Donnerstag, 23. Februar 2012

Vorteil genommen mit Folgen

Der Skandal um das Heartland Institute und seine Finanzierung von Pseudowissenschaft und Pseudoexperten hat erste Auswirkungen. Der Abgeordnete im Repräsentantenhaus Raul Grajalva (Demokrat aus Arizona) fordert eine Untersuchung des Verhaltens von Indur Goklany, einem leitenden Beamten im Innenministerium, der durch pseudowissenschaftliche Publikationen über die angeblich durch den Klimawandel nicht steigende Zahl von Opfern von Naturkatastrophen zu der antiwissenschaftlichen Kampagne von Klimawandelleugnern beigetragen hatte. Die Untersuchung bezieht sich auf die bekanntgewordene Absicht des Heartland Institute, im Jahr 2012 1000 Dollar pro Monat an Goklany zu zahlen. Dies könnte gegen Regeln verstoßen, die es Beamten des Innenministeriums nicht erlauben, Zahlungen anzunehmen, die dazu dienen, die Politik des Hauses zu beeinflussen. Ich glaube, kürzer heißt es, Bestechlichkeit ist verboten.


Zuvor gab es schon schlechte Neuigkeiten für das Heartland Institute. Die Charles G. Koch Foundation erklärte, sie würde über die 25.000 Dollar aus 2011 hinaus dem Heartland Institute keine weiteren Mittel zur Verfügung stellen. Es ist über die Presseerklärung schwer zu beurteilen, ob man je vorhatte, 2012 Mittel bereitzustellen, aber nun dürfte es unwahrscheinlich sein, daß in nächster Zeit Mittel bereitgestellt werden. Allerdings ist es möglich, daß diese Mittel dafür im Wahlkampf der Republikaner wieder auftauchen.

3 Kommentare:

M. Schmitz hat gesagt…

Guten Tag Herr Zimmermann.
Schön , dass jemand sehr interessiert und hartnäckig die aktuellen Informationen zum Hartland-Fall kommentiert .
Obwohl ich Ihren Stil etwas hart (manchmal zynisch) empfinde kann diese Gangart durchaus ihren Sinn haben.
Dieses konsequent bedrohliche Vorgehensweise des Hartland-Instituts, wie Sie es beschrieben, ist mir in anderen
Bereichen des Lebens durchaus schon ein-zweimal begegnet.
Das Deja-vu kam mir sofort in Form der Scientology Church in den Sinn.
Mir wurde innerhalb des Bekanntenkreises aus eigener Erfahrung berichtet, dass der Grundsatz dieser Szenerie,
immer jeweils die härteste Gangart einzulegen, der Weg ist den grüssten Erfolg zu erlangen.
Niemals, wirklich niemals aufgeben, auch auf verlorenem Posten, solange, bis der gegenüber entnervt
oder Pleite aufgibt!!Da muss sich sehr warm anziehen. Mit Ethik kann man da nicht viel anrichten.
Herrn Gleik sollte sich bewusst sein dass er härteste Vorgehensweise zu erwarten hat.
Da wünsche ich mal viel seelische Unterstützung.

Noch etwas zu den Effekten dieses "Skandals"
Mir fällt auf, dass vor allem die Geschlossenheit innerhalb der sog.Leugnerszenerie tatsächlich einen wesentlich
einheitlicheren Eindruck auf mich macht als dieses Innerhalb der gesettleten Wissenschaft der Fall ist .
Fälle wobei sich vor allem durch die Vorgehensweise tiefe Risse innerhalb der Wissenschaftsgemeinde offenbaren
können eine extrem ungünstige Öffentlichkeitswirkung haben und kontraproduktiv sein. Wir leben (leider?)in einer PR dominierten Welt.
Auf der anderen Seite (skeptischen) dagegen legt man dagegen grössten Wert auf diese Geschlossenheit so absurd
es auch manchmal anmutet.
Man denke an den Streit Kramm gegen Lüdecke/Limburg (natürlich beim Thema Treibhauseffekt ja/nein) wo Eike alles Tat
um die Wogen unter allen Umständen zu glätten (damit die stillen Beobachter nicht loslachen)
mit der Ausrede "man betreibe Toleranz und Meinungsvielfalt".
Nunja es passt zur Maxime lediglich Zweifel (durch zähe Geschlossenheit)zu sähen wenn man schon nicht schlagende
Gegenbeweise liefern kann.
Schönen Tag noch

J. Zimmermann hat gesagt…

Vielen Dank für den Kommentar.

Ich formuliere sicher ziemlich hart; da steckt jahrelange Beschäftigung mit den Angriffen auf die Wissenschaft drin, die mir die Bereitschaft nimmt, mit der Unschuldsvermutung zu arbeiten und gegenüber den Leugnerkreisen zurückhaltend zu formulieren.

