Donnerstag, 10. Juli 2008

Woher kommen die Leugner des menschenverursachten Klimawandels?

Ich hatte zuvor bereits darauf hingewiesen, daß einige bekannte Leugner des menschengemachten Klimawandels dem anthropischen Prinzip anhängen, nach dem die Welt optimal darauf eingestellt ist, bewohnbar für Menschen zu sein, weil es andernfalls früher oder später eben keine Menschen mehr gäbe, die in dieser Welt leben könnten. Die Welt hätte daher selbst korrigierende Eigenschaften, und Menschen wäre es nicht möglich, sie durch ihr Handeln unbewohnbar zu machen, etwa durch Treibhausgase. Oft steht hinter solchen Ansichten eine religiöse Orientierung, denn wenn man die Welt als Gottes Schöpfung ansieht, ist klar, daß der Mensch nicht die Möglichkeit hat, Gott in sein Handwerk zu pfuschen. Bei Roy Spencer, John Christy und Richard Lindzen ist dieser Zusammenhang nachweisbar. Zugleich kann man davon ausgehen, daß Leugner der Evolutionstheorien relativ häufig auch Leugner des menschengemachten Klimawandels sein werden.

Es gibt aber auch eine andere Verknüpfung. Institute, die Arbeiten gegen den Klimawandel und den Treibhauseffekt finanzieren (George Marshall Institut, Heartland Institut oder Science & Environmental Policy Project, kurz SEPP) und diverse Leugner (am bekanntesten Fred S. Singer). So finanzierte das Heartland Institut zum einen unter anderem den Leugnerkongress zum Klimawandel in New York , zum anderen ist es auch Herausgeber der Zeitschrift Environment & Climate News, in der neben der Leugnung des Klimawandels auch Beiträge veröffentlicht werden, in denen zum Beispiel ein Arzt behauptet, Passivrauchen sei gesundheitlich unbedenklich.


Im Fall von Fred S. Singer reicht ein Blick auf vergangene Publikation aus dem von ihm gegründeten SEPP. Zusammen mit Dennis Avery und Patrick Michaels findet man zahlreiche Publikationen, in denen sogar bezweifelt wird, daß überhaupt eine nennenswerte Erwärmung stattfindet. Zugleich gibt es hier auch Arbeiten, in denen der Zusammenhang zwischen Tabakrauch und Lungenkrebs bezweifelt wird.

Dahinter steckt eine einheitliche Strategie, die auf die Umweltbehörde der USA zielt, der Environmental Protection Agency EPA. Wenn man in verschiedenen Bereichen, in denen EPA klare Haltungen hat, den Eindruck erwecken kann, daß EPA nur Meinungen vertritt und nicht etwa den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand, wie etwa beim Klimawandel, dann wird man auch glaubhaft machen können, daß Regulationen des EPA gegen den Tabakrauch oder andere Umweltschutz- und Gesundheitsrichtlinien, die Gewinne betroffener Unternehmen mindern, sich nur auf Meinungen gründen und nicht auf gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse.

Das erinnert frappierend an die Strategie der Konservativen in den USA, die Evolutionstheorie anzugreifen, um so generell Zweifel an einer wissenschaftlichen Erklärung der Welt zu schüren und kirchlichen Kreisen mehr Raum für die Erklärung der Welt zu geben – um so indirekt eine fundamentalistisch-christliche, politisch konservative Ideologie zu fördern. Wenn wir wieder an Christy und Spencer denken, schließt sich hier der Kreis.

