Es gibt eine schöne englische Redensart "When in a hole, stop digging." - "Wenn man in einem Loch ist, soll man aufhören zu graben." Die Journalisten des Spiegels sollten das beherzigen, denn sie machen das Gegenteil.
Nachdem Marco Evers, Olaf Stampf und Gerald Traufetter zum Klimawandel mit dem Artikel "Die Wolkenschieber" vorgeführt hatten, wie man lügt, diffamiert und Unterstellungen verbreitet, gibt es jetzt bei Spiegel Online einen Nachschlag mit noch mehr Lügen, Diffamierungen und Unterstellungen, aber nun auch noch verbunden mit Hinterfotzigkeit, denn man findet munter eingestreut viele Textstellen, mit denen sich die Spiegeljournalisten den Anschein der neutralen Berichterstattung geben wollen. Erst die Würdigung des Textes im Zusammenhang, die Analyse verräterischer Formulierungen und die eingestreuten Verlinkungen machen deutlich, daß hier in Wahrheit die Desinformation der Öffentlichkeit weitergeht. D
iesmal wird Axel Bojanowski vorgeschickt, der unter dem Titel "Forscherskandal: Heißer Krieg ums Klima" Kriegsberichterstattung vom Kampf zweier Bürgerkriegsparteien vorspielt. Nur daß es diese zwei Parteien nur in dem Paralleluniversum des Spiegels gibt, denn in Wahrheit gibt es nur eine Partei, die Lobbyisten, die der Öffentlichkeit was über den Klimawandel vorlügen wollen. Alle übrigen Akteure reagieren nur in irgendeiner Form auf diese Partei. Mit diesem Krieg zwischen zwei Parteien hat der zum Thema völlig inkompetente Journalist aber eine griffige Erzählung, die jedem, der die Hintergründe nicht kennt, sofort einleuchtet und die betroffenen Wissenschaftler genau in die Position bringt, in der dann die ganzen Schläge unter die Gürtellinie treffen. Deshalb muß ein wichtiger Punkt vorausgeschickt werden.
Angenommen, es brächte irgendeinen wirtschaftlichen Vorteil, wenn man annimmt, daß 2+2=3 ist, würde es sofort eine Lobby dafür geben, diese Ansicht zu verbreiten und es würden sich auch Menschen finden lassen, die mit beliebiger Komplexität Argumentationen vorführen, warum 2+2=3 ist oder zumindest, warum wir uns nicht so sicher sein sollen, daß unter allen Umständen 2+2=4 ist. Vielleicht gibt es ja noch einen Fortschritt in der Mathematik, irgendeine spezielle Topologie, unter der vielleicht auch etwas anderes als 2+2=4 sinnvoll wäre. Und so weiter... Es ist hoffentlich einsichtig, daß 2+2=3
objektiv falsch ist. Hier gibt es keinen Anlaß zur Diskussion. Es ist dann auch nicht sinnvoll, dies als Auseinandersetzung zweier Gruppen zu behandeln, die sich beide irgendwie im Recht fühlen können. Hier gibt es nur eine richtige Ansicht und
eine Partei, die eine Lüge verbreiten will. Eine Berichterstattung dazu, die vorgibt, eine Auseinandersetzung zweier Gruppen zu schildern, ohne sich auf eine Seite zu stellen, ist nicht neutral - sie ist desinformierend und heuchlerisch. Bei einer Aussage, die entweder wahr oder falsch ist, ist auch unentschieden falsch. Da die Leugner des wissenschaftlichen Standes zum Klimawandel falsche Behauptungen verbreiten, wie etwa die, daß unsicher sei, ob es sich derzeit global erwärmt, ob der Mensch der wesentliche Antrieb des aktuellen Klimawandels sei, ob der Klimawandel potentiell gefährlich sei, ob die Temperaturrekonstruktionen von Mann et al. 1998 reproduzierbar sind, ist eine neutrale Berichterstattung nur eine, die diese Ansichten als falsch darstellt. Genau das tut der Spiegel nicht, er berichtet nicht neutral, sondern verfälschend. Und da ich hier eine ganze Serie von Artikel finde, in der verschiedenste Journalisten immer wieder diese Erzählung vorbringen, daß es unter Klimaforschern zwei Parteien gäbe, "Skeptiker" und "Alarmisten" und viele zwischen diesen Parteien, und man daher beim Thema Klimawandel noch Grund zu Zweifeln hätte, über was, wird vage gehalten, ist dies anscheinend Redaktionslinie beim Spiegel. Das heißt, dieser Lügenjournalismus ist nicht das Vergehen einzelner Journalisten beim Spiegel, sondern die Redaktion hat irgendwann die Linie ausgegeben, daß man hier mit der Skandalwelle reiten möchte, weil man sich dadurch Auflage verspricht. Noch bösartiger wäre die Unterstellung, daß man hier auf Anzeigenkunden schielt. Dafür führt man die Parodie investigativen Journalismus vor, die sich darin erschöpft, Unterstellungen der Leugnerszene mit eigener Garnierung abzuschreiben.
