Vor etwas über einem Monat hatte ich beruhigende Sätze über Methan verbreitet. Das Gas verstärkt den Treibhauseffekt, zeigt aber keine Tendenzen eine ernsthafte Konkurrenz für CO2 zu werden. Teilweise liegt das daran, daß Methan in den letzten zwei Jahrzehnten kaum Zuwachs in der Atmosphäre zeigte. Die Ursachen dafür sind unklar. Für die Zukunft gibt dieses Treibhausgas aber Grund zur Sorge, weil gewaltige Mengen an Methan in den Permafrostböden und in den Ozeanen gebunden sind. Tauen die Permafrostböden auf oder wird in den Ozeanen durch eine Erwärmung das als Clathrat gebundene Methan instabil, blubbert das Methan aus diesen Reservoirs. Die dort gebundenen Mengen könnten möglichweise die Methankonzentration in der Luft vervierfachen und dadurch Methan zu einem gleichwertigen Treibhausgas verglichen mit CO2 machen. Ob dies geschehen kann und wie schnell dies geschehen kann, ist unklar. Zudem wird das in den Ozeanen gebunde Methan bei einer Freisetzung zum größten Teil noch im Wasser oxidiert und würde daher gar nicht als Methan in die Atmosphäre gelangen.
In den Gewässern vor Ostsibirien sieht das anders aus. Diese Gebiete wurden im Wechsel mit der Änderung des Meeresspiegels zwischen Eiszeit und Zwischeneiszeit abwechselnd überschwemmt oder trocken gelegt. In den Eiszeiten lagen die Gebiete trocken und waren fester Permafrostboden. Derzeit liegen sie unter ca. 50 Meter Wasser vor dem Festland. Das Wasser bringt die Temperatur in den Bereich des Gefrierpunkts. Schon geringfügige Erwärmungen lassen Methan-Clathrate instabil werden und Methan nach oben blubbern. 50 Meter Wassersäule reichen aber nicht mehr, damit dieses Methan überwiegend im Wasser gelöst und dort oxidiert werden kann. Erhebliche Mengen gehen also in die Atmosphäre.
Natalia Shakhova und Igor Semiletov von der University of Alaska in Fairbanks sowie A. Salyuk, V. Yusupov, D. Kosmach und Ö. Gustavsson
haben kürzlich in Science (Extensive methane venting to the atmosphere from sediments of the East Siberian Arctic Shelf, Science
327, 1246-1250 (2010).) Ergebnisse von Messungen in diesen Gewässern und in der Luft darüber publiziert, mit denen Sie belegen, daß tatsächlich nennenswerte Mengen von Methan aus dem Kontinentalsockel vor Ostsibirien in die Atmosphäre gelangen. Die Messungen belegen, daß das Schelfeis vor Sibirien keine Barriere mehr für Methan darstellt. Unklar ist, ob diese Situation neu ist und durch die globale Erwärmung bewirkt wird oder ob dieses Meeresgebiet schon immer eine wichtige Methanquelle darstellte. Nach Schätzungen der Autoren kommt die Hälfte des global aus den Meeren emittierten Methans aus dem Meer vor Ostsibirien, nämlich 7 Megatonnen. Um diese 7 Megatonnen Methan einzuordnen: die gesamten Emissionen global betragen
ca. 500 - 600 Megatonnen pro Jahr (mehr als die Hälfte davon aus anthropogenen Quellen). Damit trägt Methan ca. 20% des Anteils von CO2 zum zusätzlichen Treibhauseffekt bei. Über diese Methanquelle müßten wir uns also Sorgen machen, wenn sie um mehr als eine Größenordnung stärker würde. Natürlich kann das niemand ausschließen. Aber bis das der Fall ist, sollte unsere Sorge dem CO2 gelten. Es ist ja letzlich auch der Treibhauseffekt durch unser emittiertes CO2, daß dafür sorgen könnte, daß am Ende das in der Arktis gebundene Methan ausgasen könnte.
Weitere Informationen mit weiteren Literaturverweisen bietet RealClimate an.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen