alles Interesse daran haben, über ihre Tätigkeit als „Mittler und ehrliche Makler“ in ihren Blogs zu schreiben. Vielmehr kann man im Blog Rabett Run vorbeischauen und Gavin Schmidts Kommentar lesen, warum er eigentlich nicht bei der „Versöhnung“ dabei war.


Ich hatte bereits Gerald Traufetters Geschichte über das Versöhnungstreffen als Wunschdenken entlarvt. Angeblich wurde das Treffen von dem Joint Research Centre ISPRA gesponsert. Nun waren zwar von dort ein halbes Dutzend Teilnehmer angereist, die sicher bei der Organisation des Treffens eigene Mittel einbringen konnten, aber Traufetter wollte den Anschein erwecken, als wäre das eine EU-finanzierte und aus der Forschung geförderte Tagung. Laut Rabett sollte man aber lieber schauen, womit eigentlich der Stifter des Tagungsortes, die Gulbenkian Foundation, ihr Geld verdient. Und man stellt fest, der Stifter ist gut in Öl und Gas-Unternehmen (Partex) investiert. Das könnte ein Zufall sein. Denn das Problem ist ja, daß sich jemand freiwillig bereit erklären müßte, zu publizieren, woher er zu welchem Zweck Geld bekommen hat. Das Glück haben wir fast nie. Deshalb bleibt nur, festzustellen, daß wir hier ein Muster sehen. Bei allen Think Tanks, die die Wissenschaft zur Klimaforschung bekämpfen, finden wir Kohle und Öl-Unternehmen bei den Förderern. Wir sehen starken Mitteleinsatz von Koch Industries bei der klimafeindlichen Politikbewegung (Tea Party) in den USA bis hin zu den Aktionen des Generalstaatsanwalts von Virginia, der mit Untersuchungsanträgen versucht, Wissenschaftler einzuschüchtern. Wir finden Verbindungslinien zur Energiewirtschaft bei den Blogaktivitäten von McIntyre und bei der Arbeit von Richard Lindzen, ohne allerdings aktuelle Mittelflüsse beziffern zu können. Und wir müssen nun sagen: „Komischer Zufall, daß ein Treffen im Interesse der Kreise, die die Wissenschaft gerne als zerstritten darstellen und den Eindruck großer Unsicherheit bei deren Ergebnissen erwecken möchte, ausgerechnet im Zentrum einer Stiftung auftritt, die in der Öl und Gasindustrie investiert ist.“

Traufetter hatte auch die märchenhafte Episode geschildert, daß Gavin Schmidt sein Kommen in Lissabon abgesagt hätte, als er erfuhr, daß Steve McIntyre teilnehmen würde. Frei erfunden, um noch mal McIntyre als verfolgten Außenseiter darzustellen, den niemand liebt, weil er die angeblichen Fehler der Klimaforscher aufdeckt. Schmidt legt klar, daß er erst gar nicht sein Kommen in Aussicht gestellt hatte und im Vorfeld auch keine Teilnehmerliste einsehen konnte und auch nicht die inzwischen publizierte 2-Seiten-Motivation des Treffens. Sein Grund für das Nichterscheinen war, daß er keinen Sinn in der Veranstaltung erkennen konnte. Er hatte den richtigen Eindruck, daß den Veranstaltern nicht klar war, worum es eigentlich bei der Auseinandersetzung von Wissenschaftlern und Interessengruppen eigentlich ging. Die Politisierung hängt nicht an mittelalterlichen Temperaturen, sondern daran, daß die Wissenschaftler Fakten akzeptiert und ihre Gegner nicht, sobald sie die politischen Folgen daraus stören. Die wissenschaftlichen Fakten würden schon auf den entsprechenden Fachtagungen diskutiert und wenn man den politischen Hintergrund der Leugner als Ursache für den Konflikt bereits in der Einladung ausklammert, gibt es nichts zu diskutieren.

Die ganze Versöhnung ist wohl genauso als Kulisse aufzufassen, wie die sogenannten Weltklimatagungen der Heartland Stiftung, wo es auch nur darum geht, Wissenschaftstagung zu spielen und einen Anti-IPCC-Bericht herauszubringen.

Die Diskussion bei Rabett Run erhellt auch die Motivation der Organisatoren wie Jerome Ravetz. Er hat nämlich seinen philosophischen Entwurf zu vertreten über das Aufkommen post-normaler Wissenschaft. Dieses Konzept findet bei den Leugnern deshalb Beifall, weil es die eigene geförderte Verschwörungstheorie unterstützt. die besagt, daß in der Klimaforschung die Wissenschaftler aufgrund eigener Interessen die Öffentlichkeit anlügen. Fast alle. Weltweit. Und einige Außenseiter und Blogwissenschaftler wären die einzigen, die die Wahrheit vermitteln, weil sie so ehrlich und selbstlos und klarblickend und unkorrumpiert durch akademische Bildung oder öffentliche Gelder seien. Die These von der PM-Wissenschaft bricht in dem Augenblick zusammen, wenn man anfängt, jede einzelne wissenschaftliche Arbeit durchzugehen. Jede einzelne Publikation ist keiner der Prämissen unterzogen, die Ravetz und seine Mitstreiter aufstellen und erfordert deshalb auch keiner erweiterten, demokratischen Mitwirkung durch Laien, um relative wissenschaftliche Wahrheiten in einem öffentlichen Abstimmungsprozess zu finden. Weder bei der Bestimmung einer Temperatur noch einer Spurengaskonzentration, weder bei der Berechnung einer Klimasensitivität noch bei der Auswertung von Satellitendaten würde eine demokratische Abstimmung mit interessierten Bloggern und anderen Laien zu besseren wissenschaftlichen Ergebnissen führen.

1 Kommentar:

  1. Man braucht gaar nicht mal so weit zu gehen, wenn man einige deutsprachige Klima-Blogs durchgeht. Speziell ist es Prof. Kramm, der sich in den Blogs und in Veröffentlichungen als Bestreiter des Treibhauseffekts profilieren will. Wird er dabei mit Wissenschaft konfrontiert, wird er ausfallend - ohne allerdings die Wissenschaft widerlegen zu können.

    MfG

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