Mittwoch, 2. Januar 2013

Warmlaufen für den 5. IPCC-Bericht

Der vierte IPCC-Bericht war die letzte Warnung an die Menschheit, den Klimawandel ernst zu nehmen. Viele Regierungen hatten weggehört. Schlimmer noch war aber, dass viele Leugner ihre Strategie entwickelt hatten, die Botschaft der Wissenschaft zu unterminieren. Sie produzierten Scheinskandale und blähten folgenlose Fehler in Details auf. Das Hauptargument war, wenn nur eine Sache im Bericht nicht stimme, seit damit der ganze Bericht falsch. Und wenn man einem Autoren irgendeinen Verdahcht anhängen könne, sei damit der gesamte Wissenschaftsbetrieb in den Verruf gebracht. Was lächerlich klingt, war recht wirksam. Und daher fängt bereits im Vorfeld des 5. IPCC-Berichts das Warmlaufen an, um die Kernaussagen zu verwässern, umzudeuten oder Ablenkungsmanöver zu starten. Denn die unangenehme Kernbotschaft steht bereits fest: der 4. IPCC-Bericht hat den Klimawandel eher untertrieben. Schauen wir uns die Kernpunkte an.



Es gibt zunächst mal eine Sache zum 5. IPCC-Bericht zu sagen: der Fertigstellungstermin liegt in der Zukunft. Wissenschaftliche Ergebnisse der nächsten ca. 3 Monate sollen auf jeden Fall noch berücksichtigt werden. Also kann man doch im Grunde noch nicht über die Inhalte des 5. IPCC-Berichts reden, allenfalls mutmaßen. Worüber man etwas schreiben will, steht natürlich schon fest. Und im Oktober 2014 wird die breite Öffentlichkeit lesen können, was aus dem jetzigen zweiten Entwurf geworden ist, zu dem bis Ende November Kommentare gesammelt wurden und der dann einer erneuten Redaktion und Endabstimmung im Plenum des IPCC unterzogen wird. Wenn man also jetzt bereits die öffentliche Diskussion eröffnet, um über Inhalte des zweiten Entwurfs des IPCC-Berichts zu reden, dann nimmt man sich etwas vor, das noch erhebliche Änderungen durchlaufen kann. Wer also eine solche Diskussion anstrengt, hat sicher nicht im Sinn, seriös über wissenschaftliceh Ergebnisse zu reden - dazu würde man dann besser wissenschaftliche Publikationen heranziehen, die die Fachbegutachtung bereits hinter sich haben. Worum es eigentlich geht, ist die neuerliche Mythenbildung.

Dahinter steckt auch eine besondere Form der Hinterhältigkeit. Greife jemanden an, der sich nicht wehren kann. Denn da der 5. IPCC-Bericht derzeit in der Revision steckt, kann natürlich niemand der Beteiligten irgendeinen Standpunkt dazu verteidigen. Die seriösen Wissenschaftler müssen schweigen, während Leugner auf verschiedenen Niveaus ihre Angriffe starten. Und das können sie nur deshalb, weil sie vorher einen Vertrauensbruch begingen. An den zweiten Entwurf des 5. IPCC-Berichts gelangt man nämlich nur, indem man sich als Gutachter angemeldet hat und dabei versichert hat, vertraulich mit dem zugänglich gemachten Entwurf umzugehen. Natürlich fanden sich Leugner, die in diesem offenen Begutachtungsprozess sich nur deshalb angemeldet hatten, damit sie den Entwurf für ihre Zwecke mißbrauchen konnten. Genauso wie die gehackten Emails von einem Server des Hadley Centres wurde auch diesmal der Leugnerblog Wattsupwiththat zur zentralen Verteilstation mit der verlogenen Feststellung, man habe zunächst überlegt, ob man die Links zu den Texten einstellen sollte und dann entschieden...Der Witz dabei ist, dass man mit dem Hinweis, über die Texte zu verfügen, nun alles mögliche dazu behaupten kann. Leichtgläubige Menschen werden die darüber verbreiteten Deutungen annehmen, und diese sind ja das Publikum.

Die wichtigsten Behauptungen, die nun verbreitet werden, sagen mehr über die Leugnerpsyche aus, als über den Entwurf. Zum Beispiel findet man hartnäckiges Wunschdenken bei der Behauptung, im 5. IPCC-Bericht würde nun plötzlich der Effekt galaktischer kosmischer Strahlung auf das Klima berücksichtigt. Wunschdenken ist der Glaube, es könnte sich jemals herausstellen, dass die Treibhausgasemissionen des Menschen keinen Einfluß auf das Klima haben. Das ist besonders gut abgesichert, da es dafür viele unabhängige Belege gibt. Man mißt die Substanzen in der Luft, man kennt den menschengemachten Ursprung, man kann ihre Strahlungseigenschaften berechnen und messen und den dadurch zu erwartenden Temepraturanstieg, man kann aber auch die Änderung der Strahlungseigenschaften der Atmosphäre messen und mißt den dadurch bewirken Temperaturanstieg. Andere Größen, die alternative Erklärungen bieten würden, wurden aber auch bestimmt. Und hier zeigt sich der zweite Teil des Wunschdenkens. Galaktische kosmische Strahlung hat keinen signifikanten Einfluß auf den Verlauf der globalen Temperatur. Der globale Temperaturanstieg zeigt keine Abhängigkeit von dem eher zyklisch verlaufenden solaren Strahlungsverlauf und ein besonders schönes Diagramm dazu findet man aktuell bei RealClimate. Aber in der Hoffnung auf klick- und lesefaules Publikum wird mit dem Verweis auf den Entwurf das exakte Gegenteil behauptet, obwohl man dort explizit die Aussage findet, dass die behaupteten Effekte der galaktischen kosmischen Strahlung in den Beobachtungen nicht nachweisbar waren.

Der zweite herausgegriffene Punkt ist die im Entwurf gezeigte Übereinstimmung zwischen den Spannbreiten der Modellergebnisse für die vier bisherigen IPCC-Berichte und den mittleren Beobachtungen. Was man sieht, ist eine Übereinstimmung der Beobachtungen mit den Modellergebnissen unter Berücksichtigung der Fehlerbalken. Die meisten Punkte liegen zugegebenermaßen eher in der unteren Hälfte der Spannbreite der Modellergebnisse. Das ist aber leicht dadurch zu begründen, dass seit 1998 das wichtigste großräumige regionale Klimaereignis, die El Nino-Southern Oscillation (ENSO), öfter in der kalten Phase, dem La Nina war. Es ist absehbar, dass in der Zukunft auch wieder öfter die warme Phase erreicht wird, und dann die Beobachtungen der globalen Temperatur in den oberen Bereich der Modellergebnisse landen. So weit die Realität. Kommentiert werden aber auch hier die Ergebnisse in Leugnerblogs  in der klaren Umkehrung dessen was man sieht - triumphierend fragt man im Blog von Watts, wo denn da die Übereinstimmung wäre. Ich poste einfach mal das Bild aus genau dieser Quelle hier herein:

Vielleicht ist für die Leugner immer Gegenteiltag und man kann einfach das Gegenteil von dem als Inhalt einer Textstelle angeben, was dort steht. Aber man kann bei jeder der Aussagen der Leugner in dem von Ihnen angegebenen Ort nachlesen und stellt fest, dass die Behauptungen darüber erfunden sind. Ich poste keinen Link, weil ich nichts davon halte, einen Entwurf zu verbreiten, der schon längst weiter verarbeitet und geändert wird. Aber wer unbedingt nachlesen will, kann sich leicht mit "Alternative links for AR5" über Suchmaschinen die Entwürfe besorgen.

Was bietet denn der fünfte IPCC-Bericht tatsächlich? Er bietet nichts anderes als das, was wir aus der publizierten Literatur bereits kennen. Und dort wurde vor allem debattiert, dass der Verlust des arktischen Eises viel schneller stattfindet, als prognostiziert, dass die Westantarktis sich schneller erwärmt, als vorher bekannt war oder dass die Emissionen der Treibhausgase ebenso wie der Anstieg des Meeresspiegels über den Projektionen der Modelle im 4. IPCC-Bericht liegen. Ich denke, dass der 5. Bericht des IPCC vor allem feststellen wird, dass wir seit dem letzten Bericht unnötig Jahre verloren haben und nichts besser geworden ist.

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