Mittwoch, 21. Dezember 2011

Gewalt

"Gewalt - Eine neue Geschichte der Menschheit" ist das aktuelle Buch von Steven Pinker (Original: The better angels of our nature). Es beschreibt, daß die Neigung der Menschen zur Anwendung von Gewalt rückläufig ist. Der Mensch war früher roh, grausam und mordlustig, aber er verliert diese Neigung seit Beginn der Zivilisierung schrittweise. Pinker schreibt über die möglichen Gründe für diesen Rückgang in der menschlichen Bereitschaft zu Mord und Grausamkeit. Warum schreibe ich darüber in einem Klimablog? Ich glaube, daß die Mechanismen, die die Menschheit weniger gewalttätig machen, ihr auch helfen könnten, das Problem des Klimawandels anzugehen.

Montag, 19. September 2011

Nobelpreis schützt vor Torheit nicht

Titel und wissenschaftliche Ehrungen verleihen Wissenschaftlern Autorität. Dieses Gut kann sinnvoll eingesetzt werden. Es kann auch verschwendet werden. Wenn Prof. James Hansen an Protesten gegen Kohlekraftwerke oder umweltzerstörenden Kohleabbau teilnimmt und sich dabei festnehmen läßt, zeigt er, daß sein Handeln als Privatperson seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen folgt. Wenn Wissenschaftler im Ruhestand für Beraterverträge Gefälligkeitsgutachten erstellen, die offensichtlich dem anerkannten Kenntnisstand im Fach widersprechen, zeigen sie einen Zynismus, den man anprangern sollte. Neben Geld kann aber auch eine Motivation darin bestehen, seine Reputation für seine politischen oder religiösen Überzeugungen in die Waagschale zu legen oder einfach mal wieder öffentliche Aufmerksamkeit zu finden. Erhöhte Aufmerksamkeit erregt auch ein Nobelpreisträger, wenn er außerhalb seines Fachgebietes antiwissenschaftliche Strömungen unterstützt. Prof. Giaever ist das neueste Beispiel.

Donnerstag, 8. September 2011

Wenn Blogs Fachbegutachtungen kritisieren

Der Spencer-Braswell-Skandal hat zu einer unüberschaubaren Menge von Diskussionen in den Blogs geführt. Darunter auch zur Frage, wo denn der Unterschied ist, wenn Blogs die Klimaforschung angreifen oder wenn andere Blogs den Spencer-Braswell-Skandal zum Thema machen. Was ist also besonders an dem Skandal?

Mittwoch, 7. September 2011

Wolken über der Fachbegutachtung

Die Leugner des wissenschaftlichen Sachstands zum Klimawandel spielen auf einer breiten Palette von Instrumenten. An einem Ende sind platte wissenschaftsfeindliche Tiraden in den Medien und Blogs, am anderen werden die Instrumente wissenschaftlichen Arbeitens für eigene Zwecke genutzt. Dazu gehört es, nach Wegen zu suchen, die wissenschaftliche Fachbegutachtung auszutricksen oder zu umgehen oder wissenschaftliche Artikel für die eigenen Zwecke umzudeuten. Der Skandal um einen Artikel von Roy Spencer und Braswell in der noch jungen Fachzeitschrift für Fernerkundung Remote Sensing gehört zu dieser Seite der Leugneraktivität und bietet ein Déja Vue, schwache Wissenschaft und ein Beispiel für die Bedeutung der Umdeutung von Forschungsergebnissen in Medien und Blogs.

