Es gibt ein übergeordnetes Ziel der Klimapolitik. Demnach soll der globale Temperaturanstieg gegenüber 1900 auf etwa 2 Grad begrenzt bleiben. Die Hoffnung besteht, daß dann die Auswirkungen des Klimawandels beherrschbar sind – Anpassungsmaßnahmen wären gleichwohl erforderlich. Dieser Temperaturanstieg ist aber nur erreichbar, wenn das Mischungsverhältnis von CO2 unter 450 ppm begrenzt wird – nach Meinung von James Hansen langfristig sogar auf 350 ppm. Derzeit stehen wir über 385 ppm mit einem Anstieg von gut 2 ppm pro Jahr.
Die Frage ist, ob die damit befassten Wissenschaftler eigentlich glauben, daß dieses Klimaziel erreicht wird. Es setzt immerhin voraus, daß noch vor 2050 die Emissionen von Treibhausgasen massiv gesenkt werden – je nach Rechnung um mehr als 70%, in den entwickelten Ländern um mindestens 80%. Das setzt sehr starken politischen Willen voraus und in naher Zukunft global einsetzende, drastische Maßnahmen zur Emissionsreduzierung.
Wie der Guardian in UK berichtet, ist die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler aber überzeugt, daß die Klimaziele nicht erreicht werden und der Temperaturanstieg bis 2100 eher bei 3 bis 4 Grad liegen wird. In diesem Falle aber sind schwerwiegende Veränderungen bis hin zu katastrophalen Dürren, einem Umkippen von Teilen der Meere und einer einsetzenden Instabilität großer Eisschilde (Grönland und Westantarktis) sehr wahrscheinlich.
Am Rande der Klimakonferenz in Kopenhagen wurden 261 Experten (200 davon Wissenschaftler in der Klimaforschung) befragt. 186 Experten nahmen Stellung zur Frage, welche globale Erwärmung bis 2100 sie für wahrscheinlich hielten. Nur 7% hielten die Erreichung des 2-Grad-Zieles für wahrscheinlich, 46% den Bereich von 3-4 Grad, 26% von 2-3 Grad, 13% 4-5 Grad, einige wenige auch mehr als 5 Grad. 60% meinten aber, technisch wäre es möglich, die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad zu begrenzen.
Warum aber sind viele Wissenschaftler so zurückhaltend dabei, deutlich auszusprechen, wie düster sie die Zukunft bereits einschätzen? Weil sie glauben, daß es demotivierend wäre, zuzugeben, daß die politischen Klimaziele unerreichbar sind. Wenn aber die Menschheit aufgibt, das 2-Grad-Ziel anzustreben, wird sie den 3-4 Grad Bereich auch verfehlen und möglicherweise in den Bereich von 5-6 Grad gelangen. Wenn das Ziel von 2 Grad dabei hilft, das tatsächliche Eintreten von 5-6 Grad zu vermeiden, wäre der öffentliche Optimismus bereits lohnend. Die Gefahr dabei ist, daß Wissenschaftler je nach Temperament mehr oder weniger stark die anstehenden Risiken betonen und dadurch in der Öffentlichkeit uneinig über die möglichen Klimafolgen erscheinen.
Mittwoch, 15. April 2009
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