Homöopathie ist ein Testfall. Ein Testfall dafür, ob Politiker faktenbasierte Entscheidungen treffen, ein Testfall dafür, wie verbreitet Aberglaube in der Bevölkerung ist, ein Testfall für die Abwehrmechanismen von Pseudowissenschaften.
Die Geschichte dazu ist schnell erzählt. Obwohl Homöopathen in gut 200 Jahren den Nachweis schuldig geblieben sind, daß ihre Tradition der Medizin sich naturwissenschaftlich einordnen läßt und wirksam ist auf dem Niveau, das wir bei medizinischen Behandlungen sonst immer fordern, leisten wir uns den Luxus, über einige Krankenkassen homöopathische Behandlungen zu subventionieren. Der fatale Eindruck beim Patienten ist, daß das Medizin sei wie andere auch. Immerhin gäbe es ja auch bei bestimmten Krankheitsbildern, üblicherweise eher psychosomatisch angelegte Krankheitsbilder subjektiv beim Patienten den Eindruck von Verbesserungen während einer homöopathischen Behandlung. Einen solchen subjektiven Eindruck haben allerdings auch Patienten von afrikanischen Medizinmännern oder von Schamanen in Nordasien, wenn sie ausreichend besprochen, umtanzt und Naturgeistern entsprechende Opfer gebracht wurden. Auch das Opfern einiger kleiner Mädchen beim Höhepunkt einer Epidemie einer Infektionskrankheit ist in fernerer Vergangenheit schon von vielen als wirksame Maßnahme empfunden worden. Zwischen diesen Methoden und der Homöopathie besteht nur der Unterschied, daß man für das Opfern kleiner Mädchen keine Krankenkasse findet, die es finanziert. Warum ist das so? Wie gesagt, der objektive Wirksamkeitsnachweis ist nicht die Ursache – für die Homöopathie gibt es keinen. Und als Chemiker weiß ich, obwohl ich keine Ahnung von Medizin habe, daß der Homöopathie die naturwissenschaftliche Basis fehlt. Es gibt kein Gedächtnis des Wassers und hochpotenzierte Mittel können keine andere Wirkung haben als die des verwendeten Zuckers oder Wassers. Und an dem Punkt ist bereits jede sinnvolle Diskussion zu Ende, was danach kommt, ist sinnloses Predigen eines Aberglaubens, und beherrscht in seiner Langatmigkeit die Internetforen zu dem Thema. Dabei war schon seit 1835 die Position der Homöopathen nicht mehr haltbar. Dazu im Blog Science based medicine der Beitrag Homeopathy: failing randomized controlled trials since 1835.
Nun hat vor einer Woche der SPD-Gesundheitspolitiker Heiner Lauterbach etwas gesagt, bei dem ich zum ersten Mal in meinem Leben den Eindruck hatte, daß es gut und sinnvoll war. Daß man nämlich auf die Kassenförderung der Homöopathie verzichten könnte. Auf Seiten der CDU meinte der Gesundheitspolitiker Jens Spahn dazu, daß das aus seiner Sicht klar ginge. Das hätte ein gewaltiges Aha-Erlebnis in der Politik sein können: eine vernünftige Idee in der Opposition, Zustimmung aus der Regierung, und in kürzester Zeit umgesetzt. Aber das wäre naiv gedacht.
Mit der Abschaffung der Kassenförderung der Homöopathie ist zunächst mal kaum Geld zu machen. Das liegt schon daran, daß die meisten Menschen so vernünftig sind, bei „echten“ Krankheiten auch „echte“ Behandlungen vornehmen zu lassen. Für die meisten Menschen ist die Homöopathie eine Wohlfühlbehandlung, bei der man im Grunde eine verkappte psychosoziale Stunde beim Naturheiler wahrnimmt, aber wenn es ernst wird, wird dann doch operiert, mit Antibiotika behandelt und mit Apparaten und Labor diagnostiziert. Und das ist letztlich das, was eigentlich was kostet. Die Abschaffung der Kassenförderung würde aber andererseits viele Besserverdiener aus den Krankenkassen treiben, die aus irgendeinem Grund gerne die psychosozialen Stunden wahrnehmen und harmlose Wehwehchen mit Globulischlucken „behandeln“ und die mit einem vielfachen der Ausgaben für Homöopathie die übrigen Kassenmitglieder subventionieren. Da verwundert es nicht, daß die Grünen, die Partei der gehobenen Mittelschicht, der Leute mit akademischen Hintergrund, die ganz genau diese gut verdienenden Globulischlucker vertritt, mit Claudia Roth als erste gegen eine solche Maßnahme protestiert, dicht gefolgt von der SPD, wo Carola Reimann, Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Lauterbachs Aussage als Einzelmeinung abqualifizierte. Es geht eben nicht um Evidenz der Behandlung, sondern einfach darum, daß so ein Aberglaube auch seine Anhänger hat, und die sitzen bei wohl allen Parteien bis in höchste Positionen, auch Philip Rösler von der FDP und Johannes Singhammer kritisierten ein Verbot von Kassenleistungen für Homöopathie. Man muß also jetzt eine große Zahl von Soziologen, Germanisten, Betriebswirtschaftlern oder Juristen davon überzeugen, daß Wasser oder Zucker kein Gedächtnis hat und daß der Grundsatz, alles was subjektiv wirkt, ist medizinisch wirksam, im Zeitalter der Erforschung des Placeboeffekts eine antiquierte Plattitüde ist. Wir opfern keine kleinen Mädchen mehr, weil die meisten unter uns nicht mehr an gewalttätige Naturgeister glauben, die man besänftigen müßte. Aber anscheinend ist es immer noch schwierig, gebildeten Menschen klar zu machen, wozu man doppelt-blind Tests in der Pharmakologie braucht und wie schwierig es manchmal sein kann, dies auch für eine aussagekräftige Versuchsgruppe zu machen.
