Dienstag, 4. Mai 2010

Nachtrag zu "Wenn schon Mist schreiben, dann richtig"

In dem Beitrag habe ich es versäumt, zu schreiben, wer eigentlich der Autor, Axel Bojanowski ist. Er ist Wissenschaftsjournalist beim Spiegel, schreibt aber auch für andere Zeitungen und Zeitschriften. Stefan Rahmstorf hatte sich schon über eine frühere Falschdarstellung von ihm beschwert, in der er Ergebnisse des republikanischen Wegmann-Reports zu angeblichen Fehlern der Temperaturrekonstruktion von Michael Mann und seinen Kollegen fälschlich als Ergebnisse einer Studie der National Academy of Sciences ausgegeben hatte, die weitgehend die Ergebnisse von Mann et al. 1998 bestätigte. Auch beim Thema Meeresspiegel sah Rahmstorf die Notwendigkeit zur Korrektur. Kein Wunder, daß Bojanowski es sich nicht verkneifen konnte, gegen Rahmstorf nachzutreten und ihn als jemanden darzustellen, der versucht, Journalisten zu schikanieren. Der Mann mag es offensichtlich nicht, wenn man ihm seine Fehler vorhält.

Bojanowski läßt es sich auch nicht nehmen, Studien hervorzuheben, die die Mär von der globalen Warmzeit um 1400, die heutige Temperaturen erreicht haben soll, zu verbreiten. So schrieb er 2003 und 2004 je entsprechende Beiträge für die Welt am Sonntag:

Das Klima war viel komplexer, Erderwärmung auch schon um 1400. Die Forscher müssen umdenken, Welt am Sonntag 15.8.2004.

Als Grönland noch grün war. Welt am Sonntag, 15. 6. 2003.

In dem einen Beitrag wird unkritisch die Behauptung von McIntyre und McKitrick übernommen, daß die Temperaturrekonstruktion von Mann et al. 1998 widerlegt sei und es im Mittelalter global so warm war wie heute, in dem anderen Beitrag wird ein schon bald danach widerlegter Artikel von Soon et al. zitiert, in dem diese Behauptung verbreitet war. Der Skandal um die Publikation dieses Artikels, der eine Leugner-Seilschaft bei Climate Research offenlegte, führte zum Rücktritt der Redaktion.

Daher meine Einschätzung: wir erleben im Spiegel keine Ausrutscher oder eine vorübergehende Mode, um mit der Kontroverse Auflage zu machen. Der Spiegel ist ein Tummelplatz für Journalisten, denen die Wahrheit egal ist, die zum Leugnernetzwerk gehören und aktiv Desinformation der Öffentlichkeit betreiben. Ich befürchte, daß das Blatt über keinen einzigen seriösen und integren Wissenschaftsjournalisten verfügt.

Noch ein Hinweis: eine kleine Übersicht von Fehlervorwürfen an die Klimaforschung, die in Medien verbreitet wurden und was daraus wurde, gibt es bei der Frankfurter Rundschau.

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