Freitag, 17. Februar 2012

Heartlandgate und keine deutschen Medien

Der Skandal um die Täuschung von Öffentlichkeit und Behörden durch amerikanische Lobby-Unternehmen, die die Aufgabe haben, den menschenverursachten Klimawandel zu leugnen zieht in den britischen und amerikanischen Medien Kreise. Die Aufmerksamkeit für diesen echten Skandal ist wesentlich geringer als für den vorgetäuschten Skandal bei der Climate Research Unit und beim IPCC, aber zumindest sind die Beteiligten hier Teilen der Öffentlichkeit bekannt. Doch versucht man via google oder google news zu erfahren, wie die deutschen Medien darüber berichtet, erhält man keine Ergebnisse. Die Berichterstattung ist, wie schon beim angeblichen Climategate, nicht geeignet, die Öffentlichkeit in Deutschland angemessen zu informieren.
New York Times, Guardian, Forbes, NBC, Los Angeles Times, Toronto Star, ABC The Drum – die Berichterstattung über den Skandal der Täuschungspraktiken beim Heartland Institute ist in den USA, Kanada, Australien oder dem Vereinigten Königreich den ersten Verlautbarungen über den DeSmogBlog.com schnell gefolgt (google-Suche News  "Heartland Institute"). Daneben auch das dänische Dagbladet, die russischen Darik News, die ukrainische Zeitschrift für ukrainische und Weltnachrichten, Meldungen auf spanisch, französisch, polnisch, griechisch und niederländisch. Möglicherweise wird der Skandal in den vielen anderen Meldungen schnell wieder in Vergessenheit geraten, aber wer sich für diese Fragen interessiert, hatte dort zumindest die Chance, etwas über die Machenschaften der Lobby der Energieverbraucher, ihrer Lobby-Unternehmen und ihrer bezahlten Experten zu erfahren. Die deutschen Medien sind sich hingegen in den ersten drei Tagen nach dem Skandal in einem einig gewesen: sie schweigen darüber und überlassen es wenigen Blogs, in Deutschland zu erklären, was da in den USA eigentlich gerade los ist.

Doch Blog-Berichterstattung ist vor allem eines nicht: ausgewogen und professionell. Landet man beim Liberalen Institut oder gar einem Leugnerblog (wie dem von EIKE), erhält man vor allem diese Informationen:
Heartland Institute dementiert, Greenpeace hat 50mal mehr Geld zur Verfügung, ist doch alles nichts Neues – Heartland Institute sorgt eben dafür, daß man etwas anderes erfährt als aus gleichgeschalteten Medien, bitte weitergehen – hier gibt es nichts zu sehen.

Anderslautende Informationen erhält man zum Beispiel über Klimaretter.info oder diesen Blog, und hier wird natürlich der Skandal als Skandal berichtet. Das kann durchaus berechtigt sein, jedenfalls wäre es mich eine Sache des Stolzes, wahrheitsgemäß zu informieren und entlastende Informationen über das Heartland Institute nicht zurückzuhalten, aber es wäre an den Medien, die Möglichkeiten ihrer Infrastruktur zu nutzen, um die Behauptungen über diesen Skandal zu bestätigen oder zu widerlegen. Presse und Rundfunk erhalten Dementi, können schnell Interviews vereinbaren, nutzen Archive und können rund um die Uhr Nachrichten machen. Und sie wären in der Lage, Journalisten schreiben zu lassen, die nicht gerade persönlich involviert sind.

Bisher schweigen die deutschen Medien. Ein unrühmliches Schweigen, wenn die gleichen Medien die später widerlegten Gerüchte und Unterstellungen aus gestohlenen Emails von Klimaforschern schnell und in einer Reihe von Artikeln verbreitet hatten. Es fällt nicht nur auf, daß ein Skandal bei der Lobby der Klimawandelleugner keine Nachricht ist, sondern daß falsche Gerüchte der Gegenseite für die gleichen Medien eine Topmeldung waren. Damit bietet man der Öffentlichkeit keine wahrheitsgemäße Berichterstattung über den Klimawandel und den Kampf interessierter Kreise gegen die Wissenschaft.

3 Kommentare:

Ole Sumfleth hat gesagt…

Süddeutsche hat einen Artikel dazu.

http://www.sueddeutsche.de/wissen/vertrauliche-akten-veroeffentlicht-die-geldquellen-der-klimaskeptiker-1.1287309

J. Zimmermann hat gesagt…

Das ist richtig. Am Nachmittag nach meinem Hinweis war der Artikel der Süddeutschen als erster deutscher Presseartikel online. In der Schweiz gibt es außerdem vom gleichen Tag einen Beitrag in der Neuen Züricher Zeitung, aber der ist ziemlich schlecht und oberflächlich. Für die ersten nunmehr 5 Tage nach der ersten Veröffentlichung ist das eine magere Ausbeute - im Ausland gab es deutlich intensivere Auseinandersetzungen mit dem Thema.

Treverer hat gesagt…

OT, aber dennoch:

fein, wieder hier neues lesen zu können.

grüsse