Warum steht das alles in einem Klimablog? Weil der Umgang mit der Homöopathie Parallelen zur Klimapolitik zeigt und zur Akzeptanz der wissenschaftlichen Methode in der Gesellschaft.
Im Spiegel gab es mehrere Artikel zum Thema Homöopathie, in einem davon die Aussage Lauterbachs (dazu mehr im Blog Plazeboalarm). Das versteht man vielleicht noch besser, wenn man die Printausgabe verfolgt, aber aus einsichtigen Gründen lese ich das Blatt nicht. Interessant ist, daß sich der Spiegel hier eine Kampagne gegen die Homöopathie leistet. Die Berichterstattung dazu ist, so weit ich es beurteilen kann, korrekt, sie ist angemessen, sie enthält alles das, was ich bei der Berichterstattung zum Klimawandel vermisse. Warum?
Offensichtlich ist das Thema ein Aufreger, wenn man den Stand der Wissenschaft dazu vertritt, weil die Homöopathie ein gesellschaftlich so verbreiteter Aberglaube ist. Mehr als die Hälfte der Deutschen haben schon mal Zucker oder Wasser als Medizin geschluckt, gut ein Viertel glaubt richtig heiß und innig an den Käse von Hahnemann. Man braucht also nur zu schreiben, daß Wasser kein Gedächtnis hat und homöopathische Behandlungen nicht mehr Evidenz vorweisen können als das Opfern kleiner Mädchen, um wahre Proteststürme in den Leserbriefseiten zu provozieren. Das bringt Auflage. Vielleicht ist das jetzt zu einfach gedacht, aber sowohl die Artikel zugunsten der Leugner des Standes der Wissenschaft zum Klimawandel wie auch zu Lasten der Gläubigen Hahnemanns haben etwas kampagnenartiges, eine bewusste Entscheidung der Redaktion, sich einer Seite anzuschließen, um damit die Auflage zu halten oder zu steigern. Ob auch das Anzeigengeschäft da hineinspielt, wo man auf der einen Seite Energiekonzerne und Autokonzerne als Anzeigenkunden zufrieden stellt, auf der anderen Seite große Pharmakonzerne erfreut, ist reine Spekulation.
Kann man die Homöopathiegläubigen mit Fakten überzeugen? Jahrelange Erfahrung in solchen Diskussionen lehrt: ganz sicher nicht. Auch das Opfern kleiner Mädchen ist nur aus der Mode gekommen. Wenn auch heute noch mitten in Europa vereinzelt Exorzismus durchgeführt wird und an Geister und Hexen geglaubt wird, ist der Schritt zum Menschenopfer nicht weit – nur Gesetz und Druck der Gesellschaft verhindern dies, nicht ein grundsätzliches Verständnis, daß es keine übernatürlichen Kräfte gibt, auf die man mit Opfern einwirken könnte. Und wenn hier schon die Zivilisationstünche hauchdünn ist, ist man erst recht auf verlorenem Posten, wenn medizinischen Experten pseudowissenschaftliche Verschwurbeler gegenüberstehen. Die reden dann von Energiefeldern und dem Gedächtnis des Wassers, leiten aus Placeboeffekten medizinische Wirksamkeit ab und führen sogar einzelne Studien in medizinischen Fachzeitschriften an, die zwar wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügen wegen fehlender Verblindung der Tests oder statistisch viel zu kleinen Untersuchungsgruppen, aber die Gläubigen bei der Stange halten können. Und das ist exakt, was wir bei den Gruppen sehen, die immer noch glauben, der Mensch könne das Klima nicht wesentlich beeinflussen. Auch hier ist die Diskussion nur scheinbar von Daten und Publikationen bestimmt, doch in Wahrheit gehen Belege und Statistiken an denen, die man damit überzeugen möchte, völlig vorbei, weil es für die Leugner in Wahrheit eine Glaubensfrage und auch eine persönliche Notwendigkeit ist, ihren Glauben daran zu verteidigen, daß der Klimaschutz keine vorrangige Aufgabe sein könne. Immerhin steht hier ein Lebensstil auf dem Spiel, genauso, wie auch das Leben mit Homöopathie, womöglich im Rahmen der Anthroposophie, ein Lebensstil sein kann.
Da Leugner diese Ähnlichkeit mit den Homöopathen spüren, nehmen einige unter ihnen auch die Notwendigkeit wahr, entsprechenden Hinweisen vorbeugend zu entgegnen. Die beiden oben genannten Lebensstile, einerseits grün-anthroposophisch, anderseits liberal-konservativ-konsumorientiert, zeigen wenig Überlappung – man zeigt gegensätzliche Formen der Realitätsverleugnung.
