Montag, 30. Januar 2012

Falscher Bericht und prompte Richtigstellung

Nach Jahren des Lügens und Leugnens hat sich so langsam eine Routine bei der Richtigstellung der Leugnerversatzstücke eingestellt. Die letzten Tage haben vermutlich die Daily Mail und das Wall Street Journal die sichtbarsten Leistungen zur Desinformation ihrer Leser erbracht. Die Korrekturen dazu konnte man prompt beim UK Met Office und beim Blog Skeptical Science nachlesen. Eine kommentierte Linksammlung.

Die Daily Mail hat sich im Zusammenhang mit dem Klimawandel nicht mit Ruhm bekleckert. Vielmehr ist praktisch jede Falschanschuldigung gegen das Hadley Centre und gegen das IPCC, die unter die Stichworte Climate Gate, Africa Gate, den Diebstahl von Emails von Servern der East Anglia University und so weiter fallen, über die Daily Mail zirkuliert worden. Die Daily Mail machte durch die Verbreitung extremer Langfristprognosen zum Wetter von sich reden, die weder fachlich fundiert waren, noch über einige Glückstreffer hinaus erfolgreich waren. Der Gipfel dabei war, daß hinter einer der dafür genutzten Firmen, der Positive Weather Solutions, augenscheinlich ein Mensch mit zahlreichen erfundenen Mitarbeitern stand, deren Bilder unter anderem von Heiratsportalen und Friseurwerbung gesammelt wurden. Nachdem das UK Met Office kürzlich eine Meldung brachte, daß ein zu erwartender Rückgang der Strahlungsleistung der Sonne auf das Klima keinen relevanten Effekt haben würde, da der menschengemachte Temperaturanstieg im Bereich von 2,5 Grad bis 2100 liegen wird, während der Effekt des Strahlungsrückgangs bei 0,08 Grad gesehen wird, nahm die Daily Mail das einfach zum Anlaß, das Gegenteil zu behaupten.

Die Antwort im Blog des UK Met Office, das durchgängig widerspricht, war prompt online und erläutert noch einmal, warum keine Rede davon sein kann, dass es aktuell auf der Erde keinen Temperaturanstieg mehr gibt - offensichtlich leben wir im wärmsten Jahrzehnt der Klimaaufzeichnungen. Zugleich kann man nachlesen, dass der nicht zum ersten Mal mit kreativer Berichterstattung auffällige Reporter David Rose auch diesmal es vorgezogen hatte, die Angaben und Korrekturen des Met Office zu ignorieren oder zu verfälschen. Ebenso schnell war die Antwort von Professor Barry Bickmore auf seinem Blog online.

Der Wallstreet Journal wiederum brachte den wiederholten Aufguß der Geschichte, daß ein Haufen mehr oder weniger disqualifizierter Leugner, die irgendwelche Titel schwenken, einen Aufruf oder Brief unterzeichnet hätten, in dem altbekannte Leugnermärchen aufgetischt werden. Die meistens im Ruhestand befindlichen, in der Regel auch nicht in einem relevanten Fachgebiet publizierenden Herren, die da als eminente Wissenschaftler auftreten, behaupten dann wieder und wieder, daß es noch keinen Konsens in der Klimaforschung gäbe, dass die globale Temperatur auch nicht mehr stiege, dass sie auch nicht bedrohlich steigen würde, dass dies auch keine Folgen hätte, mehr CO2 aber gut für die Pflanzen wäre und überhaupt die Klimaforschung, die sich in den IPCC-Berichten ausdrückt, eine nach Geld gierende Verschwörung wäre. Ermüdend daran ist, daß alles schon mal genauso aufgetischt wurde, schon damals wiederlegt wurde und eigentlich nur die Frage provoziert: "Ist das das Beste, was die Leugnergemeinde noch aufbieten kann?"

Nachfolgender Absatz am 1.2.2012 ergänzt:
Erbost melden sich auch inzwischen zahlreiche Wissenschaftler im Wall Street Journal mit einer Antwort und der von den 16 Leugnern im Wall Street Journal vereinnahmte Ökonom William Nordhaus dementiert vehement, daß er behauptet hätte,  die beste Strategie seien 50 weitere Jahre Wirtschaftswachstum ohne Regulierung von Treibhausgasemissionen. Nordhaus erklärt, daß er im Gegenteil schon immer erläutert hätte, daß es ökonomisch vorteilhaft sei, Treibhausgasemissionen mit einem Preis, z.B. durch Steuern, zu versehen.

Hier antwortete zuvor schon Dana Nuccitelli in Skeptical Science prompt und ausführlich.

6 Kommentare:

Alexander hat gesagt…

Sie kämpfen einen ziemlich einsamen Kampf. Oder täusche ich mich?
Ich gehöre zur 'Leugnerszene'. Nein, ich leugne weder den Holocaust, noch den 'Klimawandel'. Wandel ist immer. Nur den anthropologischen Anteil will ich bestreiten. Nicht einmal leugnen, wie Sie es nennen. Nur bestreiten. Streit ist die Triebfeder der Wissenschaft. Wer immer behauptet, dass Jemand leugnet, der impliziert, dass er im Besitze der absoluten Wahrheit wäre. Das sind Sie mit Sicherheit nicht. Sie haben Argumente, nur argumentieren sie nicht. Sie verurteilen bloß.
Ich habe Zweifel und ich verstehe genug von Mathematik und Physik, um meine Zweifel zu befeuern. Wissenschaft ist die Lehre vom Zweifel. Genau die, lassen Sie vermissen.

J. Zimmermann hat gesagt…

Ja, Sie täuschen sich. Ich gebe wieder, was Konsens unter den seriösen Wissenschaftlern ist. Der Begriff Leugner beschreibt objektiv, daß Menschen etwas leugnen, das real ist. In diesem Zusammenhang den vorhandenen, publizierten Sachstand der Wissenschaft zum Klimawandel. Daß dieser vom Menschen verursacht wird, ist am sogenannten Fingerabdruck der globalen Erwärmung durch den Treibhauseffekt erkennbar: stärkere Erwärmung nachts, im Winter und zu höheren Breiten hin, gleichzeitig Abkühlung der Stratosphäre. Zuordnungsstudien über Modellrechnungen zeigen außerdem, daß der Klimawandel in der beobachteten Form durch rein natürliche Einflüsse nicht, aber durch menschengemachte Einflüsse gut zu erklären ist (Näheres im IPCC-Bericht 2007, Teil 1).

Wenn ich feststelle, daß jemand den Sachstand der Klimaforschung leugnet, behaupte ich damit nicht, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Ich behaupte auch nicht, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein, wenn mir jemand sagt, 2+2 sei gleich 3. Aber ich weise dann trotzdem darauf hin, daß das korrekte Ergebnis 4 ist. Und wenn alle Argumente ausgetauscht wurden, ist es dann Zeit, zur Schlußfolgerung zu kommen und nicht mehr weiter zu "streiten". Zu behaupten, der Klimawandel sei nicht Folge der menschengemachten Emissionen von Treibhausgasen, kommt über 2 Jahrzehnte zu spät.

wolf43 hat gesagt…

Das kopernikanische Weltbild wurde geleugnet, die Existenz von Sonnenflecken wurde geleugnet, A. Wegners Theorie wurde geleugnet (von am. Geologen noch bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts!), Darwins Theorie wird vielfach heute noch geleugnet (Kreationisten). Ignatz Semmelweis' (Kindbettfieber)Erkenntnisse wurden geleugnet, und ... Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen, die zeigt welchen Wahrheitsgehalt ein Konsens von "seriösen" Forschern haben kann. Was macht sie so sicher, dass es bei der heutigen Klimaforschung nicht ebenso sein kann? Sollten sie tatsächlich Naturwissenschaftler und Qualitätsmanager sein, habe ich doch meine Bedenken bei ihrer permanenten Verwendung des Leugnerbegriffes. Im Sinne einer Qualität ihrer Auslassungen sollten sie sich selbst überprüfen, ob ein angeblicher "Konsens" mit einer Wahrscheinlichkeit von "very likely" als sicher oder wahr gilt. Aus einem Konsens ergibt sich noch lange keine Realität. Dazu fehlen die experimentellen Beweise. Dann und nur dann kann es ein leugnen geben. Sie wissen genau, dass alle Klimamodelle einen hotspot in den Tropen erwarten lassen, der sich aber nicht nachweisen lässt, damit müsste man die Modelle entweder anpassen oder sie fallen lassen und solche entwickeln, die die Realität beschreiben anstatt die Fakten zu verbiegen (Hockeystick). Das IPCC berücksichtigt die Ergebnisse vieler Forscher, die nicht in das Konzept des AGW passen, einfach nicht, urteilt also nicht ergebnisoffen. Siehe IPCC-Seite (History):"Today the IPCC's role is also [ … ] to understanding human-induced climate change [ … ]. Und, wie Bert Brolin sagte, als er gefragt wurde, weshalb bestimmte Arbeiten nicht berücksichtigt werden: "IPCC has not to prove if CO2 is the reason but that CO2 the reason for climate change."

