Wenn Lobbygruppen in Feststellungen der Wissenschaft eine Gefahr sehen, daß es dadurch zu Regulierungen kommt, die Profite mindern oder gar das ganze Geschäftsmodell in Frage stellen, kämpfen sie dagegen mit einer Strategie, die sich im Kampf der Tabakindustrie bewährt hat. Man widerspricht nicht offen den Feststellungen, sondern man unterminiert die Wissenschaft. Man erweckt den Eindruck, es gäbe keinen Konsens in den relevanten Fragen. Man greift Wissenschaftler an, um ihre Glaubwürdigkeit zu mindern. Auf dieser Basis sind verschiedene Allianzen möglich. Zum Beispiel mit religiösen Gruppen, die ebenfalls daran interessiert sind, die Autorität der Wissenschaft zu schwächen. Aber auch mit Spinnern, Verschwörungstheoretikern und mäßig begabten Wissenschaftlern, die als Außenseiter die Anerkennung holen können, zu der es mit seriöser Wissenschaft nicht reicht. Die Wissenschaftsfeindlichkeit dieser Gruppen ist strategisch gewollt und grundsätzlich. Wissenschaftler können nichts tun, um mit solchen fundamentalistischen Gegnern zu einer Versöhnung zu kommen. Es ist geradezu ein Trick solcher Gruppen, neben ihren Vorwürfen auch zu behaupten, es würden keine Anstrengungen von Seiten der Wissenschaft getroffen, mit ihnen zu einer Verständigung zu kommen. Gehen Wissenschaftler darauf ein, riskieren sie nur, zum Ziel noch schlimmerer Tiefschläge zu werden. Einzelheiten und Beispiel folgen....
Samstag, 26. Februar 2011
Sonntag, 20. Februar 2011
Pi ist gleich 3 und globale Erwärmung ist natürlich und gut
Ich brauche es fast nicht zu kommentieren. Tamino hat einen Blogbeitrag geschrieben über einen US-Politiker, der sich um einen Dämlichkeitsrekord bemüht. (Dazu auch ein Kommentar in der Huffington Post.) Für das Staatsparlament von Montana hat Joe Read einen Antrag eingebracht, in dem steht, daß die globale Erwärmung ein natürliches Ereignis ist und der Mensch diese nicht beschleunigt. Vernünftige Mengen an Kohlendioxid, die in die Atmosphäre eingebracht würden, hätten keinen nachweisbaren Effekt auf die Umwelt. Und die globale Erwärmung sei vorteilhaft für das Wohlsein und das ökonomische Klima des Staates von Montana. Im Antrag fehlte noch der Zusatz: "Scheiß' auf den Rest der Welt."
Es gibt natürlich viele störende physikalische Erscheinungen, die man einfach per Gesetz abschaffen könnte. Das Problem ist, daß sich die störrische Natur um menschliche Gesetze nicht schert. Die abgrundtiefe Ignoranz einer großen Zahl derzeit gewählter republikanischer Abgeordneter in den USA, die über die USA immerhin Klimaschutzbemühungen der Mehrheit der übrigen Staaten in der Welt sabotieren, macht aber deutlich, daß man das Leugnertum und käufliche Wissenschaft im Dienst von Koch Industries, Exxon, Eon oder dem deutschen Steinkohleverband und den übrigen Firmen der Kohle- und Ölindustrie nicht einfach als die übliche menschliche Dummheit abtun darf, sondern diese Form des Lügens aktiv bekämpfen muß, indem man die Wissenschaftsfeindlichkeit und Dummheit dieses Lobbytums bloßstellt. Siehe auch die Debatte um das Gesetz zur Zahl Pi und andere politische Absurditäten.
Es gibt natürlich viele störende physikalische Erscheinungen, die man einfach per Gesetz abschaffen könnte. Das Problem ist, daß sich die störrische Natur um menschliche Gesetze nicht schert. Die abgrundtiefe Ignoranz einer großen Zahl derzeit gewählter republikanischer Abgeordneter in den USA, die über die USA immerhin Klimaschutzbemühungen der Mehrheit der übrigen Staaten in der Welt sabotieren, macht aber deutlich, daß man das Leugnertum und käufliche Wissenschaft im Dienst von Koch Industries, Exxon, Eon oder dem deutschen Steinkohleverband und den übrigen Firmen der Kohle- und Ölindustrie nicht einfach als die übliche menschliche Dummheit abtun darf, sondern diese Form des Lügens aktiv bekämpfen muß, indem man die Wissenschaftsfeindlichkeit und Dummheit dieses Lobbytums bloßstellt. Siehe auch die Debatte um das Gesetz zur Zahl Pi und andere politische Absurditäten.
Sonntag, 6. Februar 2011
Versöhnungstreffen? Eher nächste Runde im Propagandakrieg.