Die Geschichte dazu ist schnell erzählt. Obwohl Homöopathen in gut 200 Jahren den Nachweis schuldig geblieben sind, daß ihre Tradition der Medizin sich naturwissenschaftlich einordnen läßt und wirksam ist auf dem Niveau, das wir bei medizinischen Behandlungen sonst immer fordern, leisten wir uns den Luxus, über einige Krankenkassen homöopathische Behandlungen zu subventionieren. Der fatale Eindruck beim Patienten ist, daß das Medizin sei wie andere auch. Immerhin gäbe es ja auch bei bestimmten Krankheitsbildern, üblicherweise eher psychosomatisch angelegte Krankheitsbilder subjektiv beim Patienten den Eindruck von Verbesserungen während einer homöopathischen Behandlung. Einen solchen subjektiven Eindruck haben allerdings auch Patienten von afrikanischen Medizinmännern oder von Schamanen in Nordasien, wenn sie ausreichend besprochen, umtanzt und Naturgeistern entsprechende Opfer gebracht wurden. Auch das Opfern einiger kleiner Mädchen beim Höhepunkt einer Epidemie einer Infektionskrankheit ist in fernerer Vergangenheit schon von vielen als wirksame Maßnahme empfunden worden. Zwischen diesen Methoden und der Homöopathie besteht nur der Unterschied, daß man für das Opfern kleiner Mädchen keine Krankenkasse findet, die es finanziert. Warum ist das so? Wie gesagt, der objektive Wirksamkeitsnachweis ist nicht die Ursache – für die Homöopathie gibt es keinen. Und als Chemiker weiß ich, obwohl ich keine Ahnung von Medizin habe, daß der Homöopathie die naturwissenschaftliche Basis fehlt. Es gibt kein Gedächtnis des Wassers und hochpotenzierte Mittel können keine andere Wirkung haben als die des verwendeten Zuckers oder Wassers. Und an dem Punkt ist bereits jede sinnvolle Diskussion zu Ende, was danach kommt, ist sinnloses Predigen eines Aberglaubens, und beherrscht in seiner Langatmigkeit die Internetforen zu dem Thema. Dabei war schon seit 1835 die Position der Homöopathen nicht mehr haltbar. Dazu im Blog Science based medicine der Beitrag Homeopathy: failing randomized controlled trials since 1835.
Nun hat vor einer Woche der SPD-Gesundheitspolitiker Heiner Lauterbach etwas gesagt, bei dem ich zum ersten Mal in meinem Leben den Eindruck hatte, daß es gut und sinnvoll war. Daß man nämlich auf die Kassenförderung der Homöopathie verzichten könnte. Auf Seiten der CDU meinte der Gesundheitspolitiker Jens Spahn dazu, daß das aus seiner Sicht klar ginge. Das hätte ein gewaltiges Aha-Erlebnis in der Politik sein können: eine vernünftige Idee in der Opposition, Zustimmung aus der Regierung, und in kürzester Zeit umgesetzt. Aber das wäre naiv gedacht.
Mit der Abschaffung der Kassenförderung der Homöopathie ist zunächst mal kaum Geld zu machen. Das liegt schon daran, daß die meisten Menschen so vernünftig sind, bei „echten“ Krankheiten auch „echte“ Behandlungen vornehmen zu lassen. Für die meisten Menschen ist die Homöopathie eine Wohlfühlbehandlung, bei der man im Grunde eine verkappte psychosoziale Stunde beim Naturheiler wahrnimmt, aber wenn es ernst wird, wird dann doch operiert, mit Antibiotika behandelt und mit Apparaten und Labor diagnostiziert. Und das ist letztlich das, was eigentlich was kostet. Die Abschaffung der Kassenförderung würde aber andererseits viele Besserverdiener aus den Krankenkassen treiben, die aus irgendeinem Grund gerne die psychosozialen Stunden wahrnehmen und harmlose Wehwehchen mit Globulischlucken „behandeln“ und die mit einem vielfachen der Ausgaben für Homöopathie die übrigen Kassenmitglieder subventionieren. Da verwundert es nicht, daß die Grünen, die Partei der gehobenen Mittelschicht, der Leute mit akademischen Hintergrund, die ganz genau diese gut verdienenden Globulischlucker vertritt, mit Claudia Roth als erste gegen eine solche Maßnahme protestiert, dicht gefolgt von der SPD, wo Carola Reimann, Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Lauterbachs Aussage als Einzelmeinung abqualifizierte. Es geht eben nicht um Evidenz der Behandlung, sondern einfach darum, daß so ein Aberglaube auch seine Anhänger hat, und die sitzen bei wohl allen Parteien bis in höchste Positionen, auch Philip Rösler von der FDP und Johannes Singhammer kritisierten ein Verbot von Kassenleistungen für Homöopathie. Man muß also jetzt eine große Zahl von Soziologen, Germanisten, Betriebswirtschaftlern oder Juristen davon überzeugen, daß Wasser oder Zucker kein Gedächtnis hat und daß der Grundsatz, alles was subjektiv wirkt, ist medizinisch wirksam, im Zeitalter der Erforschung des Placeboeffekts eine antiquierte Plattitüde ist. Wir opfern keine kleinen Mädchen mehr, weil die meisten unter uns nicht mehr an gewalttätige Naturgeister glauben, die man besänftigen müßte. Aber anscheinend ist es immer noch schwierig, gebildeten Menschen klar zu machen, wozu man doppelt-blind Tests in der Pharmakologie braucht und wie schwierig es manchmal sein kann, dies auch für eine aussagekräftige Versuchsgruppe zu machen.
