Dienstag, 23. Februar 2010

Und wenn man das Leugnen leugnet?

Als ich mit diesem Blog anfing, dachte ich zunächst, daß ich die Leugner und ihre Blogs einfach ignorieren sollte. Die Fakten sollten für sich sprechen, der Ansatz sollte positiv sein. Doch je länger ich mich mit dem Thema des globalen Klimawandels beschäftige, desto deutlicher wird, daß ich nicht umhinkomme, die Leugner als Teil des Problems zu verstehen. Wie in der Öffentlichkeit der Stand der Wissenschaft wahrgenommen wird, basiert ja nicht auf den publizierten Fachartikeln, sondern der Geschichte, die die Medien erzählen. Und diese Geschichte wird von Lobbyarbeit extrem stark geformt. Es sind Milliarden nötig, um Klimaforschung zu betreiben, um Meßnetze zu betreiben oder Satelliten zu entwickeln und in eine Erdumlaufbahn zu bringen. Aber nur einige 100.000 Euro, um einen sogenannten Think Tank zu finanzieren, der dann fabrizierte Meinungen in der Öffentlichkeit implantiert. Ich hatte daher einiges dazu zu sagen, wie in den Medien eine verfälschende Darstellung des IPCC und der Klimaforschung entsteht und um sich greift und wie korrekte Äußerungen von Phil Jones ins Gegenteil verdreht werden. Der Zeittakt der Medien und der Blogs ist zudem viel zu schnell für die üblichen Abläufe zur Ergebnissuche in den Naturwissenschaften. Im Blog The Benshi wird mit einer Zeitachse zu dem Hacking der Emails der Climate Research Unit und den Medienreaktionen gezeigt, wie schnell die betroffenen Wissenschaftler sich dazu hätten melden müssen. Alle Erklärungen, die in den letzten 2 Monaten gegeben wurden, kamen zu spät.

Die Angriffe der Leugner nehmen, wie ich dargelegt hatte, die Form von Sabotage an. Es ist klar, daß hier kein gepflegter Austausch von Argumenten stattfindet. Wie auch? Die Fakten können in der Fachliteratur diskutiert werden. Wer sich vornehmlich in Presse und Blogs äußert und die Meinungsäußerungen in Emails oder einzelne Fehler in IPCC-Berichten für relevanter hält als die Kernergebnisse der Forschung, wer auf Personen zielt statt auf die Argumente, der will offensichtlich nicht diskutieren. Das Ausmaß, in dem Forscher persönlich angegriffen werden und die Angriffe von bestimmten Kreisen gesteuert werden, zeigt derzeit am Beispiel Australiens Clive Hamilton von der Australian Broadcasting Corporation in einer Artikelserie auf.

Rabett Run hat einige Links und weitere Links zum Thema der Falschdarstellungen durch Leugner gesammelt, die man mal in Ruhe durchgehen sollte. Darunter noch eine weitere Darstellung zu McIntyres destruktiver Rolle, die sich kurz zusammenfassen läßt damit, daß jener das Korinthenkacken (Nitpicking), das pedantische Rumreiten auf (oft scheinbaren) Detailfehlern betreibt, ohne je an den wesentlichen wissenschaftlichen Ergebnissen etwas zu ändern.

Wenn man dann in Diskussionsforen mit Personen zu tun bekommt, die den wissenschaftlichen Sachstand leugnen, erlebt man gelegentlich, daß diese nicht nur hier leugnen, sondern zugleich auch das oben geschilderte abstreiten. Sabotage? Das sei nur eine Verschwörungstheorie. Nun, ich bin jemand, der empfindlich auf Verschwörungstheorien reagiert. Verschwörungstheorien zeichnet der Mangel an nachprüfbaren Fakten und eine Neigung zur Selbstimmunisierung aus - Verschwörungstheorien leben davon, so abgefaßt zu sein, daß sie nicht falsifizierbar sind. Im Falle von Leugnern wie McIntyre fiele aber der Sabotagevorwurf in sich zusammen, wenn man beispielsweise keine Belege beibringen könnte, worin die Sabotage bestand, wie sie durchgeführt wurde und welche Ergebnisse sie hatte. Genau das kann man aber bei den 40 FOI-Anfragen mit dem Musterformular bei McIntyres Blog zeigen. Die Existenz der ThinkTanks, die Desinformation zum Klimawandel betreiben, ist nachprüfbar, ihre Finanzierung teilweise durch Konzerne mit Interessen zu CO2-Emissionen sind auch nachprüfbar und die Vernetzung von Personen, die als Leugner bekannt sind, ist auch nicht geheim. Aber nicht nur die Tatsache der persönlichen Angriffe und der Sabotage wird geleugnet, sondern sogar das Leugnen. Hier wird die Strategie, Verzeihung, besonders hinterfotzig. Ein Beispiel ist folgende Ausschnitt aus einer Antwort in einer Diskussion:

Allein der Begriff Leugner ist ja nun der Schwachsinn per se, niemand leugnet einen Wandel des Klimas. Was der Zimmermann da unterstellt ist ja Verschwörungstheorie reinsten Wassers.
Was machen denn da wohl all die Menschen, die unter dem Thema Leugner bei mir diskutiert wurden? Zunächst mal wird da eine kleine Ablenkung gefahren. "Leugner" bezieht sich auf das Leugnen gefestigter wissenschaftlicher Feststellungen, wie zum Beispiel den Treibhauseffekt (Gerlich, Tscheuschner), des menschlichen Einflusses auf den CO2-Gehalt der Atmosphäre (Beck), die gemessene globale Erwärmung (Watts, Pielke sr., Pat Michaels, McKitrick), den Konsens zur Klimasensitivität (Lindzen) und daß die Sonne oder galaktische kosmische Strahlung als Verursacher der Temperatursteigerung der letzten Jahrzehnte ausgeschlossen werden kann (Svensmark), geschweige denn viele (weitere) Blogger zu dem Thema und die Menschen, die die Diskussionsforen bei Spiegel, FAZ oder Welt bevölkern, weil ihnen sonst nirgendwo jemand zuhören würde. Leugner gibt es, aber es ist klar, daß die es gar nicht mögen, als solche bezeichnet zu werden.