Hier treffen sich opportunistisch verschiedene politische und wirtschaftliche Gruppierungen, die aus verschiedenen Gründen gegen die gleichen Institutionen antreten. Etwa Tabakindustrie und Energieunternehmen gegen die EPA, konservative in den USA gegen die Wissenschaft. Gerade diese Koalitionen aber machen den dahinter steckenden Lobbyismus so gefährlich. Zum einen können so kooperativ Institutionen unterstützt werden, die daraus dann ableiten können, nicht dominierend von einer einzigen Lobbygruppe abzuhängen. Die Einbettung in ein politisches Umfeld ermöglicht sogar das Einwerben von Spenden von politisch entsprechend gesinnten Privatpersonen, die dadurch noch mehr verdecken, wie stark die Zielsetzungen der Institutionen von Auftraggebern vorgegeben sind. Zugleich ermöglicht dieses kooperative Verfolgen von bestimmten Zielen, wie einer politischen Agenda, der Unterminierung von Regierungsstellen und der Lobbyarbeit für bestimmte Wirtschaftszweige, sehr unterschiedliche Wissenschaftler zusammenzubringen und so den Anschein einer allgemeinen Kontroverse zu wecken. Manchmal geht es schlicht um das quid pro quo – eine Hand wäscht die andere.

10 Kommentare:

  1. Einleitend möchte ich betonen, dass ich Ihre Überzeugung vom AGW akzeptiere. Niemand könnte bis auf weiteres beweisen, dass dieses Szenario falsch wäre. Meine Kritik entzündet sich an etwas anderem:

    "Woher kommen die Leugner des menschenverursachten Klimawandels?"

    Schon die Überschrift ist von autosuggestivem Charakter. Implizit beanspruchen Sie als Tatsache, dass der Klimawandel anthropogen ist. In der - ebenfalls impliziten - Schlussfolgerung bezeichnen Sie diejenigen, welche diesem Zusammenhang kritisch oder gar ablehnend gegenüberstehen, a priori und pauschal als Leugner.

    Dies ist die prinzipielle Totalverweigerung gegenüber jeglichen Argumenten, Daten, Hinweise oder Indizien, die auch nur im entferntesten dazu in der Lage wären, den Hauch eines Zweifels am "menschenverursachten Klimawandel" zu erzeugen. Als Quasi-Begründung dient Ihnen die böswillige Pauschal-Diffamierung Andersdenkender ("Leugner!"). Suchen Sie absichtlich die Nähe zum Begriff "Holocaust-Leugner"?

    =======================================
    Leugnen lässt sich nur eine BEWEISBARE Tatsache, ein beweisbarer Zusammenhang. Eine (auf die Zukunft gerichtete) Prognose ist niemals beweisbar!
    =======================================

    Die totale Fixierung auf eine einzige zulässige Erklärung dokumentiert eine der Wissenschaft unwürdige Verweigerungshaltung, dokumentiert eine totalitäre Abschottungs-Mentalität, einen quasi-klerikalen Dogmatismus!

    Wie nicht anders zu erwarten, bleiben Sie dieser Linie im Inhalt treu. Der entpuppt sich als üble Hetzschrift, die lebt von Denunziation, Unterstellungen, Leugnen jeglicher persönlichen Integrität, von Ignoranz gegenüber der fachbezogenen Reputation bis hin zu der Unterstellung einer Verschwörung gegen die Aufklärung usw. usw.

    SIE GLAUBEN DOCH WOHL NICHT IM ERNST, dass solche Methoden die Redlichkeit der Verfechter des AGW unterstreichen?

    Was ich erwarte von einem überzeugten Vertreter der AGW-Theorie ist eine offene wissenschaftliche Geisteshaltung, wie z.B. Jens Christian Heuer in seinem Blog von 8.6.2008 dokumentiert:
    Klimawandel und die Skeptiker

    Ihr Beitrag aber ruft nur mein Entsetzen und meine Abscheu angesichts seiner Bösartigkeit hervor. Aus der deutschen Geschichte erwächst die Pflicht, der Menschenverachtung, Dogmatismus und Totalitarismus Widerstand zu leisten - in welchem Gewand die sich auch immer zeigen mögen. Sie tun aber das Gegenteil!

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  2. zardoz, danke für den Kommentar. Jeder Beitrag kann wertvoll sein, auch wenn ich ihm inhaltlich nicht zustimme.