Warum steht das alles in einem Klimablog? Weil der Umgang mit der Homöopathie Parallelen zur Klimapolitik zeigt und zur Akzeptanz der wissenschaftlichen Methode in der Gesellschaft.
Im Spiegel gab es mehrere Artikel zum Thema Homöopathie, in einem davon die Aussage Lauterbachs (dazu mehr im Blog Plazeboalarm). Das versteht man vielleicht noch besser, wenn man die Printausgabe verfolgt, aber aus einsichtigen Gründen lese ich das Blatt nicht. Interessant ist, daß sich der Spiegel hier eine Kampagne gegen die Homöopathie leistet. Die Berichterstattung dazu ist, so weit ich es beurteilen kann, korrekt, sie ist angemessen, sie enthält alles das, was ich bei der Berichterstattung zum Klimawandel vermisse. Warum?
Offensichtlich ist das Thema ein Aufreger, wenn man den Stand der Wissenschaft dazu vertritt, weil die Homöopathie ein gesellschaftlich so verbreiteter Aberglaube ist. Mehr als die Hälfte der Deutschen haben schon mal Zucker oder Wasser als Medizin geschluckt, gut ein Viertel glaubt richtig heiß und innig an den Käse von Hahnemann. Man braucht also nur zu schreiben, daß Wasser kein Gedächtnis hat und homöopathische Behandlungen nicht mehr Evidenz vorweisen können als das Opfern kleiner Mädchen, um wahre Proteststürme in den Leserbriefseiten zu provozieren. Das bringt Auflage. Vielleicht ist das jetzt zu einfach gedacht, aber sowohl die Artikel zugunsten der Leugner des Standes der Wissenschaft zum Klimawandel wie auch zu Lasten der Gläubigen Hahnemanns haben etwas kampagnenartiges, eine bewusste Entscheidung der Redaktion, sich einer Seite anzuschließen, um damit die Auflage zu halten oder zu steigern. Ob auch das Anzeigengeschäft da hineinspielt, wo man auf der einen Seite Energiekonzerne und Autokonzerne als Anzeigenkunden zufrieden stellt, auf der anderen Seite große Pharmakonzerne erfreut, ist reine Spekulation.
Kann man die Homöopathiegläubigen mit Fakten überzeugen? Jahrelange Erfahrung in solchen Diskussionen lehrt: ganz sicher nicht. Auch das Opfern kleiner Mädchen ist nur aus der Mode gekommen. Wenn auch heute noch mitten in Europa vereinzelt Exorzismus durchgeführt wird und an Geister und Hexen geglaubt wird, ist der Schritt zum Menschenopfer nicht weit – nur Gesetz und Druck der Gesellschaft verhindern dies, nicht ein grundsätzliches Verständnis, daß es keine übernatürlichen Kräfte gibt, auf die man mit Opfern einwirken könnte. Und wenn hier schon die Zivilisationstünche hauchdünn ist, ist man erst recht auf verlorenem Posten, wenn medizinischen Experten pseudowissenschaftliche Verschwurbeler gegenüberstehen. Die reden dann von Energiefeldern und dem Gedächtnis des Wassers, leiten aus Placeboeffekten medizinische Wirksamkeit ab und führen sogar einzelne Studien in medizinischen Fachzeitschriften an, die zwar wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügen wegen fehlender Verblindung der Tests oder statistisch viel zu kleinen Untersuchungsgruppen, aber die Gläubigen bei der Stange halten können. Und das ist exakt, was wir bei den Gruppen sehen, die immer noch glauben, der Mensch könne das Klima nicht wesentlich beeinflussen. Auch hier ist die Diskussion nur scheinbar von Daten und Publikationen bestimmt, doch in Wahrheit gehen Belege und Statistiken an denen, die man damit überzeugen möchte, völlig vorbei, weil es für die Leugner in Wahrheit eine Glaubensfrage und auch eine persönliche Notwendigkeit ist, ihren Glauben daran zu verteidigen, daß der Klimaschutz keine vorrangige Aufgabe sein könne. Immerhin steht hier ein Lebensstil auf dem Spiel, genauso, wie auch das Leben mit Homöopathie, womöglich im Rahmen der Anthroposophie, ein Lebensstil sein kann.
Da Leugner diese Ähnlichkeit mit den Homöopathen spüren, nehmen einige unter ihnen auch die Notwendigkeit wahr, entsprechenden Hinweisen vorbeugend zu entgegnen. Die beiden oben genannten Lebensstile, einerseits grün-anthroposophisch, anderseits liberal-konservativ-konsumorientiert, zeigen wenig Überlappung – man zeigt gegensätzliche Formen der Realitätsverleugnung.
Wen wundert es also, daß in dem Leugnerblog Klimazwiebel auch gleich ein Beitrag auftauchte, der die Wissenschaft zum Klimawandel nun in einen Zusammenhang mit der Homöopathie bringt, eine Vorgehensweise, die wir zuvor schon sehen konnten, als die Klimawissenschaften nacheinander mit dem Faschismus, mit dem Stalinismus, mit Bestechlichkeit der Wissenschaftler, mit Lysenko oder mit einer religiösen Sekte in Verbindung gebracht wurden – nicht alles, aber das meiste davon auch bei der Klimazwiebel. In diesem Falle braucht man nur den Bogen zu schließen zwischen der Neigung der Grünen Partei, die Homöopathie zu unterstützen und der Tatsache, daß diese Partei auch für den Klimaschutz eintritt. Für manche ist damit der Hinweis darauf, daß Vertreter eines menschengemachten Klimawandels in der Regel auch der Homöopathie zuneigen und daher wohl die Klimaforschung angezweifelt werden müßte, eine geschlossene, logische Argumentationskette. Wie schon gesagt, subjektiv kann man vieles als erwiesen akzeptieren, was sich objektiv nicht nachweisen läßt.
13 Kommentare:
...
naja, mir ist das "egal" - ob ein schamane tanzt - oder kleine zuckerkügelchen geschluckt werden - oder ein "pharmavertreter" mir eine biologische atombombe in den magen wirft -
wer heilt hat recht!
sex ist keine rechenaufgabe von zellstrukturen - "liebe" und solch homöopathischer kram auch nicht -
und wer medizin nur auf die beweisführung der pharmaindustrie reduziert -
ist ....
schade -
bisher las ich ihren blog gerne -
aber verbohrte sichtweisen liegen mir nicht -
in keiner richtung
@aus der neuen Welt: Wer heilt hat recht." Eben, Homöopathie heilt nicht, sondern es sind die Selbstheilungskräfte, das sogenannte Immunsystem, das zur Genesung führt. Ab und zu kann es geschehen, dass sehr böse Viren, Bakterien und Parasiten diese Selbstheilungskräfte überfordern, aber dank des Fortschritts in der Chemie können diese V+B+P bekämpft werden, damit die Selbstheilungskräfte ihren Aufgaben nachgehen können. Mit ein wenig Biologie und Statistik für das Verständnis der Studien, sollte man das verstehen.
Dass Alternativmedizin den Krankenkassen billig kommt, ist falsch:
http://kidmed.de/?p=336
4Mrd. Euro kosten alternativmedizinische Behandlungen den Krankenkassen jährlich:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=57593
Dass die Parteien ihre Wähler nicht vergraulen wollen und deshalb die tatsächlichen Kosten verschweigen (und nur die vernachlässigbaren Arzeimittelkosten nennen), wird von den Medien (insbesondere Spiegel) ebenfalls verschwiegen.
Zum Beitrag von "aus der neuen welt":
Ich vergraule nicht gern Leser des Blogs, aber ich werde deswegen nicht anfangen, diplomatisch gesellschaftliche Kontroversen zu umschiffen. Dabei hat meine sehr deutliche Ansicht, daß Homöopathie einen Aberglauben darstellt nichts mit einer verbohrten Sichtweise zu tun. Ich würde es jederzeit akzeptieren, wenn die Homöopathie in der Lage wäre, einen Nachweis für ihre Methodik zu liefern. Genau der aber fehlt eben. Naturwissenschaftlich gesehen ist die Homöopathie eine Unmöglichkeit: Nahezu oder ganz wirkstofffreie Hochpotenzen können nicht wirksamer sein, als konzentrierte oder mäßig verdünnte Wirkstoffgaben. Unwirksame Mittel können auch nicht heilen.
giordano hat schon den entscheidenden Satz zur Plattitüde "Wer heilt, hat recht." geschrieben: der Körper heilt viele Leiden, denn darauf ist er angelegt. Der Körper selbst soll Verletzungen ausheilen und Infektionen mit Immunreaktionen bekämpfen. Oft funktioniert das.
Medizin brauchen wir eigentlich erst dann, wenn der Körper ohne Hilfe nicht mehr mit Verletzungen und Erkrankungen fertig wird. Homöopathie nährt die Illusion, daß zum einen jede Erkrankung Intervention nötig macht, und daß weiterhin jede Intervention heilen kann, wenn es nur die richtige ist. Beides ist falsch. Es gibt auch Interventionen, die nicht wirken, obwohl sie die bestmöglichen waren, weil nun einmal Körperschädigungen irreparabel sein können. Eine Infektion mit Tollwut zum Beispiel ist praktisch immer tödlich, Vorbeugung nur durch Impfung vor oder in den ersten Stunden nach der Infektion möglich. Danach ist die Krankheit auch mit der bestmöglichen Medizin nicht mehr heilbar (nur in Extremfällen gelingt neuerdings bei aufwendigster Therapie die Lebensrettung mit verbleibenden schweren Schäden). In der Homöopathie wird behauptet, man könne auch Tollwut heilen. Der folgende Link enthält Ansichten, die ich für geradezu hochkriminell halte: http://www.ravi-roy.de/impfaufklaerung.php
Ein gegen Tollwut geimpfter Mediziner wäre wohl bereit, sich zu Demonstrationszwecken mit Tollwut infizieren zu lassen, um die Wirksamkeit der Impfung zu zeigen. Ich bin gespannt, ob sich ein Homöopath finden ließe, der bereit wäre, sich mit Tollwut infizieren zu lassen und zu demonstrieren, wie er mit Homöopathie diese Infektion heilt. Es wäre glatter Selbstmord.
