Es gibt in der Klimadiskussion scheinbar zwei Welten. In der einen Welt findet die wissenschaftliche Arbeit statt, wie sie zum Beispiel in den IPCC-Berichten zusammengefasst wird. In der anderen Welt ist das alles nicht gesichert, was das IPCC so berichtet. Da sind anscheinend viele der Wissenschaftler unfähig oder verfolgen eine eigene Agenda. Bei den Leugnern des menschengemachten Klimawandels werden ganz seltsame Dinge behauptet, unsinnige Korrelationen benutzt und Zitate gefischt aus Texten, die insgesamt was anderes sagen, als man mit den herausgeschnittenen Schnippseln weismachen will. Hinter diesen Aktivitäten findet man oft die Spur von Lobbyorganisationen, wie das Marshall-Institut, SEPP oder, in Deutschland, EIKE. Man ist versucht, wohlmeinend anzunehmen, daß man sich auf Seiten der Leugner einfach irrt, daß man es nicht besser weiß und daß Wunschdenken die Interpretation der Realität verzerrt. Aber es gibt Hinweise darauf, daß es anders ist. Ganz platt: es wird einfach gelogen.
Ein Beispiel sieht man hier, wo in der Klimalounge eine Pressemitteilung des Gesamtverbandes Steinkohle auseinander genommen wird. Was die New York Times am 24. April berichtet hatte, ist aber noch drastischer. Die Global Climate Coalition (GCC) ist eine Lobbyvereinigung der Industrien, die sich von Klimaschutzmaßnahmen betroffen sehen: Energieunternehmen und Autoindustrie machten den Kern dieses Verbandes aus, der sich bewußt gegen die Feststellungen zu einem globalen Klimawandel stellten. Dieser Verband hat eigene Wissenschaftler eine Analyse zum Klimawandel erstellen lassen, um sich Argumentationsmaterial für die Beeinflussung der Politik zu beschaffen. Der Entwurf der Analyse kam 1995 heraus und enthält schon in der Zusammenfassung auf der ersten Seite (Seite 3 im verlinkten Dokument) einen wichtigen Absatz: „Die wissenschaftliche Basis für den Treibhauseffekt und die potentiellen Auswirkungen der menschlichen Emissionen der Treibhausgase wie CO2 auf das Klima sind klar erkannt und können nicht geleugnet werden. - The scientific basis for the Greenhouse Effect and the potential impact of human emissions of greenhouse gases such as CO2 on climate is well established and cannot be denied.” Dieser Absatz in dem Entwurf drang nie bis zur Öffentlichkeit – bis vor kurzem im Rahmen eines Gerichtsverfahrens zur Regulierung von Autoabgasen das Papier an die Presse durchsickerte.
Offiziell hatte die GCC immer verbreitet, daß die Rolle der Treibhausgase in der Atmosphäre nicht gut untersucht sei und die Wissenschaftler sich darüber uneinig seien. Das war nicht einfach ein Irrtum, es war eine platte Lüge der Lobbyisten. Nun ist das eigentlich nicht besonders überraschend – Lobbyisten lügen, wenn es sein muß. In diesem Falle aber hält die zersetzende Tätigkeiten von Lobbyisten und ihren Helfern seit über 20 Jahren an und behindert Maßnahmen zum Schutz des Klimas. In den USA war die GCC durchaus erfolgreich, denn als Ziel sieht sie gar nicht, ihre Ansichten durchzusetzen, sondern nur, dafür zu sorgen, daß in der Öffentlichkeit der Eindruck herrscht, daß der Klimawandel, seine Ursachen und seine Folgen noch umstritten seien. Unterstützt wurde dies immer wieder auch durch ein Versagen der Medien, die sich verpflichtet sahen, neutral zu berichten. Neutrale Berichterstattung wurde aber damit verwechselt, daß man einfach immer beide gegensätzlichen Sichtweisen zu einer Sache berichtete, so lange sich jemand mit abweichender Meinung meldete. So erhielten die Leugner des Klimawandels bis in die jüngste Vergangenheit insbesondere in den USA einen unverhältnismäßig großen Anteil an Berichterstattung, was dort die öffentliche Meinung in einem Zustand allgemeiner Ignoranz hielt – noch heute gibt es dort keine Mehrheit für die Auffassung, daß ein menschengemachter Klimawandel bereits läuft und dramatische Auswirkungen haben wird, wenn man keine erheblichen Gegenmaßnahmen beschließt.
Wenn aber eine Seite konsistent die Öffentlichkeit belügt, ist es keine neutrale Berichterstattung, beide Sichtweisen unkommentiert gegenüber zu stellen. Schon lange hätten die Leugner entweder in der Berichterstattung ausgelassen werden müssen oder es hätte darauf hingewiesen werden müssen, daß hier Lobbyinteressen von Teilen der Industrie geäußert werden, die dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand widersprechen.
Montag, 27. April 2009
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