Der Spiegel titelt gerade: Dünger aus der Antarktis: Eisschmelze bremst Erderwärmung. Das ist mal wieder so einer der Beiträge, bei denen nichts falsch ist, und man trotzdem durch das Lesen nicht wirklich informiert wird.
Die Ozeane sind Senken für CO2. Zum einen wird es einfach darin gelöst, wie in einer Sprudelwasserflasche. Der steigende Partialdruck des CO2 in der Atmosphäre treibt das Gas in das Meer hinein. Teilweise wird außerdem CO2 durch Algen gebunden, die durch Photosynthese CO2 in Biomasse umsetzen. Werden die Algen gefressen und die Algenfresser oder die absterbenden Algen selbst sinken in tiefere Meeresschichten ab, ist CO2 dem natürlichen Kreislauf für Jahrhunderte oder länger entzogen. Wie produktiv die Algen sind, hängt unter anderem auch davon ab, wie viele Nährstoffe das Meerwasser enthält. In weiten Gebieten des Meeres herrscht Mangel an gelöstem Eisen und begrenzt so das Algenwachstum. Andererseits tragen Flüsse, außerdem vom Wind verfrachteter Staub, aber auch an Felsen schrubbende Gletscher, die schließlich Eis mit darin enthaltendem Staub als Eisberge in die Meere entlassen, Eisen in die Meere. Passatwinde, die Saharasand übder die Ozeane verfachten, können zu Algenblüten führen.
Im Spiegelartikel wird nun über Arbeiten von Forschern an der Universität Leeds geschrieben (Leitung: Bob Raiswell), die überlegt haben, wie viel Eisen in Eisbergen, die von der Antarktis abbrechen, in die südlichen Meeresgebiete eingertagen werden kann und ob eine zunehmende Eisschmelze dadurch das Algenwachstum verstärken kann und dadurch mehr CO2 gebunden werden kann. Die Antwort ist natürlich ja, aber wirklich wichtig wäre zu überlegen, wie groß dieser Effekt ist. Die Antwort liefert der Spiegelartikel mit. Die Forscher gehen von 120 Millionen Tonnen Eisen aus, das derzeit von Eisbergen aus der Antarktis in die Ozeane getragen wird. Dies könne 2,6 Gigatonnen CO2 (als CO2) aus der Atmosphäre binden, was weniger als 10% des gesamten CO2-Ausstosses aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas ist. Angenommen, die Zahl der Eisberge verdoppelt sich (durchaus möglich), dann kann sich auch maximal die Menge an Algenwachstum verdoppeln (eher deutlich weniger, da dann andere begrenzende Faktoren für das Algenwachstum eien Rolle spielen werden). Es könnte also diese Senke um deutlich weniger als 10% des emittierten CO2 zusätzlich binden. Gleichzeitig nimmt aber insgesamt die Fähigkeit der Ozeane, CO2 zu binden, ab. Zum Teil liegt es daran, daß die Ozeane sich erwärmen, was die Löslichkeit für CO2 mindert (wenn auch schwach relativ zur Erhöhung der Löslichkeit durch den gestiegenen Partialdruck des CO2 in der Atmosphäre). Zum Teil liegt es daran, daß die Klimaerwärmung anscheinend die Umwälzung des Wassers in den Ozeanen bremst und daher die Fähigkeit, CO2 in tiefere Wasserschichten zu transportieren. Zum Teil führt der steigende pH-Wert der Ozeane dazu, daß Lebewesen geschädigt werden, die in ihren Kalkschalen CO2 binden und Korallen ausbleichen, die eigentlich mithelfen würden, CO2 zu binden. Alles in allem ist vermutlich die Unsicherheit in der zukünftigen Fähigkeit der Meere, CO2 zu binden, größer als der maximal unter optimalen Bedingungen mögliche Effekt aus der Eisbergdüngung mit Eisen.
Das Fazit ist: ja, der Klimawandel könnte die Eisendüngung der Ozeane verstärken und dadurch den CO2-Anstieg etwas bremsen. Aber der Effekt ist zu klein, um am Trend des CO2-Anstiegs signifikant etwas zu ändern. Aber gut, mal darüber geredet zu haben...
Donnerstag, 1. Januar 2009
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