Journalisten leiden unter der "berichte von beiden Seiten der Kontroverse"-Krankheit, bei der sie so tun, als könne man nicht erkennen, ob eine Seite definitiv falsch liegt. Daß der IPCC-Bericht an sich schon als Übersichtsartikel über die wissenschaftliche Literatur einen Konsens zum Klimawandel definiert, den man als Lackmustest nutzen kann, ob jemand Unsinn redet, hat Teile des Journalismus nicht erreicht. Daß es eindeutige Stellungnahmen aller großen Wissenschaftsvereinigungen zum Klimawandel gibt, ging auch an bestimmten Journalisten vorbei. Nun zeigt ein Artikel in den Proceedings of the National Academy of Sciences, daß es einen weiteren Ansatz gibt, mit dem man zeigen kann, daß die Wissenschaftler, die den Konsens zum Klimawandel vertreten, die qualitativ bessere Ansicht vertreten. Das Maß der Dinge ist hier die Zahl der wissenschaftlichen Arbeiten und wie oft diese zitiert werden. Letzteres ist ein Maß für Qualität, denn schlechte Arbeiten werden nur selten oder gar nicht zitiert, gute Arbeiten hingegen oft. Es mußte also nur jemand die Fleißarbeit leisten, für möglichst viele Wissenschaftler nachzuschauen, wie sie zum Konsens zum Klimawandel stehen und wie oft ihre Arbeiten zitiert werden, und wie viel ihrer Arbeiten zum Thema Klimawandel ist. Der Kanadier James Prall hatte diese Arbeit auf sich genommen und schon seit langem auf einer Webseite verbreitet. Zusammen mit anderen hat er die Ergebnisse der Anayse dieser Daten publiziert:
William Anderegg, James Prall, Jacob Harold und Stephen Schneider, Expert credibility in climate change, PNAS 21. Juni 2010, doi: 10.1073/pnas.1003187107.
Fazit: Wissenschaftler, die auf dem Standpunkt stehen, daß es einen menschengemachten Klimawandel gibt, daß dieser gerade beobachtet wird und daß er in der Zukunft gravierende negative Folgen haben wird, sind im Gegensatz zu Leugnern nicht nur weitaus mehr, sie publizieren auch mehr im relevanten Gebiet und leisten qualitativ weitaus bessere Arbeit, die mit Abstand höhere Anerkennung erhält. Und Leugner sind im Schnitt außerdem nicht nur eher fachfremd und in der Regel maximal mittelmäßig, sie sind im Schnitt auch älter. Hier findet man auch einige Ruheständler, die nur durch extreme Opposition zur Mehrheitsmeinung noch Beachtung finden können. Der Artikel ist gleich vielfach kommentiert worden, etwa hier bei M Class oder bei Skeptical Science oder hier bei The Way Things Break. Das heißt, ich brauche eigentlich nichts weiter dazu zu schreiben, außer einen Punkt hervorzuheben. Das Ergebnis der Studie ist eigentlich unmißverständlich. Der Ansatz ist so einfach, daß das Ergebnis äußerst robust ist. Trotzdem wird es natürlich von Seiten der Leugner angegriffen. Roger Pielke jr., dessen Vater als meistzitierter Leugner gerechnet wird, sieht in dem Artikel eine schwarze Liste der Leugner nach dem Vorbild der Kommunistenjagd unter McCarthy. Sein Problem dabei ist die Realität. Im Artikel gibt es gar keine Namensliste. Allenfalls kann man diese aus der Webseite von James Prall zusammenstellen. Weiterhin ordnet Prall selbst niemanden auf einer Liste ein, sondern die Leugner selbst haben es getan, indem sie bei irgendwelchen Leugneraktionen Unterschriftenlisten gezeichnet haben. Echte schwarze Listen findet man etwa bei Senator James Inhofe. Und es drohen den bekennenden Leugnern auch keine Nachteile. Im Gegenteil ist es finanziell lukrativ, als Leugner aufzutreten. Und Schmutzblätter, wie der Spiegel, lieben es ja offensichtlich, den Leugnern Platz einzuräumen. Und dafür gibt es auch eine Untersuchung, aber die sollte man sich hier anschauen und hier weiterverfolgen.
2 Kommentare:
Die Kernaussage triftt im Allgemeinen und im Rückblich sehr gut zu - aber nicht im Einzellfall.
Wenn ein Skeptiker ein Paper veröffentlicht, ist es zwar wahrscheinlich, dass es a) eher eine schlechte Qualität hat, und deshalb b) seltener zitiert wird.
Nur, vor einer Überprüfung des Papers lässt sich diese Aussage nur aufgrund einer noch so zutreffenden Statistik nicht treffen.
Ein Skeptiker könnte in einer neuen Veröffentlichung einen wertvollen und vielzitierten Beitrag zum weiteren Verständniss des Klimas leisten.
Das ist zwar -leider- sehr unwahrscheinlich, aber es nur aufgrund einer Statistik auszuschließen wäre eben nicht richtig.
Das ist richtig: eine solche Untersuchung trifft nur eine statistische Aussage und keine Prognose über den Wert einer bestimmten Publikation eines Wissenschaftlers abhängig davon, welche Meinung er zum Klimawandel hat. Ich denke aber auch, daß weder der zitierte Artikel, noch mein Blogbeitrag unterstellen, daß man eine Aussage zu einem bestimmten Artikel aufgrund einer solchen Statistik treffen könnte. Es verortet nur Leugner unter den WIssenschaftlern als Gruppe in der weniger erfolgreichen Klasse. Das ist trivial, denn wer sein fachliches Urteil von politischen Grundsätzen leiten läßt, wird auch weniger Möglichkeiten haben, zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, die kritischer Beurteilung standhalten.
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