Und Steigerungen sind auch hier noch möglich. Zum Beispiel "geistig nicht gesund". Was wäre denn die Diagnose, wenn man mal die Schilderung des Herrn Monckton durchgeht? Oder was ist von diesem Beitrag zu halten, in dem nicht nur untersucht wird, wie ein Journalist (Akerman) einem früheren IPCC-Vorsitzenden (Sir Houghton) ein Zitat unterschob, das nie geäußert wurde, sondern auch noch, wie ein gewisser Lubos Motl seine Version des ganzen bloggte, die er damit übertitelte, Houghton sei ein Lügner, aus Gründen, die kein gesunder Mensch nachvollziehen kann. Auch bei Motl stellt sich nach Durchsicht seiner Beiträge die Frage nach seiner geistigen Gesundheit. Wie Monckton sieht auch Motl eine sozialistische (oder faschistische, wieso da einen Unterschied machen?) Verschwörung, über das IPCC die Weltherrschaft zu erringen, wofür man nur alle wissenschaftlichen Publikation eines Jahrhunderts zu steuern brauchte und...äh...keine Ahnung, wie das dann funktionieren soll. Vielleicht findet sich jemand, der unter Schizophrenie leidet und erzählen kann, wie dann daraus die Weltherrschaft resultiert.

Ich bedauere: Leugner gibt es, sie behaupten sehr viel, auch viel, das sich widerspricht, was für Leugner kein Problem zu sein scheint, und sie behaupten es aus sehr unterschiedlichen Motiven politischer, wirtschaftlicher, religiöser oder persönlicher Natur. Und leider schaffe ich es nicht, sie zu ignorieren, denn sie sind das eigentliche Problem, der Grund, warum der Klimawandel auf absehbare Zeit nicht aufzuhalten ist.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Klimaleugner sind gut vernetzt und äußerst aktiv - ich verfolge verschiedene Nachrichtenportale, und in praktisch allen sind bei entsprechenden Themen die Leugner als erste mit ihren Kommentaren dabei.
Wenn sich also jemand zum Klimawandel informieren will, stößt er in den meisten Kommentaren zuhauf auf die üblichen Halbwahrheiten, Verdrehungen, oder schlicht Erfindungen der Leugner, und muss zwangsläufig denken, das diese Meinungen einem Teil der wissenschaftlichen Realität entsprechen, denn sonst würden ja wohl nicht so viele so dazu stehen und darüber schreiben...
Daher habe ich begonnen, ab und zu einige der übelsten Verdrehungen zu widerlegen, und siehe da:
Der durchschnittliche Klimatroll wird nach fundiertem Widerstand zuerst verwirrt, dann aggresiv (beleidigend), und zum Schluss abwesend (die Diskussion/das Thema verlassend).
Ich möchte hier alle an tatsächlichen Fortschritten Intressierten bitten mitzuhelfen, die Klimatrolle in der Öffentlichkeit tätig wieder auf den Platz zu verweisen, den diese argumentationmäßig und faktenmäßig haben: den einer Randgruppe von Verschwörungstheoretikern und Realitätsverweigerern.

J. Zimmermann hat gesagt…

faceplam:
Ich bin erstaunt über Ihre Erfahrung, daß Klimatrolle auf fundierte Argumente mit Rückzug reagieren. Das ist dann aber eine sehr harmlose Sorte. Meine Erfahrung ist vor allem, daß solche Leute dazu neigen, widerlegte Behauptungen zu wiederholen und dabei sehr persistent sein können. Es gibt da in einigen Foren auch häufige Auftritte von Herrn Ermecke von EIKE, der quasi beruflich in Diskussionsforen Lügen verbreiten und Bewertungen von Beiträgen manipulieren darf.

Aber ein sachlicher, argumentativer Auftritt, bei dem gezielt ein Punkt ausdiskutiert wird und auf Ablenkungsversuche und Themenwechsel nicht eingegangen wird, kann in der Tat sehr wirkungsvoll sein. Wer das Zeitbudget hat, dem empfehle ich so zu verfahren, wie Sie es vorschlagen.

Anonym hat gesagt…

Ich muss zugeben, dass ich bisher (gezielt) in eher harmloseren Foren unterwegs war - in die div. Höhlen der Leugner habe ich mich mit meinen bescheidenen Fähigkeiten noch nicht vorgewagt.
Doch gerade dort, wo meist technisch/ wissenschaftlich nicht so intressierte Leser unterwegs sind, sehe ich für mich den größten Ansatz zur Aufklärung über die Leugner-Mythen.
Dort werden meist die ewig gleichen (oder zumindest ähnlichen) 20-30 Grundmythen nur nachgeplappert, die sich leicht genug widerlegen lassen.
Für diese einfachen Trolle passt das beschriebene Verhalten ganz gut. Und ich kann diesen Unwahrheiten einfach nicht das letzte Wort überlassen.

Zeit muss man allerdings mitbringen.