"Wer heilt, hat recht." auf Interventionen bei Schnupfen, Kopfschmerzen, Magenverstimmung oder einer Allergie anzuwenden, die üblichen Fälle, bei denen zu homöopathischen Mittelchen gegriffen wird, ist absurd, denn das sind alles Erkrankungen, bei denen man auch völlig ohne Eingriffe die Besserungen erwarten kann, die den Mittelchen zugeschrieben werden, oft schon, indem jemand ausreichend trinkt, schläft, die Immunreaktion des Körpers wirken läßt oder eben die Konzentration des Allergens unter den Grenzwert sinkt.
Verbohrt ist wohl eher die Einstellung, solche sachlichen Argumente mit "Wer heilt, hat recht." abzuwehren.
Zum Beitrag von Physiker:
Ich nehme den Link zur Kenntnis. Möglicherweise gibt es hier ein Abgrenzungsproblem - im Spiegel war wohl ausschließlich von homöopathischer Beratung und Medikamenten die Rede, während in Ihrem Link anscheinend alle alternativen Methoden (auch Akupunktur, Einsatz von Medikamenten außerhalb ihrer Zulassung usw.) einbezogen sind. Ich lasse es mal offen, ob der Verbot der Kostenerstattung für Homöopathie die entsprechenden Krankenkassen finanziell entlasten oder, wegen möglicher Abwanderungen, belasten würde. Die betroffenen Krankenkassen vermuten ja letzteres, und sie werden wohl die Zahlen dazu haben.
@for4zim: Ich würde Sie gerne fragen, welche Aussage/Theorie sie plausibler finden: Homöopathie wirkt nicht oder der Klimawandel ist vom Menschen verursacht. Diese ketzerische Frage stelle ich nur deshalb, weil die Leute in meinem Umfeld kein Problem haben, den Klimawandel zu akzeptieren, gleichzeitig aber Globuli schlucken. Ich vermute, dass praktisch alle Physiker im IPCC und sogar die klimaskeptischen Physiker der Meinung sind, dass eher ihre Theorien falsch sind als dass die Homöopathie über den Placebo-Effekt hinaus wirkt. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte nicht den Klimawandel in Frage stellen, sondern suche Argumente um Homöopathie-Befürworter (und Klimawandelbefürworter) auf ihren Widerspruch hinzuweisen.
@giordano:
Man kann meiner Meinung nach grundsätzlich nicht solche Aussagen vergleichen, und zwar aus zwei Gründen:
zum ist die Aussage "der Klimawandel ist vom Menschen verursacht" vage, während die Aussage "Homöopathie wirkt nicht" recht präzise ist. Was man genau unter "dem" Klimawandel versteht, kann davon abhängen, welche Zeitskala, Elemente, räumliche Auflösung man betrachtet. Wenn Sie sagen, der globale mittlere Temperaturanstieg seit 1970 ist zu mehr als 2/3 vom Menschen verursacht, haben Sie eine Aussage, die in etwa so präzise ist wie Homöopathische Therapien wirken nicht mehr als aufgrund des Placeboeffektes zu erwarten ist - hier ist zwar klarer, was gemeint ist, aber auch hier muß man präzisieren, daß die Wirkung relativ zu einem möglichen Placeboeffekt gemeint ist. Beide Aussagen sind nach gegenwärtigem Wissensstand richtig, ihre Verneinung falsch.
Zum anderen können sie zwei falsche oder richtige Aussagen nicht in ihrem Grad der Wahrheit oder Falschheit vergleichen, weil es keine graduelle Abstufung von wahr und falsch gibt.
Sie können also sagen, Homöopathie ist so wenig wirksam nach Abzug eines Placeboeffekt, wie die vorwiegend menschliche Verursachung des globalen Temperaturanstiegs seit 1970 im Zweifel steht.
Letztlich habe ich aber grundsätzliche Einwände gegen solche Vergleiche, weil es ja zwischen dem Nachweis der Wirksamkeit von Therapien und der Klimaforschung keinerlei sachlichen Zusammenhang gibt. Daher ist eine solche Argumentation immer unsachlich und reine Rhetorik und dadurch angreifbar.
Ich halte es auch für unnötig, da ja zwei Argumente bestehen, die zwingend sind: die Homöopathie im theoretischen Ansatz ist absurd, weil sie den Grundsätzen der Chemie widerspricht, und sie hat in 200 Jahren keinen Wirksamkeitsnachweis geliefert und es ist absehbar, daß dies nach all den Versuchen dazu auch nicht mehr geschehen wird. Wer an der Stelle die Argumentation nicht akzeptiert, der ist sowieso sachlich und rhetorisch immun gegen Argumente. Es ist dann eine reine Glaubenssache und sie können einem Menschen seinen Glauben mit keiner Argumentation nehmen.
