Der Spencer-Braswell-Skandal hat zu einer unüberschaubaren Menge von Diskussionen in den Blogs geführt. Darunter auch zur Frage, wo denn der Unterschied ist, wenn Blogs die Klimaforschung angreifen oder wenn andere Blogs den Spencer-Braswell-Skandal zum Thema machen. Was ist also besonders an dem Skandal?
Die fachliche Diskussion in der Wissenschaft findet in der Fachliteratur, auf Treffen, Konferenzen und Seminaren statt. Da Menschen dazu verurteilt sind, Fehler zu machen, und da die Effizienz der fachlichen Diskussion gesteigert wird, wenn man nicht diskussionswürdige Beiträge gar nicht erst bekannt gibt, ist es üblich, bei allen Beiträgen, die weitere Verbreitung finden sollen, eine Fachbegutachtung vorzuschalten. Das kann durch 2 bis 5 Fachgutachter, durch offene Diskussion in einem vorgegebenen Zeitraum mit anschließender Freigabe zur Publikation oder durch ein dafür eingesetztes Kommitee geschehen. Doch in allen Fällen gilt, daß die Fachbegutachtung erst mal ein Filter ist, der vor allem formale Korrektheit und Plausibilität abprüft. Die publizierte Arbeit kann dann immer noch falsch sein. Oder zwar formal richtig, aber für den wissenschaftlichen Fortschritt uninteressant. Die Qualität einer Arbeit erweist sich darin, wie oft sie zitiert wird, ob sie in der weiteren Diskussion bestätigt werden kann und ob andere auf dieser Arbeit aufbauen können. Es kann Jahre dauern, bis man den Wert einer Arbeit einschätzen kann. Und manchmal kann sogar eine falsche Arbeit, die aber eine neue, interessante Methodik einbringt oder neue Fragen aufwirft, wissenschaftlich sehr wertvoll sein.
Aus all dem folgt der Satz, schlechte Arbeiten werden meistens nicht zurückgezogen oder durch Gegenartikel beantwortet, sie werden ignoriert. Eine schlechte Arbeit, die es irgendwie durch die Fachbegutachtung geschafft hat, tut dem Wissenschaftler auf Dauer selten gut, sondern schadet seiner Reputation. - Das war in den guten, alten Zeiten...
Wenn wissenschaftliche Arbeiten jedoch nur ein Spiel über die Bande darstellen, um in der politischen Diskussion zu punkten, ändert sich alles. Als Wolfgang Wagner zurücktrat und seinen Rücktritt begründete, spielte es eine große Rolle, daß Roy Spencer seinen Artikel in Medien und Blogs einbrachte und dort die Bedeutung der Ergebnisse übertrieb. In der Echokammer der Leugnerblogs und der wissenschaftsfeindlichen Medien wie zum Beispiel Fox-News wurde Spencers Artikel als Beleg für eine niedrige Klimasensitivität beworben, ohne daß hier eine fachlich angemessene Bewertung möglich war. Die Wissenschaft kann gerne den schlechten Beitrag von Spencer und Braswell leugnen, aber die Medien werden darüber nicht berichten und der Mann auf der Straße wird nie davon erfahren. Spencer und Braswell haben Fakten geschaffen. Wir haben in der Klimadiskussion die perverse Situation, daß mittelmäßige oder gar schlechte Wissenschaftler sich mit schlechten Arbeiten öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen können, wenn sie nur gegen den wissenschaftlichen Konsens schießen. Judith Curry wäre mit ehrlicher Facharbeit heute unbekannt, Patrick Michaels verdient mit Leugnen seinen Lebensunterhalt, Roy Spencer und Ian Plimer nehmen mit Leugnerbüchern gutes Geld ein.
Wenn wissenschaftliche Arbeiten jedoch nur ein Spiel über die Bande darstellen, um in der politischen Diskussion zu punkten, ändert sich alles. Als Wolfgang Wagner zurücktrat und seinen Rücktritt begründete, spielte es eine große Rolle, daß Roy Spencer seinen Artikel in Medien und Blogs einbrachte und dort die Bedeutung der Ergebnisse übertrieb. In der Echokammer der Leugnerblogs und der wissenschaftsfeindlichen Medien wie zum Beispiel Fox-News wurde Spencers Artikel als Beleg für eine niedrige Klimasensitivität beworben, ohne daß hier eine fachlich angemessene Bewertung möglich war. Die Wissenschaft kann gerne den schlechten Beitrag von Spencer und Braswell leugnen, aber die Medien werden darüber nicht berichten und der Mann auf der Straße wird nie davon erfahren. Spencer und Braswell haben Fakten geschaffen. Wir haben in der Klimadiskussion die perverse Situation, daß mittelmäßige oder gar schlechte Wissenschaftler sich mit schlechten Arbeiten öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen können, wenn sie nur gegen den wissenschaftlichen Konsens schießen. Judith Curry wäre mit ehrlicher Facharbeit heute unbekannt, Patrick Michaels verdient mit Leugnen seinen Lebensunterhalt, Roy Spencer und Ian Plimer nehmen mit Leugnerbüchern gutes Geld ein.