    Grundsätzlich vertrete ich den Standpunkt, daß die Frage, ob es einen von Menschen verursachten Klimawandel gibt, schon seit langem keine Kontroverse mehr zuläßt. Die Kette der Ursachen und Wirkungen von Treibhausgasemissionen, veränderter Zusammensetzung der Athmosphäre, veränderten Strahlungseigenschaften der Luft bis zum Temperaturanstieg ist geschlossen und belegt. Für Einzelheiten verweise ich auf die bekannten Berichte des IPCC und der National Academy of Sciences in den USA. Jetzt noch die Frage zu diskutieren, ob Menschen einen Klimawandel verursachen, finde ich absurd. Zu diskutieren, wie stark dieser Wandel sein kann und wie die Auswirkungen zu bewerten sind, ist hingegen legitim.

    Sie unterstellen mir "Bösartigkeit" und wollen nach moralischen Kategorien werten, daß ich meine Meinung über Leugner wissenschaftlich im Grundsatz geklärter Abläufe vertrete. Ich kann das nicht nachvollziehen und empfehle Ihnen, die Motivation hinter Ihrer zur Schau getragenen Empörung zu hinterfragen. Ob Sie das tun, ist Ihre freie Entscheidung. Meine freie Entscheidung ist es, meine Meinung weiter zu vertreten, wie ich die Leugnung des wissenschaftlichen Sachstands zum Klimawandel werte. Um Sie zu beruhigen: Vergleiche mit Holocaust-Leugnern beabsichtige ich nicht. Den Holocaust zu leugnen geht moralisch in eine ganz andere Kategorie. Den meisten Leugnern des wissenschaftlichen Sachstandes zum Klimawandel unterstelle ich nicht Böswilligkeit, sondern eher Uninformiertheit oder einen Tunnelblick auf eine Sachfrage aufgrund politischer oder religiöser Voreingenommenheit.

    Noch etwas anderes: Leugnen kann man natürlich neben bewiesenen Tatsachen auch plausible Feststellungen und allgemein akzeptierte Überzeugungen. Leugner haben nicht per se Unrecht. Im Einzelfall können sie die besseren Argumente gegen überkommene Überzeugungen haben. In dieser Frage allerdings nicht - der Ablauf und die Ursachen des Klimawandels gehören zu einem besonders intensiv bearbeitetem Fachbereich, und man braucht schon sehr, sehr, sehr gute Argumente, um hier noch an grundsätzlichen Ergebnissen zu rütteln. Vorzugsweise in Form einer fachbegutachteten Veröffentlichung in einer besseren Fachzeitschrift, die entsprechende Resonanz in der Fachwelt findet. Wenn ich so etwas sehe, werde ich zu den ersten gehören, die das auch anerkennen.

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  3. Vielleicht hilft eine gewisse Unterscheidung weiter:
    In der Wissenschaft wird unterschieden zwischen Leugnern und Skeptikern gegenüber umweltwissenschaftlichen Erkenntnissen. Erstere haben meist eine dogmatische Position ohne wissenschaftliche Haltung, letztere sind Wissenschaftler, die zum Teil aus Überzeugung, oftmals aber im Auftrag ganzb methodisch umweltskeptische Veröffentlichungen gegen die Konsenswissenschaft verbreiten. Dahinter stehen mächtige wirtschaftliche Interessen. Es ist keine neue, aber eine sehr erfolgreiche Methode, wenn man die Verzögerung der Erkenntnis, nicht aber deren letzendliche Verhinderung als Maßstab nimmt. Mehr hierzu:
    http://michael-meinel.blogspot.com/2008/07/methoden-der-umweltskeptiker.html

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  4. for4zim, Ich weiss nicht, ob Sie nicht verstehen wollen oder können.
    Meine Kritik gilt nicht der Tatsache, dass Sie Ihren Standpunkt vertreten (AGW), sondern der Art und Weise, wie Sie AGW-kritische / AGW-ablehnende Experten statt fachlich, persönlich verletzend angreifen. Der Schluss liegt nahe, dass es Ihnen an fachlichen Argumenten mangelt!

