
Ein Blogger namens North hatte die Lüge verbreitet, der Eintrag im IPCC-Bericht sei nicht durch die Fachliteratur gestützt. Das ging insbesondere nach Verbreitung durch den britischen Reporter Jonathan Leake als "Amazongate" durch die Leugnerblogs, in denen diese Lüge nie korrigiert wurde. Für Tim Lambert im Blog Deltoid war dies Anlaß, einer ganzen Serie von Lügen von Leake und seinem Kollegen Rose nachzugehen.
Gerade, als man glaubte, daß man so langsam diese Lügen zu den Akten legen könnte, passierte aber etwas, was nicht ohne Präzedenz ist. Eine Wissenschaftler (Samanta) hatte mit Kollegen Satellitenaufnahmen der Veränderungen des Amazonasregenwaldes nach einer Dürre von 2005 ausgewertet und im wesentlichen die gleichen Ergebnisse erhalten wie Kollegen (Scott Saleska und Kollegen 2007) zuvor. Das wäre ziemlich langweilig. Aber man kann seine Pressestelle eine Meldung herausgeben lassen, die das Ganze interessanter macht. Erstens behauptet man, man habe ein anderes Ergebnis erhalten als die Kollegen - eine Version, der Saleska bei Real Climate widerspricht, und dann kann man noch behaupten, daß dieses Ergebnis im Widerspruch zum IPCC-Bericht sei, auch wenn dies gar nicht der Fall ist. Dieses Verhalten von Samanta ist klar unethisch. Es bedeutet natürlich, daß der Öffentlichkeit suggeriert wird, daß schon wieder ein Fehler im IPCC-Bericht aufgedeckt worden sei, wenn im Gegenteil der Bericht bestätigt wurde. Man fällt damit Kollegen in den Rücken. Und da im Fachartikel etwas anderes steht, kann sich Samanta auch noch damit aus der Affäre ziehen, daß ja fachlich alles korrekt sei, nur die Pressemitteilung sei leider "ein bißchen mißverständlich formuliert".
Mir ist diese Taktik schon bei Hans von Storch aufgefallen. Er macht einen normalen Artikel dazu, daß man aus einer zu kurzen Vergleichszeitreihe keine Langzeitkorrelationen zwischen globaler Temperatur und Meeresspiegelanstieg ableiten kann und meiert dann in einer Presseerklärung auf gröbste Weise Rahmstorf ab, als ob dieser etwas ganz anderes herausgefunden hätte und er nun widerlegt wäre. Rahmstorf betrachtet jedoch nur eine relativ kurzzeitige Antwort des Klimasystems (bis 2100). Er diskutiert 2009 erneut das einfache Modell. Auch hier steht in der Presseerklärung von Hans von Storch eine Widerlegung einer anderen Arbeit, die man im Fachartikel nicht wiederfindet. Kreativ war auch Bob Carter in einer Presseerklärung zu einem Artikel mit McLean und Kollegen. Der Artikel zeigte im Grunde nur, daß auf kurzer Zeitskala Temperatur und ENSO-Zyklen korrelieren. Die Presseerklärung behauptet, man habe gefunden, daß die globale Erwärmung nicht von Menschen verursacht werde. Das steht aber nicht im Artikel.
Diese Taktik, mittelmäßige Arbeiten durch überzogene Presseerklärungen aufzuhübschen und dabei auch noch Politik zu machen, gar Leugnerrhetorik in der Presseerklärung zu transportieren, die man nicht durch die Fachbegutachtung bekäme, ist unethisch und sollte, wie Eli Rabett meint, Auswirkungen auf die Annahme von Drittmittelanträgen solcher Wissenschaftler haben. Weiteres dazu auch hier und in den Links des Beitrags - die Geschichte dürfte noch viele unappetitliche Weiterungen erhalten.
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