Donnerstag, 9. April 2009

Rosinenpicken mit Monatsmitteln

Ich mag es nicht, daß so gerne globale Temperaturzeitreihen über die Monatsmittel dargestellt werden. Ja, es ist richtig, es gibt diese Daten. Jeden Monat gibt es eine neue globale mittlere Temperatur. Aber diese Daten sind doch sehr verrauscht, und es ist so leicht, damit Unfug zu betreiben. Jahresmittel sind bereits stabiler und noch sympathischer sind mir inzwischen Jahrzehntmittel. Was darunter liegt, gaukelt bezüglich klimatischer Trends eine Genauigkeit vor, die es nicht gibt.

Welchen Unfug man mit den Monatswerten treiben kann, möchte ich mal spaßeshalber mit den Daten des Hadley Centres vorführen und mich dabei zugleich wundern, was die Kreativität politischer Klimawandelleugner bisher übersehen hat.

Man kann sich etwa auf die Temperaturen des Februars konzentrieren (weil die Märztemperaturen beim Hadley Centre noch nicht heraus sind). 1862 lag die Temperaturanomalie im Februar bei -0,784 Grad. 1878 war sie auf 0,364 Grad gestiegen. Da könnte man staunen: ein Temperaturanstieg um 1,05 Grad in 16 Jahren, mehr als der gesamte Klimawandel des 20. Jahrhunderts. Das ist jedoch noch weniger als die globale Abkühlung danach: 1893 lag die Februartemperatur bei -0,750 Grad. Innerhalb von 15 Jahren -1,11 Grad, fast schon der Auftakt zu einer neuen Eiszeit. Bis 1944 ging es aber schon wieder 0,86 Grad aufwärts, schon wieder mindestens so viel, wie die gesamte globale Erwärmung des Jahrhunderts, nämlich auf 0,107 Grad. Und das war nicht nur wärmer als die Januartemperatur von 0,030 Grad 2008, sondern auch fast so warm wie die Februartemperatur 2008 von 0,194 Grad über den Zeitraum hinweg, in dem doch die menschengemachte globale Erwärmung stattgefunden haben soll. Februar 2009 lag die globale Temperaturanomalie bei 0,345 Grad und damit niedriger als vor genau 131 Jahren, als der Februar 1878 0,364 Grad anzeigte. Über 131 Jahre hinweg wurde es demnach 0,02 Grad kälter.

Ist das alles an den Haaren herbeigezogen? Leider nicht. Weil der Januar 2008 bei 0,03 Grad stand, haben Leugner bis in die Printmedien hinein getitelt, daß die gesamte globale Erwärmung damals verschwunden sei. Leugner nahmen die niedrigen Temperaturen zum Auftakt von 2008 als Zeichen, daß jetzt die globale Abkühlung begonnen habe. Nach wie vor wird in Leugnerblogs wie Wattsupwiththis.com das Erscheinen von Monatstemperaturen in Hinblick auf Abweichungen der verschiedenen Datenquellen und Anzeichen auf eine Abkühlung kommentiert. Es ist geradezu ein Wunder, daß die Wellen von Erwärmung und Abkühlung, die man sich aus den Februardaten konstruieren könnte, bisher noch nicht in Leugnerkreisen auftauchten – bei der Ausdehnung des arktischen Meereises wurde dies nämlich allen Ernstes getan und behauptet, 2009 sei die Meereisbedeckung nicht größer als 1979 gewesen – hier handelte es sich gar nur um einige Tage, an denen das der Fall war.

Welcher Monat war eigentlich der kälteste? Der Januar 1893 stand bei -0,970 Grad, gefolgt vom Januar 1864 mit -0,948 Grad. Der wärmste Monat war aber 1998 – auch ein Februar mit 0,749 Grad. Damit schwankte die Monatstemperatur in 105 Jahren um 1,72 Grad, doppelt so viel wie der gesamte klimatologische Trend in diesem Zeitraum. Wenn Monatsmittel für irgendetwas taugen, dann einfach nur um zu zeigen, wie stark sie um die klimatischen Trends schwanken können.

Keine Kommentare: