Freitag, 28. März 2008

War es in Grönland mal wärmer als heute?

In der Klimadebatte unter Nichtwissenschaftlern taucht oft das Argument auf, die Klimaerwärmung könne nicht so schlimm sein oder so stark wie behauptet, weil es in Grönland mal so richtig grün gewesen sein müsse. Deshalb habe Erik der Rote, der Siedler aus Island dahin lockte, die Insel so genannt. Inzwischen sei es da kälter, und nicht mehr so schön üppig grün wie zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert.

Zum einen steckt dahinter ein Denkfehler. Einzelne Regionen der Erde können durchaus andere Temperaturverläufe zeigen als der gesamte Globus. Diesen Winter z.B. war es in Europa nördlich der Alpen relativ warm, im mittleren Osten hingegen z.B. relativ kalt. Im nächsten Winter kann das durchaus anders herum sein. Grönland könnte also durchaus damals relativ warm gewesen sein. Aber das sagt über die globale Temperatur dieser Zeit nichts aus.

Weiterhin sagen solche Berichte über das empfundene Klima einer Zeit nicht aus, was das nun umgerechnet in eine Temperatur bedeutet. Was für einen Isländer eine noch akzeptabel warme Insel ist, mag für einen Iren oder Deutschen jener Zeit ein erbärmlich kalter und unwirtlicher Ort gewesen sein.

Schließlich ist aber auch der Eindruck falsch, daß Grönland heute nicht mehr so grün sei wie zu Zeiten Erik des Roten. An eben den Stellen, wo die Wikinger damals siedelten, leben ja auch heute wieder Menschen. Man schaue sich mal an, wie es da aussehen kann, z.B. in diesem Beitrag über Landwirtschaft auf Grönland oder diesem Beitrag über Aufforstungen auf Grönland. Die Wikinger, die im 10. Jahrhundert nach Grönland kamen, betrieben keinen Ackerbau. Sie trieben nur Vieh auf Weiden, hielten es in den Wintermonaten in den Ställen, und das ging mehr schlecht als recht. Bäume gab es keine auf Grönland seit 450.000 Jahren vor unserer Zeit. Erst seit dem 20. Jahrhundert gibt es wieder Bäume auf Grönland. Wenn überhaupt, dann deuten solche qualitativen Überlegungen darauf hin, daß es in Grönland heute wärmer ist als zu Zeiten Erik des Roten. Als Impression dazu ein Bild aus Spiegel Online, in dem auf einem Versuchsfeld der erste grönländische Brokkoli gezeigt wird. Bäume, Kartoffeln oder Brokkoli auf Grönland, das gibt es alles erst seit den letzten Jahrzehnten. Ein weiterer kurzer Beitrag zum Kartoffelanbau auf Grönland ist hier.



Ähnliche Überlegungen gibt es zu Wein in England, der in der mittelalterlichen Warmzeit da angebaut worden sei. Wein wird aber auch heutzutage in England angebaut. Man kann aus solchen Anekdoten nicht ableiten, daß es damals sonderlich warm gewesen wäre. Viel besser verbürgt ist die "kleine Eiszeit". Hier läßt sich auch mit dem Maunder-Minimum ein Zusammenhang zu Sonnenaktivitäten herstellen. Weder mittelalterliche Warmzeit noch "kleine Eiszeit" bieten aber eine Erklärung für den aktuellen Klimaverlauf.

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