Freitag, 2. Mai 2008

Sagen Modelle voraus, daß die globale Erwärmung stoppt?

In mehreren Beiträgen habe ich gezeigt (und viele andere haben es getan), daß man aus den Temperaturmessungen bis jetzt nicht ableiten kann, daß die globale Erwärmung gestoppt hätte. Es gibt verschiedene Möglichkeiten es herzuleiten, man endet aber immer wieder an dem Punkt, daß man über 20, besser 30 Jahre Daten braucht, um eine Trendaussage machen zu können, es sei denn, der Trend wandelte sich in einer katastrophalen Weise. Dann käme das Signal eher. Nichts davon zeigen uns die derzeitigen Temperaturmessungen.

Nun gibt es einen Punkt, die Leugner des Klimawandels immer noch hoffen lassen, daß sich ihre Ansicht bestätigt und das IPCC mit seinen Projektionen falsch liegt. Unser Wissen darüber, wie sich die Änderungen der Meeresströmungen und ihre Kopplung an die Atmosphäre auf die globale Temperatur auswirken, ist nämlich immer noch begrenzt. Genau aus diesem Grund werden ja die über solche Kopplungen ausgelösten Schwankungen der Temperaturen bezüglich des Trends als Rauschen bzw. gegenüber dem Klima als Wetter behandelt. Wir wissen aber durchaus, daß bestimmte Änderungen der Zirkulation in den Meeren für besonders kühles oder warmes Oberflächenwasser in bestimmten Regionen sorgen können, die dann Wetteränderungen antreiben und die wir dann in der globalen Temperatur sehen können. Der El Nino – Südliche Oszillation (ENSO) mit seinem Gegenpart, der La Nina, sind besonders bekannt und zeigen auch eine deutliche Korrelation mit der globalen Temperatur. Weniger bekannt und wichtig, vielleicht aber nicht unwichtig, ist die Pazifische dekadische Oszillation (PDO), die derzeit in eine Abkühlung hineingelaufen ist. Diese beiden Schwankungen der Meeresströmungen kühlen derzeit die Temperaturen im östlichen Pazifik großräumig ab. Indirekt heißt das, die globale Erwärmung wird gerade in tiefere Wasserschichten transportiert und ist daher nicht mehr so stark in den Thermometern über dem Boden erkennbar, sondern in Thermometern im Tiefenwasser der Meere – wenn es dort Thermometer gäbe (Messungen werden durchaus gemacht - bei anderer Gelegenheit mehr dazu). Eine weitere Größe ist die Nordatlantische Oszillation, die einen gewissen Einfluß auf unser Winterwetter hat – ist der Index positiv, bedeutet das warmes Oberflächenwasser im nördlichen Atlantik und milde Winter in West-, Nord- und Mitteleuropa. Auch hier reden manche über eine bevorstehende Abkühlung, die allerdings im Index nicht erkennbar ist.





Eine Überlagerung einer Reihe solcher Oszillationen in ihrer kühlen Phase und dann vielleicht noch eine reduzierte Einstrahlung der Sonne durch einen schwachen Sonnenfleckenzyklus könnte die globale Erwärmung so stark überlagern, daß über mehr als 15 Jahre hinweg keine Erwärmung mehr sichtbar ist.

Wie schon gesagt, statistisch steckt das bereits in den Zeitreihen drin und ist nun mal der Grund dafür, daß man 30 Jahre Daten braucht, um Trendwechsel zu sehen. Aber etwas weiteres gibt den Leugnern der globalen Erwärmung Oberwasser. Es gibt nämlich inzwischen Modelle, die etwas anders aufgesetzt werden, als die üblichen Klimamodelle, die eine solche Überlagerung des menschengemachten Trends durchs natürliche Meeresströmungsfluktuationen voraussagen sollen. Ich hatte darauf hingewiesen, daß sich Wetter- und Klimamodelle grundsätzlich darin unterscheiden, daß Wettermodelle vom Anfangszustand angetrieben werden, Klimamodelle hingegen von den Randwerten. Wettermodelle entwickeln einen bekannten Zustand eine gewisse Weile in die Zukunft hinein fort und machen eine Voraussage zu einem ganz konkreten System für konkrete Zeitpunkte. Klimamodelle nehmen gegebene Randwerte und berechnen die mögliche Entwicklung eines Systems innerhalb dieses Rahmens. Sie machen Projektionen für bestimmte Szenarien, die nur mit dem statistischen Mittel des realen Systems verglichen werden können.

Die Modelle, von denen aber nun die Rede ist, sind im Grunde Klimawettermodelle. Sie beschreiben zwar die Entwicklung des Klimas, sind aber deutlich von Anfangswerten angetrieben, indem die bekannten Meeresströmungen und Temperaturen der Vergangenheit (der letzten 50 Jahre aufgrund von Meeresoberflächentemperaturen) den Modelläufen aufgeprägt werden. Daraus werden dann Vorhersagen dafür gewonnen, wie die Schwankungen der Meeresströmungen das Klima in den nächsten Jahren beeinflussen. Dies wird am Hadley-Centre gemacht und inzwischen auch am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel.



Die entsprechende Arbeit wird in Nature veröffentlicht und prognostiziert bis ca. 2012 einen verminderten Temperaturanstieg. (Keenlyside, N. S., M. Latif, J. Jungclaus, L. Kornblueh, and E. Roeckner, 2008: Advancing Decadal-Scale Climate Prediction in the North Atlantic Sector. Nature, 453, 84-88.) Das folgende Diagramm von der oben genannten Quelle vergleicht die Projektionen mit und ohne Anpassung der Meerestemperaturen im Klimamodell mit den Messungen des Hadley-Centres. Was dabei auffällt, ist nicht nur, daß die globale Erwärmung demnach schon seit den 90er Jahren durch die Meere gebremst wird, sondern auch, daß die Fehlermarge zu den Messungen doch recht groß ist und noch nicht erlaubt, zu entscheiden, ob die Prognosefähigkeit des Modells mit der Berücksichtigung der Meerestemperaturen wirklich besser geworden ist. Modelle zur Prognose des klimatischen Wetters stehen sicher noch am Anfang und daher sollte man Aussagen darüber, daß Modelle für die nächsten Jahre eine Pause bei der globalen Erwärmung vorhersagen, sehr zurückhaltend aufnehmen.



Und für Aussagen der Art, daß das IPCC falsch läge (das ja keine Aussagen zum klimatischen Wetter macht, sondern nur zum relativen Trend der globalen Temperatur und den damit verbundenen mittleren Auswirkungen) oder der Mensch das Klima nicht beeinflussen würde, sind diese Modellergebnisse ganz sicher keine Unterstützung.

2 Kommentare:

J. Zimmermann hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
J. Zimmermann hat gesagt…

Zu den Ergebnissen von Keenlyside et al. gibt es einige Diskussion, z.B.:

bei Wiliam Conolley

bei James Annan
und
bei Climate Progress von Joseph Romm