Sonntag, 4. September 2011

Abhängigkeiten in der Wissenschaft

In der Wissenschaft stehen Einzelerkenntnisse selten allein. Oft gibt es verschiedene Wege, zum gleichen Ergebnis zu gelangen und oft haben Fakten in einem Bereich Auswirkungen auf ganz andere Bereiche. Die Mendelschen Gesetze wurden zum Beispiel empirisch gefunden, sie ergeben sich aber auch zwanglos aus unseren Kenntnissen über die Weitergabe von Erbinformationen über unsere DNS. Leugner des vom Menschen verursachten Klimawandels scheitern nicht einfach daran, dass ihre Pseudowissenschaft fehlerhaft ist, sondern auch daran, dass sie immer nur einen Aspekt wegzuerklären versuchen und alle anderen damit verknüpften Aspekte vergessen. Klimasensitivität und Temperaturen in früheren Jahrhunderten ist ein bekanntes Beispiel, wo man nicht einfach behaupten kann, was man will. Versucht man Klimaschwankungen in der jüngeren Vergangenheit zu übertreiben, erhält man zwangsläufig eine hohe Klimasensitivität und muss sich über unsere Zukunft erst recht Sorgen machen. Ein kleine Klimasensitivität wiederum macht es schwierig, die Eiszeiten zu erklären, die unbestreitbar stattgefunden haben, es sei denn, man traut der Sonne eine furchtbare Instabilität zu. Die wäre aber wiederum im Konflikt mit astrophysikalischen Erkenntnissen und wäre zudem über Indikatoren für den Teilchenfluss von der Sonne und Isotopenverhältnissen in Sedimenten zu überprüfen. Sollten die Eiszeiten daher rühren, dass die Emissionen der Sonne massiv zurückgegangen sind, wäre nicht nur die Frage zu beantworten, was denn da in der Sonne vorgefallen sein soll, wir würden auch einen massiven Anstieg bestimmter Isotope in Sedimenten zu Beginn einer Eiszeit sehen. Ein Punkt sollte eigentlich kein Problem bereiten. Der CO2-Anstieg in der atmosphärischen Zusammensetzung stammt ausschließlich aus menschlichen Einflüssen. Oder?

Mittwoch, 17. August 2011

Die neue Pielke-Taktik - wie das IPCC sicher unrecht hat

Ich stelle fest, daß die Wahrscheinlichkeit dafür, daß ein Würfel beim nächsten Wurf keine 6 wirft, 5/6 ist. Ich würfele, und erhalte eine 6. Ich stelle fest, daß meine Aussage damit nicht widerlegt ist. Statistisch ist das völlig korrekt, trotzdem kommen viele Menschen damit nicht zurecht. Wahrscheinlichkeitsaussagen zu interpretieren ist keine einfache Sache, sondern erfordert statistisches Verständnis und eine entsprechende Ausbildung. Selbst Mathematiker sollen schon an dem Ziegenproblem gescheitert sein. Das Problem hier ist, daß die meisten Aussagen im IPCC-Bericht Wahrscheinlichkeitsaussagen sind. Und in der Pielke-Logik kann das bedeuten, daß das IPCC nicht gewinnen kann. Entweder es stellt konservativ fest, daß die eigenen Feststellungen eine gewisse Unsicherheit haben. Dann sagt das IPCC, daß es zu dem Prozentsatz unrecht hat. Oder es behauptet, seine Aussagen seien sicher. Dann handelt das IPCC unredlich.

Mittwoch, 27. Juli 2011

Lemuria, Mu und Pangäa - echte und erfundene Superkontinente

Pangäa verdanken wir viel. Unsere Kohle stammt von Wäldern Pangäas, unser Gas und Öl von dem Mittelmeer Pangäas, der Thetys, unser Salz und Baustoffe für viele historische Gebäude dem austrocknenden Zechsteinmeer. Pangäa war der Urkontinent, aus dem sich in über 200 Millionen Jahren schließlich die heutigen Kontinente entwickelten. Pangäa war der Startpunkt für die Kontinentalverschiebungstheorie Alfred Wegeners. Es gab auch mal Konkurrenz. Für die Theorie und für den Kontinent. Mu und Lemuria waren wie Atlantis erdachte Kontinente, die Brennstoff für den größten Stuß auf dieser Erde boten. Noch heute leben Esoteriker und Anthroposophen von dem, was da seit dem 19. Jahrhundert so nach und nach über untergegangene Kontinente und frühere Menschengeschlechter zusammengesponnen wurde. Die Kontinentalverschiebungstheorie hingegen hat sich mit einigen Jahrzehnten Verzögerung gegen Thesen über untergegangene Landbrücken und das Zusammenziehen der erkaltenden Erde durchgesetzt. Das alles ist viel Stoff, der in dem Buch "Superkontinent" von Ted Nield sehr unterhaltsam verarbeitet wurde. Schauen wir mal hinein.

Donnerstag, 23. Juni 2011

Wutbürger

Üblicherweise lösen erwachsene Menschen Konflikte auf, indem sie darüber reden. Sie sammeln die Fakten, decken auf, wo diese fehlen, und stellen fest, wie weit Einigkeit erzielt werden kann. Viele Menschen sind in diesem Sinne nicht erwachsen. Da wird dann lieber gestritten, auf Basis von Vorurteilen geredet und ausgeschlossen, an der eigenen Position Abstriche zu machen. Der Wutbürger, der sich so kindisch gebärdet, ist immer mehr in Mode. Er steht in Athen und trägt einen Galgen, an dem die Politiker hängen sollen, die an allem schuld seien. Er steht in Stuttgart, und mobt auf der Straße erfolgreich gegen ein abgeschlossenes Planfeststellungsverfahren. Er marschiert in den USA als Tea Party-Bewegung, und fordert, dem eigenen Staat den Geldhahn abzudrehen, ganz im Sinne der Milliardäre wie den Koch-Brüdern, die diese Bewegung mit initiiert und finanziert haben und vermutlich zum eigenen Schaden vieler Tea-Party-Bewegten. Um zornig zu sein, braucht man kein Hirn. Wutbürger sind auch ein wachsendes Problem für die Klimaforschung. Die gleichen Medien, die jeden Blogger-Pups zum IPCC-Skandal stilisieren, schauen hier aber beharrlich weg. In Australien hingegen schaut man hin. Ein Blick ins Ausland.

Dienstag, 21. Juni 2011

Neuer eingebildeter IPCC-Skandal

In China fallen öfters mal Säcke mit Reis um und in der Blogosphäre findet sich immer wieder mal jemand, der meint, dem IPCC einen Skandal anhängen zu müssen. Diesmal hat Mark Lynas den Wanderpokal. Sein Problem: die Arbeitsgruppe zu Maßnahmen gegen den Klimawandel (WG3) des IPCC hat einen Bericht zu Möglichkeiten herausgegeben, über erneuerbare Energien den Klimawandel zu verlangsamen. Der Bericht liefert auf über 1000 Seiten Informationen zu den verschiedenen alternativen Energien im Vergleich zum heutigen Energieträgermix und mögliche Entwicklungen abhängig von ökonomischen Randbedingungen. Wie schafft man es, da einen Skandal zu finden? Entweder pickt man sich auf den 1544 Seiten irgendeinen nebensächlichen Fehler heraus, den es in so einem langen Bericht unweigerlich geben muß oder man mäkelt an der Vita eines von etwa 120 Autoren herum oder man mißversteht eine Textpassage aus der Zusammenfassung, die aus irgendeinem Grund den Inhalt des Berichts zu verkürzt wiedergibt. Nichts davon macht Mark Lynas, denn es geht noch dümmer.

Sonntag, 5. Juni 2011

Schwefelwasserstoffhölle

Leider war ich von Arbeit und Familie zu sehr eingebunden, um den Blog voranzubringen. Mehrere Beiträge haben es nur in den Entwurfsstatus gebracht, sind in ihm veraltet und schon wieder verworfen. Also mache ich jetzt mal etwas, das ganz bewußt nicht aktuell ist. Ich schaue 251 Millionen Jahre zurück. Damals starben 90% aller Arten im Meer und 70% an Land aus. Das Massensterben an der Grenze zwischen Perm und Trias schuf nicht nur Platz für die Dinosaurier, es ist auch ein Lehrstück für die vielen Zustände, die die Erde im ungünstigen Fall einnehmen könnte.

Freitag, 8. April 2011

Werden die USA den Klimaschutz endgültig sabotieren?

In den USA fanden in den letzten Tagen die Abstimmungen zu Anträgen der republikanischen Mehrheit statt, daß der amerikanische Umweltbehörde EPA die Kompetenz zur Regulierung von Treibhausgasen entzogen werden soll. Der Antrag im US Senat scheiterte an der erforderlichen Mehrheit von 60 der 100 Sitze. Im Repräsentantenhaus ist der Antrag jedoch durchgekommen. Das hat zwar zunächst keine Auswirkung, denn gegen das Veto des Präsidenten wären hohe Mehrheiten in beiden Häusern erforderlich, um die Umweltbehörde zu kastrieren. Aber in den gleichzeitig laufenden schwierigen Haushaltsverhandlungen wird damit auch Stimmung gemacht, um Ausgaben für den Umweltschutz zu beschneiden und Forschung zu Umweltfragen wie die Klimaforschung zu behindern und zu unterdrücken. Im Rahmen einer der Abstimmungen hat das Repräsentantenhaus sogar mit Mehrheit festgestellt, daß sie recht haben und die Wissenschaft unrecht. Sie haben entschieden, daß der Klimawandel nicht stattfindet und kein Problem darstellt. Die eigene National Academy of Sciences meint exakt das Gegenteil. Wem sollen wir nun glauben? Respektablen Politikern, die Wahlkampfspenden von Koch Industries erhalten und von denen einige auch daran glauben, daß die Erde 6000 Jahre alt ist und die Evolutionstheorie eine wilde Spekulation? Oder einigen zig Tausend dahergelaufenen Wissenschaftlern? Wenn die Kampagne gegen die Wissenschaft in den USA weiter die Mehrheit hinter sich hält, werden die USA dauerhaft an Treibhausgasen ausspucken, was die Wirtschaft hergibt. Der Klimaschutz ist damit weltweit zum Scheitern verurteilt. Die hohen Emissionsszenarien werden sicher eintreten. Aus einem Klimawandel wird eine katastrophale Klimastörung. Ist es wirklich so schlimm?

Sonntag, 3. April 2011

Fukushima, schwarzer Schwan oder fetter Schwanz?

Nachdem ich schon vor 2 Wochen angefangen habe, was zum Thema zu schreiben, möchte ich es doch auch endlich on-line stellen, auch wenn der Artikel eigentlich noch nicht fertig ist. Zur Sicherheit von Kernreaktoren oder den Einzelheiten der Geschehnisse in Japan kann ich mangels Fachkenntnisse naturgemäß nichts beitragen. Nachdem ich mich mit vielen Stellen im Netz beschäftigt hab, kann ich folgenden Link empfehlen (Physikblog). Aktuelle Informationen zu Strahlungswerten in Deutschland erhält man hier, wobei ich gleich dazu schreiben muss, dass das irrelevant ist. Es gibt kein denkbares Szenario, bei dem eine radioaktive Wolke im Ausmaß des Unfalls in Tschernobyl Europa erreichen könnte. Die Spurenaktivitäten, die man messen wird, sind eher von akademischem Interesse. Das Reaktorunglück weist aber mehrere Überschneidungen mit dem Thema Klimawandel auf. Stichworte sind die Auswirkungen auf die CO2-Bilanz, die Frage nach dem „fetten Schwanz“ und die Frage nach dem „schwarzen Schwan“.

Sonntag, 20. März 2011

Fake scandal again

Most probably you have seen it on Wattsupwiththat, though it has made the round in all the denier blogs. Former German chancellor Helmut Schmidt is cited to have said, that some climate scientist were proven to be fraudsters and has called for the investigation of the IPCC by German scientific institutions. What you will probably never hear by those outlets of misinformation: Helmut Schmidt never said this. Not, that he would not say stupid things once in a while. He is more than 90 years old, he is ignorant about natural sciences, and when he was chancellor he was rather not famous for putting the environment on the agenda. But he didn’t say it. I checked with the bureau of the former chancellor, Mrs. Krüger-Penski, and she says that what was on display on the Max-Planck-Gesellschaft (MPG) website and what was cited all the time by deniers was not what Schmidt has said. What he has said is, what is on display under the very same links on the MPG site and what you could have read at the German weekly news paper DIE ZEIT, where Schmidt still is co-publisher. Schmidt never called IPCC scientists fraudsters.

Donnerstag, 17. März 2011

Schon wieder ein inszenierter Skandal

Dem Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt wurde die Behauptung zugeschoben, Klimaforscher hätten sich als Betrüger erwiesen. Diese Behauptung war nicht nur sachlich falsch, das Büro des Kanzlers a.D. dementiert auch, daß diese Bemerkung gemacht wurde. Auf google aber findet man mit dem Suchstring "Helmut Schmidt IPCC Betrüger" gut 136.000 Einträge. Schon wieder ein inszenierter Skandal? Im folgenden gehe ich der Sache nach.

Dienstag, 8. März 2011

Wenn alte Politiker die Welt nicht mehr verstehen

In diesem Blogbeitrag bin ich davon ausgegangen, daß eine von der MPI veröffentlichte und in Leugnerkreisen weithin zitierte Textfassung einer Rede von Helmut Schmidt der gehaltenen Rede entspricht. Nach Auskunft des Büros des Bundeskanzlers a.D. entspricht der beim MPI publizierte Text nicht der von Herrn Schmidt gehaltenen Rede. Auch wenn Herr Schmidt vermutlich meinen Blogbeitrag nicht zur Kenntnis nehmen konnte oder wird, und mir keine Klagen deswegen zu Ohr gekommen sind, möchte ich an dieser Stelle trotzdem dafür um Entschuldigung bitten, daß ich davon ausgegangen bin, daß Herr Schmidt tatsächlich Klimaforscher als Betrüger bezeichnet hatte. Das hat er nicht. Wenn ich den Blogbeitrag trotzdem stehen lasse, dann nur deshalb, weil im Internet das Löschen eines Beitrages sinnlos ist und die Ergänzung um eine Korrektur sinnvoller ist.