Wagner trat zurück, weil er erkannte, daß er ein Bauer in einem politischen Spiel geworden war, bei dem wissenschaftliche Journale und Fachpublikationen nur für andere Zwecke benutzt werden. Es ist geradezu ironisch, daß Leugner genau dieses der seriösen Wissenschaft vorwerfen, und einer der Fälle, wo Vorwürfe der Leugnerszene nur beschreiben, was ihre eigenen Leute tun. Es ist die Selbstimmunisierung gegen zu erwartende Vorwürfe wie der Ruf: „Haltet den Dieb.“ vom Taschendieb, der sich gerade mit seiner Beute absetzen will.
In verschiedenen Leugnerblogs kommt nun der Gedanke hoch: „Spencer und Braswell werden in Blogs kritisiert und dort gefordert, der Beitrag solle zurückgezogen werden. Also erkennen nun plötzlich die „Alarmisten“ an, daß es doch „Blogwissenschaft“ gibt und doch die Diskussionen in Blogs Einfluß auf die wissenschaftlichen Veröffentlichungen nehmen sollen.“ Ein Missverständnis, denn die Begründung des Rücktritts von Wagner ist im Fachjournal publiziert worden und die Antwort von Andrew Dessler ist auch in der Fachzeitschrift veröffentlicht worden. Die Diskussion über den politischen Teil dieses Skandals von Spencer und Braswell gehört aber rechtens in die Blogs und Medien.
Da Wagner die Politisierung der Wissenschaft in diesem Fall beklagte, geht Roger Pielke jr. sogar so weit, mit Genugtuung festzustellen, daß es doch genau das Grundübel sei, das von seiner Seite so beklagt würde, daß in die Fachbegutachtung Erwartungen der politischen Auswirkungen einfließen sollten. Nun ist das ein gewolltes Mißverständnis: in der Klimaforschung verlangt niemand, man solle bei der Fachbegutachtung berücksichtigen, welch schlimme Dinge geschehen könnten, wenn man den Klimawandel nicht ernst nimmt und etwas unternimmt. Pielkes Unterstellung ist eine Verschwörungstheorie, die nicht funktionieren kann, die allen üblichen Verfahrensweisen in der Wissenschaft widerspricht und die ohne Belege dasteht. Der Hauptvorwurf in dem Fall ist die skandalöse Vermarktung des Artikels von Spencer und Braswell bei bekannten Fehlern des Artikels in Verbindung mit der Ausnutzung einer fehlerhaften Fachbegutachtung, aber nicht in erster Linie die Motive der Gutachter. Bei den Gutachtern steht nur der Mangel an anerkannter guter wissenschaftlicher Praxis in der Kritik. Dazu gehört, daß Gutachter geeignet sein müssen und daß sie anmerken müssen, wenn in einem Beitrag wichtige Gegenargumente zu den Schlussfolgerungen verschwiegen werden. Wenn Pielke jr. unterstellen will, daß Artikel zur Klimaforschung üblicherweise nur erscheinen, weil sie politisch gewollt sind, und daß die Klimaforschern durchsetzt sei von Leuten, die Fachpublikationen nur als Teil ihrer politischen Kampagne sehen, sollte er das ehrlich sagen, statt Unterstellungen zu streuen, damit man diese Behauptung endlich als die unhaltbare Verschwörungstheorie diskutieren kann, die sie ist. Umgekehrt wissen wir im Fall von Spencer und Braswell, daß hier die Fachbegutachtung fehlerhaft war – der verantwortliche Redakteur selbst hat es zugegeben.
Es ist wohl nicht zu vermeiden, daß Presseerklärungen zu Fachartikeln diese gelegentlich sexier machen, als angemessen ist und man kann keine Zeitung und keinen Blog daran hindern, die publizierte Mücke in der öffentlichen Diskussion zum Elefanten aufzublasen. Aber es ist wichtig, solche Fälle zu kritisieren. Und in besonders gravierenden Fällen ist dann auch der Rücktritt des verantwortlichen Redakteurs angemessen. Zumal in der Klimadiskussion schlechte Artikel eben nicht einfach verschwinden. Sie werden nach unserer Erfahrung in den Leugnerblogs und auch in den Medien immer wieder umgewälzt und neu verwertet.
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