    Wie Sie richtig schreiben, ist es "Ihre freie Entscheidung Ihre Meinung zu vertreten". Wohl wahr! Damit ist aber nicht die persönliche Diffamierung Andersdenkender gedeckt. Ich will hier nicht auf Details eingehen - nur soviel: Der Verdacht einer (angeblichen) Nähe zum Kreationismus bzw. einer (angeblichen) Nähe zur Scientology-Ideologie liesse sich auch für einige IPCC-Mitglieder verfolgen.

    Konsenz ist kein für die Wissenschaft taugliches Konzept. Wer eine Theorie gegen Kritik abzuschotten sucht, verhält sich nicht wie ein Wissenschaftler!

    Empfehlen würde ich Ihnen deshalb, Michael Meinels Rat zu folgen, nämlich zwischen Leugnern = Dogmatikern und Skeptikern = kritischen Experten zu unterscheiden (Dogmatiker gibt es erkennbar auf beiden Seiten!). Die Skepsis reicht weit hinein in die Schar der IPCC-Experten und der AGW-Befürworter. Ich behaupte, Sie wissen das genau!

    Meine persönliche Motivation ist mir selbst schon klar. Die werde ich Ihnen aber nicht auseinanderlegen, denn warum sollte ich es Ihnen erleichtern, durch Hervorhebung und Verzerrung persönlicher Aspekte von der Kernfrage abzulenken: Klimawandel anthropogen oder natürlich?

    Die Auseinandersetzung darüber können Sie nicht - und werden Sie nicht - verhindern. Die Uhr tickt - und mit jedem Monat der "stillen Sonne" wird Ihre Position schwieriger!

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  5. Der Leugnerkongress

    for4zim, Ihre Titulierung Leugnerkongress zum Klimawandel erinnert mich lebhaft an den Sprachduktus der Fernseh"nachrichten" der DDR-Diktatur (falls Ihr Erinnerungsvermögen so weit zurückreichen sollte). Wenn Sie sich in dieser Nähe wohl fühlen ...

    Bei diesem Leugnerkongress zum Klimawandel handelt es sich um die 2008 International Conference on Climate Change, auf der die MANHATTAN DECLARATION ON CLIMATE CHANGE verabschiedet wurde. Statt eines verwertbaren Links dorthin, haben Sie bezeichnenderweise lieber auf realclimate.org verlinkt. Bezeichnend, weil Sie niemandem die Gelegenheit bieten wollen, sich bei Internation Climate Science Coalition selbst ein Bild zu machen. Warum eigentlich?

    Ich bezweifle, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, die Namensliste der Unterzeichner obiger Deklaration zu überprüfen. Unterzeichnet haben: 719 "individuals, all well-trained in science and technology or climate change-related economics and policy", darunter 197 anerkannte, geachtete und einflussreiche Klimaexperten bzw. Experten auf eng verwandten Gebieten - dazu gehören auch 6 IPCC reviewer. Ausserdem weitere 463 Unterzeichner aus Politik und Wirtschaft.

    Sie wissen, dass es noch mehr ehemalige IPCC-Experten und -Autoren gibt, die die Seiten gewechselt haben! Es ist nicht zu übersehen, die Zweifel und Kritik reichen bis hinein in die Schar der wissenschaftlichen Zuträger des IPCC. Demnach lässt das IPCC sich - laut Ihrer Definition jedenfalls - von "Leugnern" beraten.

    Na sowas!

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  6. Lieber Michael Meinel,

    mir ist zwar aus meiner Arbeit nicht bekannt, daß in einer Naturwissenschaft überhaupt eine solche Unterscheidung zwischen Leugnern und Skeptikern vorgenommen wird, weil es ja für die inhaltliche Debatte nicht wichtig ist, warum jemand einen Standpunkt vertritt.