Sie sind alt, sie sind geachtet, manchmal haftet ihnen was mythisches an. Frühere Präsidenten und Kanzler, die es geschafft hatten ohne all zu großen Skandal abzutreten, können noch Jahrzehnte später weit beachtete Auftritte haben. Logisch muß man das nicht finden. Die früher im Amt gesammelten Erfahrungen mögen wertvoll sein. Das heißt aber nicht, daß der alte Staatsmann zu aktuellen Problemen immer was hilfreiches sagen kann. Der Ex-Forschungsminister Andreas von Bülow stellte sich nach dem 11.09.2001 als einer der abgedrehtesten Verschwörungstheoretiker vor dem Herrn heraus. Einst der jüngste Minister im Kabinett Schmidt und Hoffnungsträger, später Verbreiter von Wirren Theorien über US-Geheimdienste, die das World Trade Center in die Luft sprengen. Der Verweis auf die früheren Amtswürden war einer der Schlüssel, um mit diesen Spinnereien Gehör zu finden und Bücher zu verkaufen. Auch Helmut Schmidt ist nicht davor gefeit, merkwürdige Ansichten zum Kliamwandel zu vertreten. Kürzlich wurde ihm sogar zugeschrieben, er hätte Klimaforscher gar "Betrüger" genannt. Wie kommt das eigentlich?

Dienstag, 1. März 2011

Leugner bekämpfen die Wissenschaft, Teil 2

Im letzten Beitrag hatte ich dargelegt, daß Leugner die Wissenschaft bekämpfen. Sie bestreiten nicht nur Grundaussagen der Wissenschaft, die eigenen politischen, wirtschaftlichen, religiösen oder egoistischen Zielen entgegenstehen, sie greifen auch Wissenschaftler in Person an und unterstellen ihnen, daß sie sich gegen die Gesellschaft verschwören. In dieser angeblichen Verschwörung blocken die Wissenschaftler abweichende Meinungen ab, vertuschen eigene Fehler und organisieren sich in einer eigenen Sekte, die die Meinung vertritt, die den Wissenschaftlern politisch paßt oder für die sie Geld erhalten. Die Unterstellung einer Verschwörung ist die entscheidende Schutzbehauptung der Leugner zu erklären, warum ihre Meinung in der Fachliteratur kaum zum tragen kommt. Im letzten Beitrag zeigte ich auf, wie schäbig der Kreis um Steve McIntyre, in diesem Fall Ryan O'Donnell, mit Wissenschaftlern umgehen, selbst wenn jene ihnen vorher geholfen hatten und äußerst fair waren. McIntyre beklagt sich regelmäßig darüber, daß Wissenschaftler gegen ihn abblocken würden, vergißt aber dabei natürlich, daß er zuvor gegen genau diese Wissenschaftler konstruierte Vorwürfe der Unfähigkeit und Datenfälschung vorgebracht hatte (etwa gegen Michael Mann und seine Kollegen bei der Hockeyschlägertemperaturkurve) oder Daten verlangte, die er gar nicht benötigte, weil er sie entweder schon hatte (die Yamal-Baumringdaten von Briffa) oder die er gar nicht brauchte, wenn er nur seine Arbeit tun würde (wie die Reproduktion der globalen Temperatur entsprechend der Arbeit des Teams um Phil Jones, die andere Gruppen leisten konnten ganz ohne Freedom of Information-Anfragen). Doch auch andere Personen sind hier zu erwähnen. Nehmen wir Prof. Judith Curry.

(Übrigens, weitere, neuere relevante Blogbeiträge zum Thema sind:
Wissenschaftsbetrug - wie Leugner versuchen, mit wissenschaftlich wirkenden Scheinfachartikeln eine wissenschaftliche Kontroverse vorzutäuschen.
Leugner und seriöse Wissenschaftler - warum Wissenschaftler Leugnerpositionen beziehen.
Wolken über der Fachbegutachtung - Beispiele für ein Versagen oder Umgehen des Peer Review.)

