Die Leugnerszene ist kreativ, wenn es darum geht, Pseudoargumente für die Leugnung des Wissensstands zum Klimawandel in Stellung zu bringen. Sie ist auch kreativ dabei, angebliche Zeugen in Stellung zu bringen. George Monbiot hat ein besonders skuriles Beispiel dafür gefunden, wie Leugner versuchten Stimmung gegen seriöse Wettervorhersage und gegen die Tatsache eines globalen Erwärmungstrends zu machen.
Pseudoargumente sind zum Beispiel solche, die über die Tatsache hinwegtäuschen, daß die globale Temperaturzunahme sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend beschleunigt hat. Dies kann man daran festmachen, daß der über eine lineare Regression berechnete Trend der globalen Temperaturzunahme in den letzten 30 Jahren stärker war als in den 30 Jahren davor und in den letzten 50 Jahren größer war als in den 50 Jahren davor. Darüber hinwegtäuschen kann man, indem man einfach einzelne Jahre herauspickt und deren Temperaturdifferenzen berechnet. Wenn man Glück hat, ist zufällig die Differenz des früheren Jahrespaares größer und man kann behaupten, daß in dieser Zeit die Temperatur stärker gestiegen war. Nimmt man die lineare Regression über die gleichen Temperaturspannen, sieht man jedoch, daß die mittlere Steigung in den Zeiträumen von der Verbindungsstrecke zwischen den Endpunkten der Zeiträume erheblich abweichen kann.
Daß schon mal bei den Argumenten gemogelt wird, ist man von der Leugnerfraktion gewohnt. Doch es geht auch absurder. Der Leugner Fred Singer zum Beispiel hat für sein Ein-Mann-Institut Science and Environmental Policy Project ein Direktorium mit einem toten Mitglied und ein wissenschaftliches Beratergremium mit 5 Toten von insgesamt 9.
Doch die beste Geschichte hat der Journalist des britischen Guardian George Monbiot gefunden. Er hatte sich darüber gewundert, daß britische Schundzeitungen, wie die Daily Mail, im Oktober vergangenen Jahres noch Geschichten darüber verbreiteten, daß ein extrem kalter Winter bevorstünde. Seriöse Wetterdienste, wie das britische MetOffice, halten sich bei Langfristprognosen zurück. Doch Dienste wie etwa Exacta Weather oder Positive Weather Solutions (PWS) waren bereit, sich weit aus dem Fenster zu lehnen und Schlagzeilen dafür zu liefern, wie saukalt der Winter 2011/2012 sein würde, verbunden mit Seitenhieben gegen die Propagandisten einer Klimaerwärmung. Auf der Webseite von PWS wurden Bilder von 7 Mitarbeitern präsentiert, die angeblich die Wettervorhersagen erstellen. Die Suche nach den Personen im Web führte jedoch zu seltsamen zweiten Existenzen der Mitarbeiterinnen als heiratswillige Russin, Frisurenmodel und Fotomodel. Wie sich herausstellte, existierte keiner der angeblichen Mitarbeiter des PWS. Und der laufende Winter entsprach auch in keiner Weise der angeblichen Vorhersage.
Ein anderer Leugner des menschengemachten Klimawandels, der behauptet, wir durchliefen nur einen Klimaschwankungszyklus, der nun in einer Abkühlung laufen würde, ist Piers Corbyn. Auch er liefert gerne extreme Wettervorhersagen. Und bei der Vorhersage eines kalten Dezember 2010 lag er auch mal zufällig richtig. Allerdings lag er auch öfters daneben, was den Verdacht eines Zufallstreffers erhärtet. Das größte Problem von Corbyn ist, daß er sich weigert, seine Methodik für seine Langfristprognosen zu veröffentlichen. Die Frage stellt sich, ob die Methodik ebenso imaginär ist, wie die Mitarbeiter von PWS? Was allerdings einige britische Blätter, die die Wissenschaftsleugnung fördern, nicht daran hindert, auf Corbyn ebenso zuzugreifen, wie sie es mit PWS gemacht hatten.
Es sind Dokumente aus dem Heartland-Institute bekanntgeworden, nach denen z.B. Fred Singer monatlich 5000$ und Jährlich nochmals 84.000$ für sein Einmann-Projekt SEPP erhält.
AntwortenLöschenWeieter Zitate aus den geleakten Dokumenten:
“Efforts at places such as Forbes are especially important now that they have begun to allow high-profile climate scientists (such as Gleick) to post warmist science essays that counter our own. This influential audience has usually been reliably anti-climate and it is important to keep opposing voices out.” (emphasis added)
und
"We are pursuing a proposal from Dr. David Wojick to produce a global warming curriculum for K-12 schools. Dr. Wojick is a consultant with the Office of Scientific and Technical Information at the U.S. Department of Energy in the area of information and communication science. ... His effort will focus on providing curriculum that shows that the topic of climate change is controversial and uncertain - two key points that are effective at dissuading teachers from teaching science."
Leugner ist also wirklich das falsche Wort. Bezahlte Lügner trifft es eher.
Link zu den Hertland-Papieren:
AntwortenLöschenhttp://www.skepticalscience.com/news.php?n=1294
Danke für den Hinweis. Ich hatte es schon gesehen und inzwischen dazu einen Beitrag erstellt.
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