Im Zusammenhang mit dem Kyoto-Programm und zukünftigen Programmen zum Klimawandel kommt oft das Gefühl auf, daß zuviel Geld auf die Bekämpfung spekulativer Risiken in der fernen Zukunft verschwendet würden. Man kann hier mehrere Fragen stellen:
Ist es überhaupt technisch möglich, den CO2-Ausstoß in dem erforderlichen Umfang zu senken?
Sind die Kosten in einer Marktwirtschaft bezahlbar?
Wie kann man sie bezahlen?
Rechnet es sich?
Zum ersten Punkt findet man eine Antwort, wenn man sich die Wirtschaftsleistung je CO2-Ausstoß (bei Wikipedia) anschaut. Das ist eine Größe, die zwischen den Volkswirtschaften sehr unterschiedlich ist. Hierbei geht es um das Bruttoinlandsprodukt in US-Dollar je kg CO2 (als CO2) ohne Berücksichtigung anderer Treibhausgase und von Quellen aus Landnutzung und Biomassenverbrennung.
Da gibt es starke Verschwender, die weniger als 1 US-Dollar Wirtschaftsleistung je kg CO2 erbringen, z.B. Rußland (0,39 $), China (0,45$), Polen (0,82 $)
Dann gibt es moderate Verschwender, die 1 bis 2 US-Dollar je kg CO2 erwirtschaften, z.B. Süd-Korea (1,5 $), Mexiko (1,6 $), USA (1,9 $), Brasilien (2 $).
Dann gibt es schwache Verschwender mit 2 - 5 $ je kg CO2: Deutschland (3,4 $), Japan (3,7 $), Britannien (3,7 $).
Und schließlich Schwellenstaaten mit 5 - 10 $ je kg CO2: Frankreich (5,4$), Schweden (6,6$), Schweiz (8,9).
Die Kategorie der nachhaltig wirtschaftenden Staaten ist derzeit noch leer und liegt wohl im Bereich von 30 $ je kg CO2.
Man sieht direkt: die gleiche Weltwirtschaftsleistung könnte mit einem Bruchteil des CO2-Ausstoßes erbracht werden. Würde weltweit 7 $ je kg CO2 erwirtschaftet werden, dann könnte Deutschland seinen CO2-Ausstoß um 400 Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren, Japan um 650 Millionen Tonnen, die USA um 4300 Millionen Tonnen und China um 4700 Millionen Tonnen. Zusammen ist das bereits 40% des gegenwärtigen weltweiten CO2-Ausstosses.
Das ist natürlich eine sehr vereinfachte Sichtweise. Teilweise hängen diese Zahlen zusammen mit dem Anteil der Schwerindustrie, der Zement- und Stahlproduktion und der Dienstleistungen an der Wirtschaftsleistung, und mit dem Anteil von Kohle, Kernkraft und Wasserkraft an der Energieproduktion. Aber alle Staaten entwickeln sich zu größeren Anteilen der Dienstleistungen hin und alle Staaten haben Möglichkeiten, ihre Energieproduktion weg von der Kohle zu entwickeln. Und selbst für die Schweiz würde niemand bestreiten, daß noch erhebliches Energieeinsparpotential besteht. Bei einer globalen durchschnittlichen Wertschöpfung von 10 $ je kg CO2 könnte man weltweit das Wohlstandsniveau verdreifachen und trotzdem den CO2-Ausstoß halbieren. Vermutlich werden die Ziele sogar ehrgeiziger gesetzt werden müssen. Rechnen wir damit, daß in den nächsten 100 Jahren alle Staaten weitgehend auf unser Wohlstandsniveau aufschließen und daß die Weltbevölkerung noch auf bis zu 10 Milliarden wächst, muß die Wertschöpfung je kg CO2 über 30 $ steigen. Technisch ist das möglich. Aber es ist sicher teuer.
Investitionskosten für Maßnahmen, solche Ziele zu erreichen, fallen in der Größenordnung von mehreren 1000 Milliarden Euro über einen Zeitraum von Jahrzehnten an . Das klingt hoch - die deutsche Wirtschaftsleistung liegt bei ca. 2500 Milliarden Euro pro Jahr. Aber verteilt über die Welt und über einen längeren Zeitraum sind das keine utopischen Summen. Die direkten und indirekten Kosten der Besetzung des Irak und Afghanistans werden von dem Ökonomen Stieglitz auf 6000 Milliarden US-Dollar geschätzt (meldet The Guardian). Das meiste davon sind Kosten durch den gestiegenen Ölpreis. Genau diese hohen Energiekosten sind auch ein Antrieb, in höhere CO2-Effizienz zu investieren - Energiesparen kann sich so schnell amortisieren. Viele Kosten, die man dem CO2-Sparen zuschreibt, können so opportunistische Kosten der ohnehin fälligen Anpassung daran sein, daß unsere fossilen Brennstoffe auf Dauer knapp werden.
Ich glaube daher, daß Maßnahme gegen den Klimawandel diese Welt nicht notwendig arm machen. Sie sollten aber zügig angegangen werden, und es sollten gerade in Staaten mit schlechter CO2-Effizienz starke Anreize zum Energiesparen gesetzt werden. Das ist es letztlich, was internationale Abkommen gegen den Klimawandel zum Ziel haben müssen. Bis dahin ist wohl noch ein steiniger Weg.
Mittwoch, 12. März 2008
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