Es gibt sogar Leute, die ihren eigenen Kleinkindern beim Verrecken zugesehen hatten, während sie z.B. fortfuhren, mit Globuli Ekzeme zu behandeln. Wie wollen Sie bei solchen Leuten durchdringen? Suchen Sie mal im Internet solche Fallberichte zusammen, zeigen Sie dann mal Bilder von Säuglingen mit schweren Ekzemen und fragen Sie dann die Bekannten, ob das nicht ein Verbrechen ist? Sie werden dann möglicherweise erleben, wie sofort eine Immunisierung in der Argumentation einsetzt, indem einfach die Schilderung des Falls angezweifelt, als Ausnahmefall abgelehnt oder mit Gegenbeispielen abgewehrt wird, die darauf basieren, daß z.B. Neurodermitis nicht wirklich geheilt werden kann. Vermutlich kennen Sie den hier verlinkten Fall schon: Homöopath wegen Totschlag in Sidney verurteilt Daß man eine Glaubensposition gegen mögliche Einwände immunisiert und dann Sachargumente gar nicht mehr wahrgenommen werden, ist ein grundsätzliches Problem, weil es anscheinend eine typisch menschliche Verhaltensweise ist. Eine Therapie dafür kenne ich nicht - man sollte nach meiner Meinung akzeptieren, daß es so ist und es immer einen Punkt gibt, ab dem weitere Diskussionen sinnlos sind.
@for4zim:
Ich verstehe Ihre Kritik und stimme in den meisten Punkten überein. Die Leute meiner Umgebung sind jedoch nicht abgebrühte Esoteriker und sie sind empfänglich für Autoritäten, die sich umwelt- und sozialpolitisch engagieren. Es geht mir also nicht darum, dass ich alle Leute mit einem Totschlagargument überzeugen will, denn wie Sie auch sagen, das ist nicht mögich. Es geht mir nur um ein weiteres Argument, nämlich das Argument von der glaubwürdigen Autorität. Ich kenne mich in Homöopathie und diesbezügliche Studien aus, habe aber keine Ahnung von Klima. Ich stütze mich also auf die Autorität von Klimaexperten und IPCC. Wenn ich also in meiner Umgebung (SP und Grüne) in einer Diskussionsrunde einwerfen kann, dass der Stocker (Professor Stocker aus der Uni Bern, der gelegentlich auf im Schweizer Fernsehen auftritt) eher denkt, dass Seine Modelle falsch sind als dass an der H. etwas wahres ist, dann würde sich der eine oder andere seine Meinung zu H. überdenken (nicht alle). Zu Ihrer Aussage:"Zum anderen können sie zwei falsche oder richtige Aussagen nicht in ihrem Grad der Wahrheit oder Falschheit vergleichen, weil es keine graduelle Abstufung von wahr und falsch gibt." Naja, ich verstehe diese Aussage, bin aber nicht so streng. Es gibt viele Wissenschafter, die mit Bayesianischen Modellen arbeiten, die einer Hypothese eine Wahrscheinlichkeit zuweisen.
@for4zim:
[der Link auf das Ärzteblatt hat offensichtlich nicht funktioniert, ich beziehe mich auf den ersten Link im kidmed-Artikel]
Ich stimme Ihnen in allen Punkten zu. Meine Kritik zielte aber auf die Medien ab, die es versäumt haben die Größenordnung der Kosten zu überprüfen. Die tatsächlichen Kosten, die von den Krankenkassen speziell für Homöopathie erstattet werden liegen also wohl zwischen einem "zweistelligen Millionenbetrag" und 4Mrd. Euro. Plausibler erscheint mir eher etwas um die 1Mrd. Euro zu sein. Und selbst wenn es "nur" dreistellige Millionenbeträge sein sollten: Billig ist das nicht.
erst einmal vielen dank für die immer wieder lesenswerten artikel zur klimaerwärmung. ich finde es gerade lesenswert, weil sie die politische komponente immer wieder mit hinein bringen. und kräftig auf tendenziöse berichterstattung drauf hauen.
aber ich komme nicht umhin, zu bermerken, daß sie hier, bei diesem thema also, ja komplett konform gehen mit:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,ausg-4722,00.html
da muß ich schon lachen. ;-) klar, auch ein blindes huhn (hier der spiegel) findet mal ein korn.
ich habe selber schon (meiner damaligen, schwangeren freundin zuliebe) globoli gefuttert in der nacht der geburt meines sohnes. wenn's hilft LOL aber ich war froh, als sie endlich ihre pda spritze verlangte. schmerzen sind eben sehr sehr überzeugend - kurz: ich halte (vieles) an der homöopathie für 'strunz'.
aber, a b e r : zugleich fühle ich mich als patient bei denen definitiv noch als mensch behandelt.
warum ich das alles erzähle? nun, sie fragen, "ob Politiker faktenbasierte Entscheidungen treffen".
die antwort ist "Nein" - und das ist auch gut so! fakten sind und dürfen nur ein kriterium der politischen entscheidungsfindung sein. (wären es "wissenschaftliche" fakten alleine, wo wären wir dann heute?) ein anderes z.b. ist das wollen der menschen. oder auch das eigene wollen. oder die bedürfnisse der menschen - womit ich wieder beim "menscheln" von anthroposophen-ärzten wäre (was sagen d i e eigentlich zur klimaerwärmung? wahrscheinlich nix, steiner sagte dazu ja vermutlich auch recht wenig ;-) ). ohne geht's halt nicht...
im übrigen: die attacken auf alternative medizin sind schon recht lustig. zumindest, wenn sie von denen geritten werden, die einer positivliste ablehnend gegenüber stehen. und von jenen, die auch noch um jede kleine million euro kämpfen, um sie in ihre teure apparate- und arzneimittelmedizin umzulenken. es ist in wirklichkeit eine totale nebelkerze, eine strohmanndebatte, mit der man gut ablenken konnte von der neuesten "gesundheitsreform" des ministers rössler. hat ja auch ziemlich gut geklappt.
just my
2€ct
p.s.: die möglichkeit bei ihnen zu kommentieren ist ja ein wenig kompliziert. die frage ist: mit absicht? denn viele ihrer artikel haben es echt verdient, (positiv) kommentiert zu werden!