    Interessant ist es hingegen für die politische Diskussion, wenn man Motivationen von Beteiligten verstehen will und begreifen, warum diese oder jene Position vertreten wird. Es ist plausibel, daß man bei den Leugnern Dogmatik erwartet. Skeptiker hingegen sollten alle Wissenschaftler sein - es ist Teil der Arbeitsweise, seine und die Arbeit anderer zu hinterfragen. Deshalb verwende ich den Begriff Skeptiker in einem solchen Zusammenhang lieber gar nicht, weil er nur selbstverständliches ausdrückt.

    Insbesondere sind aber Wissenschaftler, die eine bestimmte (auch vordergründig skeptische) Haltung in einem Auftrag vertreten, sicher keine Skeptiker. Sie sind Auftragsarbeiter, die Gefälligkeitsgutachten schreiben. Das gibt es, und das muß die Wissenschaft aushalten.

    Es gibt meines Erachtens auch keine Konsenswissenschaft in dem Sinne, daß Wissenschaftler eine Einheitsmeinung anstreben oder per Abstimmung ein Konsensergebnis ermittelt wird. Der Konsens ergibt sich dadurch, daß durch ständiges Testen und Kritisieren sich nach und nach "robuste" Erkenntnisse entwickeln, die allgemein anerkannt sind, weil sich jeder davon überzeugen konnte, daß diese Erkenntnisse die Welt am besten erklären. Am besten im Sinne von: mit möglichst wenig Annahmen möglichst viele Vorhersagen reproduzierbar erzeugen. In dem Sinne ist z.B. die Theorie über den menschengemachten Klimawandel durch Treibhausgase robust, weil diese Theorie die wenigsten Annahmen braucht, die meisten tatsächlich beobachteten Klimaelemente erklärt und viele verschiedene Gruppen relevante Elemente der Theorie nachvollziehen konnten. Diesen Sachstand kann man über die Literatur nachvollziehen. Gäbe es hier keinen robusten Erkenntnisstand, gäbe es eine große Zahl kontroverser Artikel, in denen diskutiert wird, ob Treibhausgase überhaupt im Sinne der Definition existieren, was sie bewirken, wodurch sie emittiert werden, wie sich die globale Temperatur entwickelt und was diese Entwicklung bewirkt. Das ist nicht der Fall und das, und nichts anderes belegt einen gesicherten Erkenntnisstand. Wer den anfechten will, kann das jederzeit durch eine Fachpublikation tun. Wer wissenschaftlicher Skeptiker sein will, wählt diesen Weg. Die von mir als Leugner bezeichneten Personen "publizieren" aber nur in grauer Literatur, in Blogs und Zeitungsartikeln, allenfalls in unseriösen pseudowissenschaftlichen Blättern (z.B. Energy&Environment - ein Journal ohne Expertise im naturwissenschaftlichen Bereich).

    Ich denke aber, welche Begrifflichkeiten man auch wählt, sie werden alle angreifbar sein, weil natürlich in die Wahl der Begriffe schon die persönlichen Wertungen eingehen.

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  7. Zardoz, Beitrag von 18:03:

    zu „for4zim, Ich weiss nicht, ob Sie nicht verstehen wollen oder können.“: ich halte solche Formulierungen für unangebracht. Ich habe Sie sehr wohl verstanden, und wenn ich Ihren Standpunkt nicht übernehme, muß das nicht unbedingt daran liegen, daß Sie noch ausführlicher werden müßten oder ich mich nicht bemühte, sondern es kann auch daran liegen, daß Ihr Standpunkt nicht plausibel ist. Sie unterstellen mir in einem Blog, in dem ich überwiegend fachliche Inhalte populärwissenschaftlich aufbereite, es mangelte mir an inhaltlichen Argumenten. Das ist absurd. Ich beschäftige mich in ausnahmsweise mit Motivationen von Personen, die fachlich nicht zu rechtfertigende Positionen vertreten. Und damit haben Sie Probleme. Für Sie ist es anscheinend Diffamierung, wenn man über die Motive von Lindzen, Spencer oder Christy nachdenkt. Da leben Sie in einer seltsamen Welt. Nehmen Sie es mal hin, daß nicht jeder und nicht einmal die Mehrheit Ihre Überzeugungen teilt.