Samstag, 26. Februar 2011

Wie Leugner die Wissenschaft bekämpfen

Wenn Lobbygruppen in Feststellungen der Wissenschaft eine Gefahr sehen, daß es dadurch zu Regulierungen kommt, die Profite mindern oder gar das ganze Geschäftsmodell in Frage stellen, kämpfen sie dagegen mit einer Strategie, die sich im Kampf der Tabakindustrie bewährt hat. Man widerspricht nicht offen den Feststellungen, sondern man unterminiert die Wissenschaft. Man erweckt den Eindruck, es gäbe keinen Konsens in den relevanten Fragen. Man greift Wissenschaftler an, um ihre Glaubwürdigkeit zu mindern. Auf dieser Basis sind verschiedene Allianzen möglich. Zum Beispiel mit religiösen Gruppen, die ebenfalls daran interessiert sind, die Autorität der Wissenschaft zu schwächen. Aber auch mit Spinnern, Verschwörungstheoretikern und mäßig begabten Wissenschaftlern, die als Außenseiter die Anerkennung holen können, zu der es mit seriöser Wissenschaft nicht reicht. Die Wissenschaftsfeindlichkeit dieser Gruppen ist strategisch gewollt und grundsätzlich. Wissenschaftler können nichts tun, um mit solchen fundamentalistischen Gegnern zu einer Versöhnung zu kommen. Es ist geradezu ein Trick solcher Gruppen, neben ihren Vorwürfen auch zu behaupten, es würden keine Anstrengungen von Seiten der Wissenschaft getroffen, mit ihnen zu einer Verständigung zu kommen. Gehen Wissenschaftler darauf ein, riskieren sie nur, zum Ziel noch schlimmerer Tiefschläge zu werden. Einzelheiten und Beispiel folgen....

Sonntag, 20. Februar 2011

Pi ist gleich 3 und globale Erwärmung ist natürlich und gut

Ich brauche es fast nicht zu kommentieren. Tamino hat einen Blogbeitrag geschrieben über einen US-Politiker, der sich um einen Dämlichkeitsrekord bemüht. (Dazu auch ein Kommentar in der Huffington Post.) Für das Staatsparlament von Montana hat Joe Read einen Antrag eingebracht, in dem steht, daß die globale Erwärmung ein natürliches Ereignis ist und der Mensch diese nicht beschleunigt. Vernünftige Mengen an Kohlendioxid, die in die Atmosphäre eingebracht würden, hätten keinen nachweisbaren Effekt auf die Umwelt. Und die globale Erwärmung sei vorteilhaft für das Wohlsein und das ökonomische Klima des Staates von Montana. Im Antrag fehlte noch der Zusatz: "Scheiß' auf den Rest der Welt."

Es gibt natürlich viele störende physikalische Erscheinungen, die man einfach per Gesetz abschaffen könnte. Das Problem ist, daß sich die störrische Natur um menschliche Gesetze nicht schert. Die abgrundtiefe Ignoranz einer großen Zahl derzeit gewählter republikanischer Abgeordneter in den USA, die über die USA immerhin Klimaschutzbemühungen der Mehrheit der übrigen Staaten in der Welt sabotieren, macht aber deutlich, daß man das Leugnertum und käufliche Wissenschaft im Dienst von Koch Industries, Exxon, Eon oder dem deutschen Steinkohleverband und den übrigen Firmen der Kohle- und Ölindustrie nicht einfach als die übliche menschliche Dummheit abtun darf, sondern diese Form des Lügens aktiv bekämpfen muß, indem man die Wissenschaftsfeindlichkeit und Dummheit dieses Lobbytums bloßstellt. Siehe auch die Debatte um das Gesetz zur Zahl Pi und andere politische Absurditäten.

Sonntag, 6. Februar 2011

Versöhnungstreffen? Eher nächste Runde im Propagandakrieg.

