Mittwoch, 17. November 2010

Unbelehrbare Journalisten und die Spinner, die sie zitieren

Vor etwas über einem Jahr wurde der angebliche Climategate inszeniert. Damals hatten Unbekannte einen Server der Climate Research Unit an der East Anglia University gehackt und Emails gestohlen, aus denen dann Vorwürfe gegen Professor Phil Jones und seine Mitarbeiter konstruiert wurden. Nachfolgende Untersuchungen zeigten, daß diese Vorwürfe falsch waren. Die Drahtzieher dieser Straftat stammen wohl aus Klimawandelleugnerkreisen, aber polizeiliche Untersuchungen verliefen im Sande. Ungefähr zeitgleich wurde auch die angebliche Aufdeckung zahlreicher Fehler im IPCC-Bericht inszeniert. Auch hier ergab die nachfolgende Untersuchung, daß die angeblichen Fehler keine waren. Die zwei einzigen echten Fehler waren eine falsche Angabe der ungefähren Zeit, zu der die Gletscher im Himalaya weitgehend abgeschmolzen sein sollten und eine von den Niederlanden falsch übermittelte Zahl über den Anteil des Landes, der unterhalb der Meeresoberfläche liegt. Gerade der erste dieser Fehler war aber von IPCC-Autoren selbst entdeckt und korrigiert worden, während die Niederlande ihre falsch übermittelte Zahl korrigieren mußten und klarstellten, daß eher die Fläche damit beschrieben wird, die bei Hochwasser von Überschwemmung bedroht ist. Doch der Wahnsinn dieser Zeit ist nicht vorüber - einige Journalisten haben immer noch nichts begriffen. Ein Blick in die Thüringer Allgemeine.



Die Schlagzeile ist "Zweifel am Klimawandel", und sie steht unter anderem in der Thüringer Allgemeine vom 15.11.2010 und über diversen Webpublikationen seit dem 12.11.2010. Dahinter steckt ein dapd-Interview, das auch in Teilen in Focus Online angekommen ist. Geschrieben hat es Holger Mehlig, der äußerst verwirrt darüber ist, was ein Wissenschaftler ist. Er behauptet nämlich, daß immer mehr Wissenschaftler Zweifel daran anmelden, daß es überhaupt zu einer Erderwärmung kommen würde. Wir erinnern uns, zuletzt war jedes Jahrzehnt etwa 0,2 Grad wärmer als das vorhergehende, und der globale Erwärmungstrend zeigt seit 1970 eine Beschleunigung. Wissenschaftler, die Zweifel an einem Fortschreiten der globalen Erwärmung anmelden und dies in Fachzeitschriften publizieren, kann man an einer Hand abzählen. Mehlig ist aber kreativ. Als Wissenschaftler zählen bei ihm ein Wetteransager von Meteomedia namens Andreas Neuen und der Geschäftsführer der Webseite Donnerwetter.de Karsten Brandt. Also 2 Personen mit 0 wissenschaftlichen Publikationen zum Thema. Laut Brandt solle man bei den Szenarien für die Zukunft nicht nur Erwärmungsszenarien berücksichtigen - wie er darauf kommt, ist wohl sein Geheimnis. Neuen behauptet, der Wärmetrend sei gestoppt oder habe sich sogar umgekehrt. Das ist offenkundig falsch, und ein Meteorologe sollte dies auch wissen, wenn er etwas von seinem Fach versteht. Er behauptet sogar, daß der ganze Klimawandel nur eine Verschwörungstheorie von Wissenschaftlern sei, die sich selbst überflüssig machten, wenn sie zugäben, daß es den gar nicht gäbe. Das hat die Qualität, zu leugnen, daß die Mondlandung nicht stattgefunden hat und ist einfach undiskutabel. Mehlig zitiert auch den Sprecher des Deutschen Wetterdienstes, Uwe Kirsche, der all diesen Thesen widerspricht. Dabei werden seine Aussagen aber so unglücklich in den Kontext gestellt, daß der Eindruck entsteht, er widerspräche nur halbherzig und könne kaum etwas dazu sagen, inwieweit Menschen die globale Erwärmung verursacht hätten. Was zitiert wird, könnte er so gesagt haben, aber nicht mit dem Kontext, den Mehlig da liefert. Auch Kirsche ist im übrigen kein Wissenschaftler und die klaren Aussagen des DWD kann man auf dessen Webseite finden. Aussagen, die weitaus entschiedener sind als das, was Mehlig da Kirsche in den Mund legt.

Man sollte meinen, in den Medien hätte man inzwischen aus den vielen entlarvten Lügen der letzten 12 Monate etwas gelernt. Aber der AP-Korrespondent Holger Mehlig, der über beliebige Themen berichtet und keinerlei fachliche Qualifikation mitbringt, schwätzt hier munter auf Kuhlke-Niveau Unsinn zusammen, ohne auch nur einen echten Wissenschaftler befragt zu haben. Stattdessen lesen wir zum wiederholten Mal Lügen über eine angebliche Abkühlung, die angesichts immer neuer Temperaturrekorde einfach nur noch grotesk wirken.

Geht es noch unterirdischer? In der Tat. In Tschechien gibt es einen gewissen Lubos Motl, dem wirklich keine Behauptung zu bekloppt und keine Schmierenattacke zu schäbig ist. Für ihn sind alle Grünen verkappte Kommunisten-Faschisten, die nach der Weltherrschaft streben und am besten mit Gewalt an ihrem Ökoterrorismus gehindert werden. Und in diese Kategorie der grünen Kommunisten-Faschisten fallen bei Motl praktisch alle, die wissenschaftsbasierte Vorstellungen vertreten. Auf seiner Webseite findet man eine Kritik einer kleinen Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion, die dazu inspiriert wurden, weil ein sehr kleiner Kreis in der FDP ebenfalls den Lobbyismus für CO2-produzierende Industrien dahin treibt, sich mit den Leugnern von EIKE und amerikanischen Energie-Lobby-Instituten zusammenzutun und Fred Singer als angeblichen Klimaexperten zu Veranstaltungen einzuladen. Die Tatsache, daß die Grünen-Fraktion die Bundesregierung fragt, wie sie zu diesem Treiben steht, ob sie tatsächlich glaubt, es gäbe wissenschaftliche Zweifel am menschenverursachten Klimawandel, und wie sie die Glaubwürdigkeit von Fred Singer einschätzt, vergleicht Motl, man glaubt es kaum, mit der Reichspogromnacht in Deutschland 1938. So völlig durchgeknallt dieser Vergleich auch ist, es findet sich auch ein deutscher Journalist, der dazu applaudiert und das ist Dirk Maxeiner, der immer wieder mal damit auffällt, Leugnerthemen auszustreuen, wo man ihn den Unfug schreiben läßt.

1 Kommentar:

Bleyfuß hat gesagt…

"Dahinter steckt ein dapd-Interview, das auch in Teilen in Focus Online angekommen ist."

Im FOCUS-ONLINE ist jetzt Wolfram Weimer Chefredakteur, der als er noch CICERO bedruckte, Teil jener Gang war, die meinte, Rahmstorf sei ein "sehr erfolgrericher Mann" und mache "keine Gefangenen" usw..

So gesehen ist die Einlassung von Focus-Online nicht besonders verwunderlich, im Gegenteil.