@Treverer: Ich persönlich möchte von meinem Arzt kompetent aufgeklärt und evt. so gut wie es möglich behandelt werden. Menschliche Wärme suche ich mir woanders. Abgesehen davon, wenn mir ein Arzt nicht passt, dann wechsle ich den. Es gibt auch Ärzte, die sich auf die evidenzabsierte Medizin stützen und trotzdem angenehm sind. Ich aber habe keine Lust, eine Gesprächstherapie über die Krankenkasse zu bezahlen. Ich glaube, Sie verkennen das Problem. Es gibt schon einige Tote und Behinderte, weil Deutschland und die CH eine zu tiefe Impfquote besitzen. Der Grund für diese tiefe Impfquote ist unter anderem darin zu suchen, dass Impfen das Opfer seines eigenen Erfolges ist und viele sich nicht vorstellen können, dass Masern gefährlich sein kann. Ein anderer Grund ist, dass viele homöopathische Ärzte kritisch gegenüber Impfen stehen. An sich ist das eine kulturelle und bildungspolitsche Katastrophe. Man finanziert Leuten ein teures Studium und statt dass sie dieses Wissen weitergeben,legen sie die Werte der Aufklärung beiseite und verfallen einem Obskurantismus, den man nicht mehr für möglich hielt. Zu Ihrer Aussage: "fakten sind und dürfen nur ein kriterium der politischen entscheidungsfindung sein." Das Problem in der Politik ist sicher nicht, dass sie zuviel faktenbasiert ist, sondern zu wenig. Und gerade bei solch klarer Faktenlage wie die Homoöpathie sollte man Fakten sprechen lassen.
@Treverer, zunächst mal dankeschön für das Lob.
Zum zweiten: Sie sehen das mit der Homöopathie differenziert und ich finde das in Ordnung. Es ist so, daß homöopathische Sitzungen, je nach Fähigkeiten des Heilpraktikers oder Arztes, im psychosozialen Bereich durchaus etwas leisten können. Ich hatte auch schon bei meiner Frau beobachten können, daß sie das mal ausprobieren wollte, obwohl sie weiß, daß ich davon nichts halte und sie hat in der Sitzung ein angenehmes Gespräch gehabt, in dem sie sogar über ihre Träume reden konnte, und das hat ihr insofern gefallen. Nur für ihre Krankheit hatte es absolut nichts gebracht - gegen Sonnenallergie hilft nur, sich ggf. halt nur in der Wohnung aufzuhalten oder krankschreiben zu lassen. Deshalb meine ich, wenn man einfach das richtige Etikett aufkleben würde, könnte man über die ganze Heilpraktikerei ganz anders reden - Globuli und C30-Tropfen weglassen, Heilversprechen weglassen und das ganze als das anbieten, was es ist: eine Form der Psychotherapie mit einer Wellness-/Lifestylekomponente. Aber nicht als Alternativmedizin.
Und sicherlich ist der menschliche Umgang bei manchen Ärzten verbesserungsbedürftig, da habe ich auch, wie so viele, meine Anekdoten zu.
Über das Gesundheitssystem in Deutschland, da kann man lange schreiben. Ich finde, das wir eigentlich ein gutes System haben, das aber durch unnötigen Geiz kaputt gemacht wird. Wenn die Menschen immer länger leben, kann man einfach nicht erwarten, daß der Beitragssatz für die Kassen stabil bleibt. Würde man das ehrlich zugeben und einen langsamen Anstieg des Beitragssatzes zulassen, könnte man auch ermöglichen, daß die gesetzlichen Kassen weiterhin Leistungen nach dem Stand der Medizin erbringen. Wir bewegen uns unweigerlich auf eine Verschärfung der bestehenden 2-Klassenmedizin zu und am Ende wird dann einfach aus Neid auch noch die funktionierende Privatversicherung mit kaputt gemacht. Das aber ist einfach meine Meinung, und da wird sicher jeder seine eigene haben, durchaus auch berechtigt und gut begründet.
Zum Thema Kommentarfunktion: ich wollte sicherstellen, daß man in irgendeiner Form angemeldet ist, um den gröbsten Spam zu vermeiden, weil ich leider nicht die Zeit habe, zum Beispiel Beiträge durch eine Freischaltung laufen zu lassen oder die Kommentare zu pflegen. Wenn das für Leser, die gerade nicht schon bei google oder sonstwo angemeldet sind, unkomfortabel ist, dann möchte ich an dieser Stelle um Entschuldigung bitten.
@giordano, da sind wichtige Punkte dabei. Speziell die Impfmüdigkeit in der Gesellschaft ist eine hochriskante Sache. Und zwar für die, die aus irgendeinem Grund sich nicht impfen lassen können und auf die Herdenimmunität angewiesen sind. Das fängt mit Neugeborenen an, die durch Kontakt mit Ungeimpften angesteckt werden können, bevor sie ihre entsprechenden Impfungen haben können. Insofern treffen die, die sich nicht impfen lassen wollen, nicht nur eine Entscheidung für sich persönlich.
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