In Lissabon fand angeblich ein Treffen statt zur Versöhnung der seriösen Wissenschaftler, auch gerne Warmisten oder Alarmisten genannt, und der Leugner, Lügner, Verschwörungstheoretiker und Betroffenheitstrolle, auch gerne fälschlich Skeptiker und ehrenwerte Makler genannt. Dieses Treffen war alles andere als das. Zunächst beruhte es auf der Annahme, es ginge bei dem Streit darum, wie einige wissenschaftliche Erkenntnisse zu bewerten seien. Also, ob zum Beispiel die mittelalterliche Erwärmung stattgefunden habe, wie die Klimasensitivität einzuschätzen sei und ob die globalen Temperaturzeitreihen korrekt seien. Und daß man dies dadurch herausbekommt, daß man irgendwelche Blogger und einzelne zufällig herausgegriffene Wissenschaftler mit Journalisten und Philosophen und Soziologen drei Tage zusammenbringt. Das Problem ist, daß jeder, der sich mit wissenschaftlichem Arbeiten beschäftigt hat weiß, daß es so nicht geht. Es gibt wissenschaftliche Fachtagungen für diese Fragen und Fachzeitschriften, in denen solche Fragen bearbeitet werden. Und jeder, der vorgibt, sich mit Wissenschaftstheorie zu beschäftigen, muß das wissen. Es ist Grundlage der Arbeit, so wie ein Meteorologe wissen muß, was eine Temperatur ist und woher er Daten bekommt, wenn er vorhat, globale Temperaturzeitreihen zu erstellen. Frage Nummer 1: wieso wissen die Lissaboner Veranstaltungsorganisatoren nicht, was sie als Voraussetzung für ihre fachliche Arbeit zwingend wissen müßten? Zu den Tagungsteilnehmer zählen Wissenschaftler vom Fach wie Hans von Storch und Judy Curry. Warum wissen die nicht, wie man in ihrem Fach arbeitet? Und schließlich die Rolle der Journalisten. Das Machwerk von Traufetter hatte ich bereits aufgegriffen. Auf der anderen Seite hatte auch Fred Pearce vom New Scientist einen Artikel zu dem angeblichen Versöhnungstreffen geschrieben. Während Traufetter falsch behauptete, Gavin Schmidt hätte sein Kommen zum Treffen abgesagt, um Steve McIntyre nicht zu begegnen, und dies bisher nicht korrigiert hat, brachte Pearce die Behauptung auf, Schmidt hätte sein Kommen abgesagt, weil es deshalb nichts zu diskutieren gäbe, weil die Wissenschaft zum Thema abgeschlossen sei und zu endgültigen Ergebnissen gekommen sei ("the science is settled"). Ist das wahr? Wenn nicht, warum schreibt Pearce so etwas? Und was steckt wirklich hinter dem sogenannten Versöhnungstreffen?

Donnerstag, 3. Februar 2011

Nachtrag zum sogenannten Versöhnungstreffen in Lissabon

Die interessanteste Frage zu der angeblichen Versöhnungstagung der Klimaforscher mit den Klimalügnern bei fast vollständiger Abwesenheit seriöser Klimaforscher ist, wer diese Veranstaltung eigentlich bezahlt hat und damit seine Interessen vertreten sieht. Außerdem gibt es auch inzwischen erste Reaktionen aus dem Kreis, um den es angeblich dabei ging. Damit meine ich nicht die Betroffenheitstrolle wie die Professoren Hans von Storch, Judith Curry oder Peter Webster, die natürlich alles Interesse daran haben, über ihre Tätigkeit als „Mittler und ehrliche Makler“ in ihren Blogs zu schreiben. Vielmehr kann man im Blog Rabett Run vorbeischauen und Gavin Schmidts Kommentar lesen, warum er eigentlich nicht bei der „Versöhnung“ dabei war.

Dienstag, 1. Februar 2011

Leugner versöhnen sich mit sich selbst

Ich hätte es fast nicht mitbekommen, wenn nicht Pippi Langstrumpf ("Ich mal mir die Welt wie sie mir gefällt") Gerald Traufetter, "Wissenschafts"redakteur vom Spiegel, darüber einen Artikel abgeliefert hätte. Er war nämlich bei einem Leugnertreffen in Lissabon unter dem Titel "Reconciliation in the Climate Change Debate - Versöhnung in der Klimawandeldebatte", vom 26. - 28.1.2011. Agenda des Treffens von 28 Personen aus Soziologie, Ökonomie, Journalistik, Querulantistik und Quacksalberei, aufgelockert mit ein paar Wissenschaftlern vom Fach war, daß man Leugner und seriöse Wissenschaftler, hier als Skeptiker und Alarmisten bezeichnet, an einen Tisch bekommen wollte, um ihre angebliche Sprachlosigkeit zu überwinden und ein wenig über postnormale Wissenschaft und Stammesdenken unter Klimaforschern zu schwafeln diskutieren.

Samstag, 22. Januar 2011

Ein Problem anderer Leute - warum gegen den Klimawandel nichts getan wird

Der Klimawandel wird meistens wahrgenommen als ein Problem anderer Leute. Wir erfahren zwar aus den Medien, daß wir mit unserem Lebensstil das Klima dauerhaft verändern und dies gravierende Folgen hat, aber die Folgen werden erst in der Generation der Kinder und Enkel real. Schaut man in die Projektionen für Treibhausgasanteile und globale Temperatur, sieht man überall, daß wir erst ganz am Anfang der Entwicklung stehen, obwohl der globale Temperaturanstieg schon seit über 30 Jahren von natürlichen Faktoren nicht mehr verdeckt werden kann. Wir würden wohl handeln, wenn wir eine dramatische Entwicklung sähen und innerhalb von wenigen Jahren erkennbar Ernten einbrächen, Lebensräume verschwänden und das Wetter unerträglich würde. Aber hier ist kein Feuer ausgebrochen, bei dem man sofort flüchten würde, sondern hier sind eher die Wasserleitungen bleibelastet und man merkt erst nach Jahren, daß man immer schwerer krank wird, wenn es schon zu spät ist.