In Lissabon fand angeblich ein Treffen statt zur Versöhnung der seriösen Wissenschaftler, auch gerne Warmisten oder Alarmisten genannt, und der Leugner, Lügner, Verschwörungstheoretiker und Betroffenheitstrolle, auch gerne fälschlich Skeptiker und ehrenwerte Makler genannt. Dieses Treffen war alles andere als das. Zunächst beruhte es auf der Annahme, es ginge bei dem Streit darum, wie einige wissenschaftliche Erkenntnisse zu bewerten seien. Also, ob zum Beispiel die mittelalterliche Erwärmung stattgefunden habe, wie die Klimasensitivität einzuschätzen sei und ob die globalen Temperaturzeitreihen korrekt seien. Und daß man dies dadurch herausbekommt, daß man irgendwelche Blogger und einzelne zufällig herausgegriffene Wissenschaftler mit Journalisten und Philosophen und Soziologen drei Tage zusammenbringt. Das Problem ist, daß jeder, der sich mit wissenschaftlichem Arbeiten beschäftigt hat weiß, daß es so nicht geht. Es gibt wissenschaftliche Fachtagungen für diese Fragen und Fachzeitschriften, in denen solche Fragen bearbeitet werden. Und jeder, der vorgibt, sich mit Wissenschaftstheorie zu beschäftigen, muß das wissen. Es ist Grundlage der Arbeit, so wie ein Meteorologe wissen muß, was eine Temperatur ist und woher er Daten bekommt, wenn er vorhat, globale Temperaturzeitreihen zu erstellen. Frage Nummer 1: wieso wissen die Lissaboner Veranstaltungsorganisatoren nicht, was sie als Voraussetzung für ihre fachliche Arbeit zwingend wissen müßten? Zu den Tagungsteilnehmer zählen Wissenschaftler vom Fach wie Hans von Storch und Judy Curry. Warum wissen die nicht, wie man in ihrem Fach arbeitet? Und schließlich die Rolle der Journalisten. Das Machwerk von Traufetter hatte ich bereits aufgegriffen. Auf der anderen Seite hatte auch Fred Pearce vom New Scientist einen Artikel zu dem angeblichen Versöhnungstreffen geschrieben. Während Traufetter falsch behauptete, Gavin Schmidt hätte sein Kommen zum Treffen abgesagt, um Steve McIntyre nicht zu begegnen, und dies bisher nicht korrigiert hat, brachte Pearce die Behauptung auf, Schmidt hätte sein Kommen abgesagt, weil es deshalb nichts zu diskutieren gäbe, weil die Wissenschaft zum Thema abgeschlossen sei und zu endgültigen Ergebnissen gekommen sei ("the science is settled"). Ist das wahr? Wenn nicht, warum schreibt Pearce so etwas? Und was steckt wirklich hinter dem sogenannten Versöhnungstreffen?
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Donnerstag, 3. Februar 2011
Nachtrag zum sogenannten Versöhnungstreffen in Lissabon
Die interessanteste Frage zu der angeblichen Versöhnungstagung der Klimaforscher mit den Klimalügnern bei fast vollständiger Abwesenheit seriöser Klimaforscher ist, wer diese Veranstaltung eigentlich bezahlt hat und damit seine Interessen vertreten sieht. Außerdem gibt es auch inzwischen erste Reaktionen aus dem Kreis, um den es angeblich dabei ging. Damit meine ich nicht die Betroffenheitstrolle wie die Professoren Hans von Storch, Judith Curry oder Peter Webster, die natürlich alles Interesse daran haben, über ihre Tätigkeit als „Mittler und ehrliche Makler“ in ihren Blogs zu schreiben. Vielmehr kann man im Blog Rabett Run vorbeischauen und Gavin Schmidts Kommentar lesen, warum er eigentlich nicht bei der „Versöhnung“ dabei war.
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Dienstag, 1. Februar 2011
Leugner versöhnen sich mit sich selbst
Ich hätte es fast nicht mitbekommen, wenn nicht Pippi Langstrumpf ("Ich mal mir die Welt wie sie mir gefällt") Gerald Traufetter, "Wissenschafts"redakteur vom Spiegel, darüber einen Artikel abgeliefert hätte. Er war nämlich bei einem Leugnertreffen in Lissabon unter dem Titel "Reconciliation in the Climate Change Debate - Versöhnung in der Klimawandeldebatte", vom 26. - 28.1.2011. Agenda des Treffens von 28 Personen aus Soziologie, Ökonomie, Journalistik, Querulantistik und Quacksalberei, aufgelockert mit ein paar Wissenschaftlern vom Fach war, daß man Leugner und seriöse Wissenschaftler, hier als Skeptiker und Alarmisten bezeichnet, an einen Tisch bekommen wollte, um ihre angebliche Sprachlosigkeit zu überwinden und ein wenig über postnormale Wissenschaft und Stammesdenken unter Klimaforschern zu schwafeln diskutieren.
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