Scientology ist in mancher Hinsicht ein passender Vergleich - daß sehr schnell mit juristischen Schritten gedroht wird, wenn es eigentlich um eine inhaltliche Auseinandersetzung geht, paßt dazu. Der Vergleich paßt noch besser, als zumindest in den USA auch gerne Anhänger mobilisiert werden, denen man, wenn möglich, Telefonnummern, Adressen oder Email der Feindbilder angibt, und dann erledigt der Mob den Rest mit Drohungen und Haßbriefen: siehe die Links im ersten Absatz dieses Beitrags bei RealClimate .

Die Einheit unter Leugnern ist tatsächlich frappierend, zumal sie in ihrer Sichtweise, ob es einen Klimawandel gibt und weshalb, ein sehr bunter Haufen sind. Kramm - Lüdecke habe ich auch mitbekommen, seltsamerweise war ich im Emailverteiler bei dem Streit.

Treverer hat gesagt…

also ich finde den stil nicht hart, geschweige denn zynisch. er ist der sache endlich mal angemessen - weil es bei dem thema sowohl politisch als auch geisteswissenschaftlich (wissenschaft vs. glaube) um etwas geht. in einem gewissen sinn wird dort der kampf der aufklärung fort geführt. das - für mich! - so lustige daran ist, dass sich da rationale wissenschaft trifft mit irrationaler ökologie-empathie ("mutter gaia").

also schreibt der herr zimmermann aus wissenschatlicher sicht für mehr rücksicht auf planet erde. oder, alternativ: dafür, der mensch solle doch schon aus egoismus bereit sein "ökologischer" zu leben. doch letzteres klappt nicht. eine änderung unseres lebensstiles ist nicht machbar ohne einen "religiösen impuls" in richtung empathie und akzeptanz auch anders-artigen lebens. deswegen finde ich es auch so erheiternd, wenn man hier artikel lesen kann gegen anthroposophie und hömopathie. sind ja nicht ganz unberechtigt - aber irgendwie doch der falsche gegner (warum nicht mal mutig die christliche lehren attackieren, die uns dahin gebracht haben, wo wir jetzt stehen?).

klar sträubt sich "die wissenschaft" (in der klimafrage wie auch allgemein) gegen die irrationale schiene, um zu ihrem ziele kommen. natürlich auch mit dem argument, dass ihre gegner, genau auf dieser welle surfen: ihr christlich-monotheistischer glaube, der ihnen sagt, alles liege in gottes und nicht in menchen hand. auf jeden fall nicht sowas "großes" wie das klima.

benehmen sich die leugner wie eine sekte? ja - denn es sind gläubige. benehmen sich die klimawissenschaftler sektenhaft? okay, akzeptiert, ihr seid frei und nur der wahrheit verpflichtet, daher das gegenteil von - glauben. upps, seit wann interessiert eigentlich wissenschaft die wahrheit - habt ihr nicht erklärt, sie gebe es nicht?

die wissenschaft, die klimawissenschaft im speziellen als politischer einfluss, hat gar nicht die wahl, rational zu bleiben. sie muss (und hat sich schon, siehe erneut gleik) sich entscheiden, auf welcher seite sie ihre verbündeten sucht. auf seite der irrationalen verweigerer oder auf seiten der irrationalen mutter-gaia-hippie träumer.

diese entwicklung macht mir spaß, weil nach 200 jahren, in denen wissenschaft und (christlicher) glaube nebeneinander her existieren konnten, endlich endet. nicht, das jetzt eine seite ihrem ende entgegen sieht. aber die (saubere) wissenschaft und den persönlichen glauben zu splitten, war schon bei kant verlogen.

jetzt begegnen sie sich wieder (okay, nicht zum ersten male, aber dennoch so heftig, so relevant wie nie zuvor), und zwar in dem, was man politik nennt. also dem realen leben. und keiner von beiden, also sowohl glaube als auch wissenschaft, kann sich zurück ziehen auf den standpunkt, selbst sauber zu sein, zu bleiben, unbefleckt zu sein. es geht um macht, um interessen, um durchsetzen, ums gewinnen.

und ich glaube, das herr zimmermann, dies alles nicht mit seinem namen unterschreiben würde, was ich schrieb. aber sein ton, sein stil ist so wie er ist, weil er genau dies spürt. herr gleick hat es auch gespürt. sagt die "geschlossene wissenschaftsgemeinde", die saubere, natürlich gleich: "iehh bäh, du gehörst nicht mehr zu uns". ich find's schön und lustig, diese entwicklung...