Klima ist nicht Wetter. Wetter ist hochvariabel, und man muß schon lange Zeiträume mitteln, um zu klimatischen Aussagen zu kommen. Außerdem muß man Regionalklima und globales Klima unterscheiden. Über den kalten Januaranfang in Deutschland bräuchte man daher kein Wort zu verlieren. Auch wenn es global 3 Grad wärmer ist, müssen wir immer noch damit rechnen, daß wir in Deutschland im Winter auch mal Tage oder Wochen mit strengem Frost bekommen. Es gab jedoch bis in die Presse hinein Stimmen, die anfragten, wie denn dieser kalte Winter mit dem Klimawandel zu vereinbaren wäre. Da ist es schön, wenn beim Deutschen Wetterdienst der Meteorologe, der jeweils die tägliche Meldung zum Wetter für die eigene Webseite formuliert (am 14.1. Andreas Friedrich, übrigens auch als Tornadobeauftragter des DWD bekannt), das Wetter mal in einen längerfristigen Zusammenhang stellt. Die erste Januarhälfte hatte eine Mitteltemperatur von unter -5 Grad Celsius für Deutschland. Wäre das der Januar, fände man nur 7 andere Januare seit 1891, die kälter waren. Da es mit einer nordwestlichen Strömung jetzt milder wird, dürfte die Temperatur des gesamten Januar deutlich milder ausfallen und dem Monat einen Platz im unteren Mittelfeld seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sichern. Wie sieht es da mit anderen frostigen Januaren aus?
1977/1978 gab es schon mal einen Winter, der ähnlich spektakulär wahrgenommen wurde, wie der Januar 2009. Damals war es nicht nur recht kalt, vor allem legten starke Schneefälle und Schneeverwehungen direkt nach Weihnachten 1977 den Verkehr und das öffentliche Leben in vielen Teilen Deutschlands tagelang oder für den halben Monat lahm. Was Kälterekorde angeht, so war der letzte Januar, der kühler ausfiel als die erste Januarhälfte 2009 im Jahr 1987 – übrigens mitten in einem starken Anstieg der globalen Temperatur. Mit -5,9 Grad war der ganze Monat im Mittel kälter als die doch als extrem frostig wahrgenommenen ersten zwei Wochen dieses Jahres. Die wahren Rekordhalter sind aber die Kriegswinter 1940 bis 1942. -9,0 Grad war es 1940 kalt, -7,9 Grad 1942, immer noch -5,4 Grad 1941. Und dies alles gerade während eines lokalen Maximums der globalen Temperatur – danach ging sie etwas zurück, um dann bis ca. 1970 keinen signifikanten Trend zu zeigen. Kalte Winter in Deutschland und globale Erwärmung waren also schon in der Vergangenheit kein Widerspruch. Wie ein Januar aussieht, der über 4 Wochen lang 4 Grad kälter war als die ersten 2 Wochen dieses Jahres, möchte ich mir eigentlich nicht vorstellen und nicht gerne erleben. Aber niemand kann ausschließen, daß ein fast so kalter Januar mal wiederkehrt, so gering die Wahrscheinlichkeit auch ist. Wetter kann eben schwanken, denn das Klima sagt uns nur etwas über die Wahrscheinlichkeiten und den Mittelwert, aber schließt extreme Abweichungen vom Mittelwert im Rahmen der natürlichen Variabilität des Wetters nicht aus. Eine nördliche Strömung, leichter Schneefall und dann klare Nächte werden also auch in Zukunft zweistellige Minusgrade ermöglichen. Die Wahrscheinlichkeit für diese Temperaturen wird aber abnehmen, während milde Winter wie im vergangenen Jahr zunehmend zur Norm werden. Nichts anderes behaupten die Klimaforschung.
Mittwoch, 14. Januar 2009
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