Der Ansatz des SpiegelsDer Ansatz des ganzen Geschreibsels ist einfach. Man behauptet, die gestohlenen Emails der Climate Research Unit CRU analysiert zu haben, um so zu erhellen, ob sich die Erde wirklich erwärmt und ob die beteiligten Klimaforscher da Lobbyisten in die Falle getappt seien. So steht es in der Einleitung. Das ist zugleich absurd und verlogen. Es ist absurd, weil man über die Emails niemals so etwas feststellen könnte. Ob die Aussagen der Forscher korrekt sind, erhellt nur die wissenschaftliche Fachdiskussion über die Fachliteratur. Hier ist die Antwort eindeutig: die grundsätzlichen Aussagen der Klimaforschung sind reproduzierbar und werden durch die reale Entwicklung zunehmend bestätigt. Wenn man der globalen Temperaturzeitreihe bei CRU nicht glaubt, hat man mehrere andere Zeitreihen zur Verfügung, an Land, zur See oder durch Satelliten und viele andere Indikatoren für eine globale Erwärmung. Wenn man Mann et al. 1998 nicht den Hockeystick glaubt, gibt es über ein Dutzend anderer Temperaturrekonstruktionen der letzten 12 Jahre, die zeigen, daß die grundsätzlichen Ergebnisse korrekt waren. Deshalb ist es sinnlos, auch nur anzufangen, in den Emails irgendwas finden zu wollen. Selbst wenn da ein Geständnis von Mann stünde, er hätte 1998 die Daten gefälscht, wäre das schon längst durch all die anderen Artikel dazu überholt. Es wäre für ihn ein Problem, aber nicht für die Wissenschaft. Verlogen ist diese Analyse, weil diese Analyse bereits durchgeführt wurde. Unter anderem hat bereits der Guardian eine solche Analyse durchgeführt. Alle Untersuchungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen: aus den Emails lassen sich keine Verfälschungen von Daten und Ergebnissen ableiten, allenfalls, daß die Wissenschaftler von antiwissenschaftlichen Angriffen genervt waren, in den Emails stellenweise ihren Frust über die Sabotage ihrer Arbeit abreagierten und versuchten, Angriffe über Absprachen abzuwehren. Und man muß schon ein mieses Charakterschwein sein, Menschen an den Pranger zu stellen, die Versuche zur Sabotage und zur Falschdarstellung im fachlichen Bereich durch konzertierte Aktionen abwehren wollen.
Ein Soziologe urteilt über die KlimaforschungDer Spiegeljournalist wertet nun auch nicht den fachlichen Inhalt - kann er ja gar nicht - er macht daraus ein soziologisches Problem. Zwei Gruppen kämpfen miteinander, das menschelt schön und läßt sich schnell auf eine Ebene bringen, die Durchschnittsbürger mitverfolgen können. Daher bewertet die Emails nicht etwa ein Klimaforscher, sondern ein Soziologe, ein gewisser
Peter Weingart von der Uni Bielefeld. Nun ist Weingart ein Mensch mit Vorbelastung.
