Ich habe hier bereits über den ersten echten Fehler geschrieben, den Glaziologen, selbst Mitautoren bei den IPCCC-Berichten gefunden hatten. Ich sollte besser sagen, schon länger kannten, nur sind sie bei den Autoren des Kapitels nicht durchgedrungen, die da ein falsches Zitat in die Welt gebracht hatten. In den Medien gab es viele Reaktionen, von vernünftig bis äußerst dämlich, und man weiß gar nicht, was man aus dem vielstimmigen Chor überhaupt sinnvoll zitieren kann.
Zum einen könnte man darauf hinweisen, daß es noch mehr Details zur Vorgeschichte gibt über das hinaus, was ich hier bereits erzählt hatte (siehe auch Kommentar 13 in dem verlinkten Blogbeitrag). Dem Anschein nach geisterte erst mal eine Falschinformation herum – die Gletscher im Himalaya würden zum großen Teil bis 2035 abschmelzen und ihre Fläche würde von 500.000 auf 100.000 Quadratkilometern zurückgehen. Letztere Information würde auf einen obskuren russischen Beitrag von 1996 hinweisen, nur daß hier von 2350 statt 2035 die Rede war. Also ein klassischer Zahlendreher, der sich verselbständigt hätte. 500.000 Quadratkilometer ist aber eine Fläche, die mehr als zehnmal so groß ist wie die Gletscherfläche im Himalaya. Die russische Quelle sprach von Gletschern weltweit und ist ohnehin jetzt hoffnungslos veraltet.
So oder so ist das egal. Das IPCC hat den Fehler anerkannt, wenn auch recht spät, wenn man bedenkt, daß der Glaziologe Kaser schon 2006 auf den Fehler hingewiesen hatte, und zieht diesen Absatz zurück. Hier spielt aber eine Rolle, daß das IPCC eine UNO-Veranstaltung ist. Und da gilt es auch, daß alle Länder zu beteiligen sind und der Bericht nicht vermeintlicher westlicher Vorherrschaft zum Opfer spielt. Der Teil zu Asien im Bericht der Arbeitsgruppe 2 war also indischen Kollegen überlassen, die es vorzogen, Kritik der Glaziologen zu überhören. Trotzdem kam aber der fehlerhafte Teil nicht in die Zusammenfassung für die Entscheidungsträger, was schon ein Hinweis darauf ist, daß er nicht als relevant galt.
Damit sind wir bei den Schlußfolgerungen. Ich habe schon darauf hingewiesen, daß zum Stichwort dämlich zum Beispiel gehört, aus einem falschen Absatz in einem von drei Berichten und innerhalb diesen in einem von über 20 Kapiteln zu schlußfolgern, daß der IPCC-Bericht falsch sei. Das ist einfach idiotisch. Und es ist zudem peinlich für die selbsternannten IPCC-Skeptiker und Auditoren, daß nach 3 Jahren permanenter Kritik am IPCC-Bericht nicht sie den einzigen halbwegs relevanten Fehler gefunden haben, sondern IPCC-Autoren selbst, und daß es für die Mitarbeiter beim IPCC selbstverständlich ist, den Fehler Fehler zu nennen und daraus Konsequenzen zu ziehen – etwas, daß man bei den Leugnern in der Regel nicht erwarten darf.
In der FAZ liest man was davon, es müßten Köpfe rollen. Auch von Storch läßt angeblich verlauten, daß Pachauri zurücktreten müßte. Und das ist wohl die Meinung bei vielen Leuten, die ohnehin kein gutes Haar am IPCC lassen. Was dabei vergessen wird ist, daß Pachauri kein Wissenschaftler ist, sondern der Vorsitzende des IPCC, ein Sprecher und Repräsentant der Organisation, seinerzeit von den USA auf diesen Stuhl gehieft, weil der Vorgänger zu energisch für den Klimaschutz eintrat und vielleicht auch zu kompetent war. Die Tatsache des menschengemachten Klimawandels ist aber so eindeutig, daß auch Pachauri nicht anders konnte, als eben diese Sache zu vertreten. Man könnte auch einen Besenstiel auf diesen Posten setzen, und der könnte auch nichts anderes vertreten als die Schlußfolgerungen der Wissenschaftler. Wegen eines falschen Absatzes, ein Fehler, der wie schon gesagt einfach zwangsläufig in einem 2000-Seiten Bericht zu erwarten war, soll also jemand, der diesen Fehler gar nicht gemacht hatte, zurücktreten? Pardon, aber wie wäre es, wenn von Storch von seinem Posten zurücktritt, nachdem er mal eine fehlerhafte Arbeit publiziert hatte, in der er behauptet hatte, die Temperaturrekonstruktion von Mann et al. von 1998 (der Hockeyschläger) sei nicht reproduzierbar, obwohl dies sehr wohl der Fall war? Er macht das nicht, weil es lächerlich wäre – fehlerhafte Arbeiten kommen vor, kein Wissenschaftler tritt deswegen von irgendwas zurück, sondern der Fehler wird korrigiert, wenn er festgestellt wird.
Schellnhuber fordert Reformen. Mag sein, daß hier etwas geht. Aber ich denke eher, daß man besser damit fährt, wenn man einfach anerkennt, daß so ein Bericht immer Fehler im Detail enthalten kann und daher immer auch die Bereitschaft bestehen muß, solche Berichte auch später noch zu korrigieren.
Zu den Skurilitäten zählt noch, wenn z.B. der Spiegel meint, der Gletscherfehler sei bereits die zweite Panne der Klimaforschung nach den geraubten CRU-Emails. Lieber überforderter Spiegelschreiberling: die Klimaforschung kratzt es nicht, wenn sie in einem IPCC-Bericht in einem Detail mal falsch wiedergegeben wird. Und daß von der Climate Research Unit Emails gestohlen wurden, ist weder für die Klimaforschung, noch für CRU, noch für das IPCC peinlich oder eine Panne, sondern es ist ein Diebstahl, der auf den Dieb zurückfällt wie auch auf die „Hehler“, das heißt auf die Leute, die diese gestohlenen Emails dann auf angebliche Skandale durchleuchtet haben und dabei nichts von Belang fanden, außer, daß die Leugner den Wissenschaftlern immerhin so auf die Nerven gegangen sind, daß diese sich überlegten, wie sie dafür sorgen könnten, daß fehlerhafte Artikel es gar nicht erst in die Diskussion für den Bericht der Arbeitsgruppe 1 des IPCC-Berichts schaffen.
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