    „Konsens ist kein für die Wissenschaft taugliches Konzept. Wer eine Theorie gegen Kritik abzuschotten sucht, verhält sich nicht wie ein Wissenschaftler!“ Sie greifen hier etwas an, was ich nicht vertreten habe und was auch seitens der Wissenschaftler (in dieser Frage) nicht stattfindet. Wer an dem Sachstand, wie er durch die IPCC-Berichte (unter anderem) zusammengefaßt wird, etwas kritisieren will, hat jederzeit die Möglichkeit, dies zu tun.

    „Empfehlen würde ich Ihnen deshalb, Michael Meinels Rat zu folgen, nämlich zwischen Leugnern = Dogmatikern und Skeptikern = kritischen Experten zu unterscheiden (Dogmatiker gibt es erkennbar auf beiden Seiten!). Die Skepsis reicht weit hinein in die Schar der IPCC-Experten und der AGW-Befürworter. Ich behaupte, Sie wissen das genau!“ Sie begeben sich aufs Glatteis, wenn Sie jemandem anderen erklären wollen, was er denkt. Als rhetorisches Mittel ist das wirkungslos. Wie ich in der Antwort an Herrn Meinel schon dargestellt hatte, sollte jeder Wissenschaftler Skeptiker sein. Als Skeptiker wird aber niemand auf die Idee kommen, eine mittlerweile bewährte Theorie in Frage zu stellen. Ein Skeptiker wird sich aber sehr kritisch mit Ansichten auseinandersetzen, in denen alleine aufgrund von Korrelationen, die zudem durch eine fragwürdige Auswahl von Daten zustande kommt, unterstellt wird, die globale Temperaturentwicklung der letzten Jahrzehnte sei wesentlich durch einen Einfluß der Sonne bewirkt alternativ zu einem Einfluß von Treibhausgasen. Ein Skeptiker wird Lindzens Iris-Theorie hinterfragen, weil sie sich experimentell nicht verifizieren läßt. Er wird bei Svensmark nachfragen, was eine Theorie soll, deren bestimmende Größen sich dem eperimentellen Nachweis entziehen. In dem Sinne reicht die Skepsis in der Tat hinein in die Gruppe der Wissenschaftler, die an der Erstellung der IPCC-Berichte beteiligt waren.

    „Die Auseinandersetzung darüber können Sie nicht - und werden Sie nicht - verhindern. Die Uhr tickt - und mit jedem Monat der "stillen Sonne" wird Ihre Position schwieriger!“ Das ist lächerlich. Angenommen, es gäbe tatsächlich das von der Leugner-Gemeinde herbeigesehnte Minimum der Sonnenaktivität im Ausmaß des Maunder-Minimums, dann würde ich das sehr begrüßen, weil es uns ein wenig Zeit gibt. Allerdings nicht viel. Die „kleine Eiszeit“, die auch nur teilweise durch das Maunder-Minimum und teilweise durch einige besonders starke Vulkanausbrüche in den Tropen bewirkt wurde, hat für eine begrenzte Zeit die globale Temperatur um einige Zehntelgrad gesenkt (nach den meisten Temperaturrekonstruktionen um ca. 0,3 Grad, maximal 0,5 Grad. Das ist die Hälfte oder weniger des anthropogenen Temperaturanstiegs des 20. Jahrhunderts und vielleicht grob ein Zehntel des erwarteten anthropenen Temperaturanstiegs dieses Jahrhunderts. Noch schlimmer für die Leugner: den Strahlungsfluß von der Sonne kann man messen (am Boden und durch Satelliten) und diese externe Variable kann man den Modellen vorgeben, um die Rechnungen zu verbessern. Kein Wissenschaftler hat ein Problem damit, seine Modelle zu korrigieren und zu verbessern – das gehört zur normalen Arbeit. Aber was machen die Leugner, wenn die globale Temperatur in den nächsten 5 Jahren auf neue Rekordwerte steigt? Oder wenn ein zweites Maunder-Minimum auftritt, aber dabei keine neue „kleine Eiszeit“ auftritt?

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  8. Zardoz, Beitrag von 18:23:

    „Leugnerkongress zum Klimawandel“ erklärt exakt, was da in New York stattgefunden hatte. Es war keine wissenschaftliche Tagung und es sind dort keine wissenschaftlich beachtenswerte Beiträge vorgestellt worden. Die Tagung war vom Heartland-Institut finanziert worden, das aktiv die Leugnung des anthropogenen Klimwandels unterstützt. Ich habe auf realclimate.org verlinkt, weil man dort beides hat: den Link auf die Veranstalter wie auch die Kritik an dieser Art von Pseudowissenschaftlicher Selbstdarstellung. Wer seine Beiträge auf den üblichen Fachtagungen nicht mehr unterbringen kann, und daher solche Versammlungen Gleichgesinnter nötig hat, stellt klar dar, daß er mit seriöser Wissenschaft nichts zu tun hat.

    Wie viele Menschen mit angeblichem wissenschaftlichen Hintergrund nicht definierter Relevanz eine antiwissenschaftliche Erklärung unterzeichnet haben, ist völlig uninteressant – ich lasse jetzt diesen Beitrag stehen, behalte mir aber vor, weitere Links auf Pseudowissenschaft in meinem Blog zu löschen. Auch, daß einige der Unterzeichner der Deklaration zu den hunderten Mitarbeitern an den IPCC-Berichten zählen, läßt mich kalt, weil Wissenschaft nicht durch solche Deklarationen und Unterschriftenlisten gemacht wird, sondern durch seriöse Forschung. Hat einer der Unterzeichner versucht, den Inhalt der Deklaration in einer Fachzeitschrift einzureichen? Nein. Warum nicht? Weil es der Fachdiskussion nicht standhält. Das wäre aber der einzige Belege dafür, daß an dieser Position was dran ist. Die können meinetwegen auch 50.000 Unterschriften lauter angeblicher Wissenschaftler an die Deklaration hängen, so lange die Inhalte nicht in der Fachliteratur publiziert werden, ist das reine Effekthascherei.

    Und Formulierungen wie: „for4zim, Ihre Titulierung Leugnerkongress zum Klimawandel erinnert mich lebhaft an den Sprachduktus der Fernseh"nachrichten" der DDR-Diktatur (...). Wenn Sie sich in dieser Nähe wohl fühlen ...“ möchte ich hier nicht mehr lesen. Das ist diffamierend. Schreiben Sie das von mir aus in Ihrem Blog, aber nicht hier.

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  9. for4zim,
    dies ist ein letzter Kommentar, dann sind Sie mich los. Ich beschränke mich auf wenige Punkte:

    * Ich habe Sie nirgendwo aufgefordert, meinen Standpunkt zu übernehmen, ganz im Gegenteil. Warum schreiben Sie das?

    * Wenn Sie als Wissenschaftler (nehme ich mal an) sich als Skeptiker verstehen, dann müssten Sie logischerweise auch zur Skepsis gegenüber dem AGW und der Veröffentlichungspolitik des IPCC fähig sein, ... (weiteres verkneife ich mir hier und jetzt).

    * Theorien in Frage zu stellen, ist auch Aufgabe von Wissenschaftlern.

    * Meine Bemerkung betreffs "Sprachduktus" bezog sich darauf, wie ich Ihren Begriff "Leugnerkongress" wahrnehme. Die Begriffe, die man wählt, tragen nun mal zur Reaktion beim Leser bei.

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  10. Ich habe einen Beitrag gelöscht, in dem hinter einem Titel auf einen Beitrag in einem Internetjournal verlinkt wurde, der die gegenteilige Aussage des Titels hatte. Ich sehe so etwas als einen Versuch an, Leser zu täuschen, damit sie auf eine Seite klicken, die sie möglicherweise nicht interessiert. Damit ist das für mich Spam.

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