Schon seit längerem behauptet er, daß Wissenschaftler aus bestimmten Gründen zum Alarmismus neigen würden. Diese Behauptung wird fatalerweise davon begleitet, daß Prof. Weingart unter dem Dunning-Kruger-Effekt leidet und über ein Thema redet, das er offensichtlich nicht versteht, von dem er aber meint, etwas zu verstehen. Zum Beispiel ist ihm nicht klar, daß die Klimasensitivität, die vorgibt, wie stark der Klimawandel wird, über die letzten 30 Jahre im Mittel der Publikationen recht konstant blieb, während Szenarien, auf die diese Klimasensitivität angewendet wird, sich geändert haben - das kann der Soziologe offensichtlich gar nicht auseinanderhalten. Das IPCC ist nicht, wie Weingart behauptet, im Laufe der Jahre moderater geworden, sondern im Gegenteil in den Aussagen im Laufe der Zeit konkreter und in der zentralen Feststellung tendenziell dramatischer. So ein Mann ist genau der Zeuge, den der Spiegel brauchen kann. Und so kommentiert er in die Emails das hinein, was schon vorher seine vorgefaßte Meinung war - Klimaforscher neigen aus Gutmenschentum zum Alarmismus und ihnen fehlte die Fähigkeit zur Selbstkritik, das zu erkennen. Daher titelt der Spiegel auch mit "Forscherskandal", obwohl sie eigentlich über den Medienskandal schreiben müßten, nämlich ihrer eigenen verkorksten, gelogenen Gegenwirklichkeit und ihrer fehlenden Selbstkritik, endlich mal ihre Lügen zu korrigieren. Wieso schafft es der Spiegel eigentlich nicht, die ganzen Lügen und die ganze konzertierte Desinformation der Öffentlichkeit über ThinkTanks, Seilschaften bei den Republikanern in den USA, bei den Energiefirmen und ihren willigen Helfern aufzudecken? Das wäre investigativer Journalismus. Aber vielleicht zuviel Arbeit, zu schädlich für das Anzeigengeschäft oder zu offensichtlich und daher nicht auflagenträchtig. Also gräbt sich der Spiegel weiter in sein Lügenloch, zusammen mit Weingart.
Wie man mit Formulierungen Meinung machtIch schrieb in der Einleitung, der Spiegelartikel sei hinterfotzig. Das sieht man daran, daß unter anderem mit der Formulierung die Aussagen von Absätzen gedreht werden. Im Teil 2 des Artikels wird etwa die Frontstellung beschrieben: "Die Fronten in der Klimadebatte sind seit langem verhärtet: Auf der einen Seite steht eine überschaubare Anzahl tonangebender Klimaforscher, auf der anderen eine mächtige Lobby aus Industrieverbänden, deren Ziel es ist, die Gefahren der Erderwärmung zu bagatellisieren. Sie wird insbesondere vom rechten politischen Spektrum der USA, von Verschwörungstheoretikern, aber auch von kritischen Wissenschaftlern unterstützt. Doch damit waren die Rollen von Gut und Böse keineswegs eindeutig verteilt. Die Mehrheit der Klimaforscher stand zwischen beiden Parteien."
Man beachte erst mal, daß so getan wird, als könne es überhaupt eine Debatte zwischen Industrieverbänden und Wissenschaftlern geben. Das geht gar nicht - wissenschaftliche Debatten finden unter Wissenschaftlern statt. Man beachte weiterhin, daß von einer "überschaubaren Anzahl" Wissenschaftler geschrieben wird - es wird direkt das Bild vermittelt, hier ginge es um eine kleine Gruppe, im Gegensatz zu einer Mehrheit. Das ist falsch. Die Vorstellungen der Klimaforschung sind ein Konsens, der deshalb von einer überwältigenden Mehrheit der Wissenschaftler geteilt wird, weil an diesen Fragen seit Jahrzehnten gearbeitet wird. Dann steht da noch das Wort "tonangebend". Die Unterstellung dabei ist: eine radikale Minderheit will der Mehrheit ihre Ansicht aufdrücken. Dann kommt ein Satz, mit dem der Spiegel Neutralität suggerieren will - er bringt Schlüsselwörter: rechtes politisches Spektrum, Verschwörungstheoretiker, der Leser denkt, ja, das klingt nach böser Industrielobby. Aber dann der Tiefschlag - und kritische Wissenschaftler. Also sind die anderen Wissenschaftler - die tonangebenden, die Minderheit, die die IPCC-Aussagen vertreten - nicht kritisch. So demontiert man diejenigen, die 2+2=4 vertreten, und tut dabei, als sei man neutral. Der i-Punkt darauf ist dann der Schluß: "Die Mehrheit der Klimaforscher stand zwischen den Parteien." Welchen Parteien? Was für eine Mehrheit? Die Mehrheit unterschreibt die Feststellungen des IPCC. Aber genau diese Feststellungen stehen unter Beschuß der Energielobby und der Leugnergruppen, zu denen dann auch willige Helfer aus der Wissenschaft zählen, wie Fred Singer oder Lindzen oder Pat Michaels, die vom Spiegel so irreal als "skeptisch" bezeichnet werden. Ein anderes Beispiel, und mehr kann ich nicht bringen, weil das sonst in eine seitenlange Abhandlung ausarten würde, ist das hier: "Die Erdölkonzerne reagierten alarmiert. Zusammen mit Firmen anderer Branchen, die die Verteuerung fossiler Energieträger fürchteten, schmiedeten sie Bündnisse. Dafür konnten sie auch einige scharfsinnige Klimaforscher wie etwa Patrick Michaels von der University of Virginia gewinnen." Man beachte, daß zuerst wieder die Ölkonzerne thematisiert werden. Scheinbar ist der Spiegel neutral und hebt das Lobbyproblem hervor. Doch dann das verräterische Wort: "einige
scharfsinnige Klimaforscher". Wieso "scharfsinnig"? Das ist ein Adjektiv, das hier aus dem Nichts kommt. Sind etwa alle, die nicht die Lobbypositionen vertreten, nicht scharfsinnig? Zumal Michaels sich hervorgetan hat durch die Publikation abgrundtief schlechter Artikel, durch Diffamierungen von Kollegen,
durch Käuflichkeit und durch Lügen.
Und wieder Lügen und UnterstellungenAuch in diesem Spiegelbeitrag wird auf die Wahrheit eingeprügelt, bis sie blutend am Boden liegt und nur noch röchelt. Da steht etwa "Zwar gilt die Prognose einer bevorstehenden Erwärmung als gut belegt. Doch über die Folgen bestehen weiterhin erhebliche
Unsicherheiten." Verlinkt ist hier nicht etwa irgendein seriöser Text über Unsicherheiten in der Klimafolgenforschung, sondern der eigene Lügenartikel "Die Wolkenschieber". Ein Lügenzirkelschluß des Spiegels also. Die Prognose gilt nicht als, sie ist belegt, was einen wesentlichen Teil des IPCC-Berichtes der WG 1 ausmacht. Und die Unsicherheiten der Klimafolgen sind dort auch erläutert, entsprechen aber keineswegs den Darstellungen von Industrielobby, Leugnern - und dem Spiegel.
Im Tenor des alten Artikels geht es auch hier im Teil 5 weiter. "Um eindeutige Kurven zu erhalten, mußten die Forscher freilich ein wenig nachhelfen." schreibt der Spiegel und unterstellt Datenfälschung. Vielleicht versteht der Journalist selbst nicht, was dieser Satz eigentlich bedeutet, doch er präzisiert: "Baumringdaten zeigen seit Mitte des 20. Jahrhunderts keine Erwärmung mehr - und stehen damit im Widerspruch zu den Temperaturmessungen. Diese offensichtlich falschen Baumdaten wurden mit dem umgangssprachlichen "Trick" aus Temperaturkurven getilgt." Das ist falsch. Die Baumringdichten bestimmter Bäume zeigen nach ca. 1960 keine Korrelation mit der Temperatur. Das bedeutet aber nur, daß nun andere Faktoren die Baumringdichte dominieren. Das steht keineswegs im Widerspruch zu Temperaturmessungen. Die Baumringdichten waren auch nicht falsch. Sie waren nur nicht mit dem gleichen Modell interpretierbar wie Daten vor 1960. Warum das so ist, wird in der Fachliteratur diskutiert und ist noch nicht geklärt. Es wurden auch keine Daten "getilgt". Sie sind in den Publikationen da und die Divergenz zwischen Baumringdichte und gemessener Temperatur nach 1960 wird diskutiert.