Sonntag, 16. Januar 2011

Das Meer formt das Land

Im Beitrag "Das Gedächtnis des Meeres" hatte ich mit Inspiration durch das gleichnamige Buch von Eugen Seibold erzählt, daß das Auf und Ab des Meeresspiegels über die Jahrmillionen ein Ergebnis der Kontinentalplattenbewegung sein kann. Schnellere Änderungen des Meeresspiegels sind eher die Folge von Klimaänderungen. Lokal können sich auch vulkanische Aktivität auswirken, wie auch die Entspannung von Landgebieten, die von einer starken Eislast befreit werden, wie etwa Skandinavien nach der letzten Eiszeit. Die Hebung und Senkung des Meeresspiegels kann in die Größenordnung von 100 Meter gelangen (ca. 1 mm pro Jahrhundert bei Änderungen durch Kontinentalverschiebungen, ca. 1 Meter pro Jahrhundert bei Klimaänderungen, wobei das gemittelte Werte über eine solche Veränderung sind - Spitzenwerte können weit höher sein). Die Geologie liefert Daten über gewaltige Veränderungen in der Vergangenheit. Aber was sagt dies über unsere Zukunft aus?

Donnerstag, 13. Januar 2011

Antiklimatalibane und Gewalt

Die Meldung ging auch durch deutsche Medien: Gabrielle Giffords, Abgeordnete im Repräsentantenhaus für Arizona, konservative Demokratin, die aber die Gesundheitsreform Obamas unterstützte und für die Rechte mexikanischer Immigranten eintrat, wurde von einem jungen Mann namens Jared Lee Loughner in Tucson angeschossen. Loughner, der vermutlich ein insgesamt wirres Politikbild und eine gewalttäige Natur hat, war wohl durch die Diskussion um die Gesundheitsreform und die mexikanischen Immigranten aufgehetzt worden. 6 Menschen, darunter ein Kind, wurden beim Gewaltausbruch des Mannes erschossen, 15 verletzt, darunter die Politikerin. Der blutige Anschlag hat die Gefühle der Amerikaner vor allem deshalb so aufgewühlt, weil gerade in Arizona die politische Auseinandersetzung ungewöhnlich hart geworden war. Es gibt bei dem Ereignis auch eine Verbindung zur Klimadiskussion, aber sie wird erst klar, wenn ich den Hintergrund näher erläutere.

Sonntag, 9. Januar 2011

Das Gedächtnis des Meeres

Das Gedächtnis des Meeres ist ein Buch von Eugen Seibold, das 1991 im Piper-Verlag herauskam. Mir fiel es im Antiquariat in die Hände, und auch wenn ich bisher nur einzelne Kapitel davon durchschmökert hatte, war es doch schon inspirierend. Genauso, wie uns die Schichtungen der Erde etwas darüber erzählen, wie über die letzten Milliarden Jahre der Erdgeschichte sich die Zusammensetzung der Atmosphäre geändert hatte und wann zum Beispiel der steigende Sauerstoffgehalt in den Meeren anfing, das gelöste Eisen auszufällen, genauso wie diese Ablagerungen uns auch sagen, wann die Erde von Eis bedeckt war, und genauso, wie beides zusammengenommen uns erzählt, daß die Zusammensetzung der Atmosphäre unser Klima beeinflußt, aber auch, daß das Leben auf der Erde wiederum die Zusammensetzung der Atmosphäre beeinflußt, genauso erzählen uns geologische Schichtungen auch etwas darüber, wie sich die Meere verändert haben. Und auch die Veränderungen der Meere sind eng verbunden mit dem Klima der Erde. Das Gedächtnis der Meere kann uns auch etwas über unsere Zukunft sagen.
Schematische Darstellung der Kontinentaldrift durch Aufstieg von Material des Erdmantels und Neubildung ozeanischer Kruste. Die leichtere Kontinentalkruste wird auseinandergeschoben. Solche Abläufe können in Millionen Jahren auch den Meeresspiegel um über 100 Meter anheben oder senken.