Montag, 20. Februar 2012

Klageorgie der Leugner

Das Heartland Institute droht offensichtlich systematisch allen Bloggern mit juristischen Schritten. Ich hatte bereits auf Greg Ladens Blog hingewiesen, der als erster über einen Schreiben der Juristin des Leugner-Unternehmens berichtete. Doch nicht nur für das Bloggen über die skandalösen Vorgänge bei dem Lobby-Unternehmen gibt es Klagedrohungen. Auch in anderer Hinsicht ist das Unternehmen klagefreudig, wie zum Beispiel der Blog Rabett Run kommentiert. Eine Ergänzung zum gestrigen Blogbeitrag.


Inzwischen melden sich nach Greg Ladens Blog und dem DeSmogBlog weitere, die vom Heartland Institute Schreiben der besonders frechen Art bekamen. Zum Beispiel 350 or bust (für das 350 ppm Ziel, das viele Umweltaktivisten als Langfristziel für eine Reduzierung des CO2-Mischungsverhältnisses sehen), wo sich gleich ein passendes Bild dafür findet, was die Bloggerin hier als angemessene Antwort sieht. Oder der Blog Little Green FootballsDas Heartland Institute begründet seine Handlungen damit, daß sie nur in besonderen Fällen juristisch gegen Personen mit abweichender Sichtweise vorgingen und zwar nur, wenn dabei Betrug oder Verleumdung im Spiel seien. Verblüffenderweise meinen sie dabei nicht sich selber, wie etwa die Verleumdung seriöser Wissenschaftler auf Basis der gestohlenen persönlichen Emails vom Server der Climate Research Unit oder den Betrug mit falschen Angaben zum Stand der Wissenschaft in dem vom Heartland Institute bezahlten NIPCC-Machwerk. Wie sie allerdings bei den Bloggern dieses begründen wollen, dürfte allen ein Rätsel sein. Da das Heartland Institute indirekt die Korrektheit der Angaben in den von ihnen gesendeten Dokumenten bestätigt hatten und Dritte die Angaben dort bestätigen konnten, kann von einer Verleumdung keine Rede sein. Und um einen Betrug zur Anzeige bringen zu können, müßte zunächst ein Betrug nachgewiesen werden. Und dann könnte auch nur der angezeigt werden, der diesen Betrug ausgeführt hat - Blogger, die über Dokumente bloggen, die im Internet verfügbar sind, begehen nun definitiv keinen Betrug. Gar mit Klage zu drohen, wenn jemand nicht seine Meinungsäußerungen zum Thema löscht, das ist einfach nur Selbstüberhebung. Was für eine Form der Internet-Diktatur schwebt denn da dem größenwahnsinnige Vorstellungen äußernden Boß des Heartland Institute Joseph Bast vor?

Er setzt noch einen drauf, als ein 71-jähriger US-Veteran namens Gary Wamsley sich mit einem Brief beim Heartland Institute gemeldet hatte. Wamsley äußerte seinen Unmut, als er über die Pläne hörte, daß ein David Wojick dafür finanziert werden soll, ein Curriculum für US-Schulen zu erstellen, in dem die absurde, verdrehte Weltsicht der Lobbyisten zu Wort kommen soll. Er erklärte, daß die Menschen am Heartland Institute sich schämen sollten, daß sie die USA, die bereits beim wissenschaftlichen Standard nur mit Problemen mit der Welt Schritt halten können, auf diesem Wege weiter zerstören, wie auch der Welt schaden. Sie seien Verräter am Lande und er hätte nicht 30 Jahre lang im Militär gedient, um solche Leute zu beschützen. In einem Schreiben von Joe Bast folgt eine Rechtfertigung des Heartland Institute, eine Klage über die Blogger, die peinliche Dokumente des Unternehmens ans Licht holten und schließlich eine massive Drohung gegen den Veteranen:

"Since your letter is threatening, I’ve forwarded it to our legal counsel, forensics team, and the FBI" - "Weil Ihr Brief bedrohlich ist, habe ich ihn zur juristischen Prüfung, an ein kriminaltechnisches Team und an die Bundespolizei der USA weitergeleitet."

Das läßt Gary Wamsley offensichtlich unbeeindruckt. Anscheinend geht es dem Heartland Insitute nur darum, mit möglichst martialischen Drohungen unliebsame Blogger zum Schweigen zu bringen, damit die peinliche Aufdeckung der Machenschaften des Heartland Institute möglichst bald verstummt. Den Gefallen wird Joe Bast aber niemand der bedrohten Blogger tun. Interessanterweise findet man mit der Websuche nach Sätzen aus dem Drohbief an verschiedene Blogger auch viele bekannte Leugnerblogs, die diesen plumpen Versuch der Unterdrückung der Meinungsfreiheit anscheinend ganz in Ordnung finden. Angesichts der Freiheitsrhetorik, wenn es darum geht, Wissenschaftler zu diffamieren und über den Klimawandel zu lügen ein besonderer Fall von Bigotterie.

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