Es wird unterstellt, Forscherzirkel hätten kontrolliert, wer in Fachzeitschriften publizieren durfte und so ihre Meinung durchgesetzt. Das ist nachweislich falsch - es ist sogar furchtbarer Blödsinn von einigen Wissenschaftlern wie Patrick Michaels publiziert worden, der eigentlich gar nicht hätte veröffentlicht werden dürfen. Selbstverständlich werden Wissenschaftler im sorgfältigen Peer Review offensichtlich falsche Artikel korrigieren oder gar zurückweisen, wenn sie ihre Arbeit sorgfältig machen. Genau das ist Zweck des Peer Review. Für den Spiegel ist es aber Meinungsmache, sobald Wissenschaftler in Emails darüber diskutieren, daß es miese Artikel gibt, die konzertiert in Fachzeitschriften gedrückt werden sollen. Und wieder scheinbare Neutralität, die in Wahrheit Partei ist. Der Rücktritt mehrerer Wissenschaftler aus der Redaktion von Climate Research, nachdem durch Mauschelei ein offensichtlich falscher Artikel von Patrick Michaels veröffentlicht wurde, wird zu einem Mahnmal des Einflusses von Michael Mann und anderen stilisiert, obwohl selbst Hans von Storch, sicherlich nicht im Verdacht, zu Manns Truppen zu gehören, an der Spitze der Protestierer gegen die Mauschelei bei Climate Research stand.
Das unverantwortliche Verhalten des SpiegelsDer Spiegel macht den Wissenschaftlern zum Vorwurf, daß sie Feststellungen sehr vehement verteidigen, die der Aussage "2+2=4" im Wahrheitswert nahe kommen. Viele Feststellungen zum Klimawandel, die von Leugnern immer noch angegriffen werden, sind bereits auf hohem Niveau abgesichert. Wenn Journalisten dann ein Forum für Leugner bieten, weil sie in krasser Inkompetenz deren falsche Behauptungen verbreiten, werden sie zu recht kritisiert und ist die Frage nach einer Qualitätskontrolle der Medien berechtigt. Doch der Spiegel kehrt das um: "Allerdings versuchten Wissenschaftler mitunter,
Druck auszuüben, wenn sie mit der medialen Berichterstattung nicht einverstanden waren." Verlinkt ist ein Artikel, in dem Prof. Stefan Rahmstorf angegriffen wird. Rahmstorf hat natürlich keinen Druck auf Medien ausgeübt. Wie denn? Wenn der Spiegel Blödsinn schreibt, erreicht er damit sofort Millionen Menschen. Wenn Rahmstorf dagegen einen Leserbrief schickt, kommt der erst mal zu einer Person - und in einen Papierkorb - Asymmetrie der Medienmacht. Rahmstorf hat kritisiert, daß Falschmeldungen verbreitet wurden. Das scheint für Journalisten nicht akzeptabel zu sein.
(...) Journalisten halten nichts von Selbstkritik und Qualitätskontrolle, denn dafür haben sie keine Zeit und es ist ihnen zu teuer.
Es läßt sich noch viel über die Geschichtsklitterung des Spiegels schreiben, wenn er die Geschichte der Wissenschaft des Klimawandels mit Hansens Auftritt vorm Senat 1988 und einem Aufruf deutscher Physiker 1986 beginnen läßt und etwa
Charney-Report, JASON-Report und Nierenberg-Report oder die Enquete-Kommission im Bundestag Ende der 80er Jahre unterschlägt. Da geht es nur darum, eine Verschwörungstheorie über Alarmismus der Klimaforscher zu entwickeln, die in die Spiegelrealität paßt. Da wird auch unterstellt, Klimaforscher, die nicht eindeutig Stellung bezögen, würden in eine der angeblichen Parteien unter den Wissenschaftlern gedrängt. Als Beleg wird dann Judith Curry herangezogen, die aber gar keine Klimaforscherin ist
und auch nicht neutral. Aber es gibt so viel an dem Spiegelartikel zu kritisieren, daß es jeden Rahmen sprengen würde. Der Spiegel nimmt eindeutig Front gegen Wahrheit und Wissenschaft. Und macht klar, daß er es so meint.
(Nachträglich leicht gekürzt.)