Sonntag, 5. Oktober 2008

12% weniger Sonnenschein - Sommer wie vor 30 Jahren?

In den letzten Wochen war ich wieder intensiver in Sachen Qualitätsmanagement unterwegs, und deshalb hatte ich einige Zeit lang nichts posten können, obwohl sich mal wieder viel in Sachen Klimaänderungen getan hatte. Unter anderem ging es in Audits auch darum, dem Deutschen Wetterdienst den Weg zu ebnen, weitere Kalibrierungsverfahren für Meßsensoren zu akkreditieren. Im europäischen Vergleich steht der DWD sicher vorbildlich bei der Qualität seiner Meßinstrumente da, ohne daß ich jetzt hier ins Detail gehen möchte oder sollte. Bei der Gelegenheit erinnerte ich mich auch wieder einer Schriftenreihe, die über das DWD-Webportal frei zugänglich ist.

Der DWD betreibt im Rahmen des Global Atmosphere Watch am Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg (auf einem Berg im Alpenvorland) die Messung von Spurengasen mit dem Ziel, mehr über die globale Hintergrundatmosphäre abseits menschlicher Quellen zu erfahren. Aus der Auswertung der so gemessenen Daten entstehen die GAW-Briefe. Im aktuellen GAW-Brief wurde der Zusammenhang zwischen der gesamten Sonnenscheindauer und der mittleren Temperatur im Hochsommer untersucht. Dabei stieß man auf eine schöne Verdeutlichung des Klimawandels.

Das Ergebnis ist, daß inzwischen die gleiche mittlere Temperatur im Hochsommer mit erheblich weniger Sonnenschein erreicht wird bzw. die gleiche Sonnenscheindauer nun zu deutlich höheren mittleren Temperaturen führt. Das war zu erwarten, da ja durch den Treibhauseffekt zum einen der globale Hintergrundwert der Temperatur ansteigt (die Meere sind wärmer geworden), aber auch die Abkühlung in den Nächten durch Abstrahlung in den Weltraum behindert wird. Aber hier wird auf originelle Weise gezeigt, daß im Zuge der Klimaänderung sich etwas fundamental geändert hat.

Im GAW-Brief wird auch das Verhältnis von Sonnenscheindauer zur Temperatur für über 70 Jahre als Zeitreihe gezeigt. Das Ergebnis ist, daß durch den Treibhauseffekt innerhalb von 3 Jahrzehnten eine um 12% verminderte Sonneneinstrahlung ausreicht, um die gleiche Temperatur im deutschen Hochsommer zu erzeugen. Das ist mal recht anschaulich.

2 Kommentare:

krishnag hat gesagt…

Das scheint aber mehr ein lokales Problem zu sein, denn einerseits hat die s.g. Globalstrahlung zugenommn,
was gegen eine Reduzierung der Sonnenscheindauer sprechen würde:
http://saekular.pik-potsdam.de/klima/diagram/strahl/strahl_year.gif

Die Bedeckung hat insgesamt abgenommen:
http://saekular.pik-potsdam.de/klima/diagram/cloud/cloud_year.gif

Die Sonnenscheindauer hat eher zunehmende Tendenzen, was ja aus oberem folgen muß.
Folglich haben Temperatur und Sonnenscheindauer hier (Hohenpeißenberg) nicht miteinander zu tun, einen Zusammen hersellen zu wollen ist willkürlich.
Die Daten / Grafiken stammen von der Säkularstaion des PIK in Posdam:
http://saekular.pik-potsdam.de/klima/de/klimastart_de.html

J. Zimmermann hat gesagt…

Ich bedaure, daß ich den Artikel nicht so klar geschrieben habe, daß die fehlerhafte Annahme vermieden werden konnte, die in dem Leserbeitrag zum Ausdruck kommt.

Der Artikel beschäftigt sich damit, daß sich aus den Daten ergibt, daß man dieses Jahr im Sommer mit 12% weniger Sonnenschein die gleiche mittlere Temperatur erhält wie vor 30 Jahren.

Es war hingegen nicht Aussage des Artikels, welchen Trend die Globalstrahlung, die Sonnenscheindauer und, bezogen darauf, die Temperatur hatten. Es ist also durchaus im Rahmen der Aussage des Beitrags von der GAW-Station erlaubt, daß die Globalstrahlung zunahm, die Bewölkung abnahm und die Temperatur dabei zunahm. Zudem werden hier nur Aussagen für den Sommer gemacht, daher passen die ganzjährigen Daten vom PIK ohne weitere Bearbeitung nicht dazu.

Selbstverständlich stehen diese Größen miteinander in Beziehung. Eine Zunahme der Globalstrahlung bedeutet einen positiven Beitrag im Energiehaushalt und kann daher in eine Wärmezunahme umgesetzt werden. Eine Wärmezunahme bedeutet in der Regel auch (ohne dramatische Änderungen bei der latenten Wärme) eine Temperaturzunahme. Diese Größen werden höchstwahrscheinlich Abhängigkeiten zeigen. Um genau diese Abhängigkeiten geht es in dem DWD-Beitrag nicht.

In dem Beitrag geht es darum, daß die gleiche Sonnenscheindauer heute den Sommer wärmer werden lässt als vor 30 Jahren. Und das heißt, daß die Erde heute effizienter darin geworden ist, Sonnenstrahlung in Wärme und damit eine höhere Temperatur umzusetzen. Eine subtile Möglichkeit, den Treibhauseffekt experimentell nachzuweisen, obgleich natürlich der Vergleich der Oberflächentemperatur an der Erde und der Temperatur der Erde vom Satelliten aus oder die Messung der Hintergrundstrahlung vom Boden aus elegantere Möglichkeiten sind, den Treibhauseffekt experimentell nachzuweisen und quantitativ zu bestimmen.