J. Zimmermann hat gesagt…

wolf43, Ihre Aufzählung, was mal in der Vergangenheit bestritten wurde, hat mit dem Thema nichts zu tun. Gegen das kopernikanische Weltbild hat z.B. nie ein wissenschaftlicher Konsens gestanden. Im Fall von Alfred Wegener wurden die experimentellen Befunde zum Nachweis der ozeanischen Spreizung und der Mantelkonvekton erst in den 50er und 60er Jahren erbracht. Dabei wurde nachgewiesen, daß Alfred Wegeners Beschreibung eines Urkontinents Pangäa stimmte, aber sein vorgeschlagener Mechanismus mit sich bewegenden Kontinentalplatten falsch war. Im Fall der Theorien zum Klimawandel sind Befunde im Laufe von über 100 Jahren zusammengetragen worden. Arrhenius spielt hier die Rolle von Alfred Wegener und über Keeling, Broecker, Hansen führt eine Linie zum Erkenntnisstand um 1988, daß der Mensch tatsächlich das Klima ändert und weiter ändern wird. Die heutigen Leugner argumentieren dogmatisch, wie die Kirche gegen Kopernikus.

Im Laufe der Zeit wurden unsere Erkenntnisse über den Klimawandel immer wieder getestet und immer wieder Gegenthesen ausprobiert und schließlich mit Hilfe neuer Beobachtungen und Berechnungen verworfen. Es gibt einen Kern in unseren Vorstellungen über den Klimawandel, der einfach nicht mehr vernünftig angreifbar ist. Und wenn man es doch versuchen will, denn das läßt die Wissenschaft ja immer zu, dann muß man dafür auch entsprechende neue Belege vorweisen. Leugner werden Menschen dadurch, daß sie NICHT über neue Belege verfügen und TROTZDEM den anerkannten wissenschaftlichen Ergebnissen widersprechen. Nicht das Widersprechen an sich, sondern das Widersprechen TROTZ fehlender Belege macht den Leugner aus.

Experimentelle Belege für den Klimawandel und die menschliche Verursachung gibt es viele – die IPCC Berichte (jeweils erster Teil) sind mehrere 100 Seiten lang und fassen hunderte Publikationen zum Thema zusammen. Es bräuchte einen ganzen Satz gleichwertiger Publikationen, um diese Erkenntnisse zu widerlegen. Davon ist nichts zu sehen.

J. Zimmermann hat gesagt…

wolf34, Sie verweisen auf den sogenannten heißen Fleck in der tropischen oberen Troposphäre, den man angeblich nicht beobachtet hätte. Dieser heiße Fleck ist nicht spezifisch für eine globale Erwärmung durch einen Treibhauseffekt, sondern träte genauso bei jeder anderen, natürlichen Ursache für eine Erwärmung auf. Sein Fehlen wäre zwar erklärungsbedürftig, würde aber nicht den Treibhauseffekt widerlegen. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, daß im Rahmen der Unsicherheit der Beobachtungsdaten die Existenz des heißen Flecks nicht bestritten werden kann .

Ihr plötzlicher Bezug zum Hockeystick ist skurril. Das ist die Bezeichnung für eine Rekonstruktion von Temperaturen der vergangenen 1000 oder 2000 Jahre, die von vielen verschiedenen Arbeitsgruppen reproduziert worden konnte. Mit den Klimamodellen oder der Temperaturentwicklung in der oberen tropischen Troposphäre haben diese Temperaturrekonstruktionen überhaupt nichts zu tun.

Sie behaupten, die Arbeitsgruppen des IPCC hätten die Ergebnisse von Forschern nicht berücksichtigt, die nicht in das Konzept einer menschenverursachten globalen Erwärmung passten. Ich behaupte das Gegenteil. Ihre aus dem Zusammenhang gerissenen Zitate am Ende sind als Belege unbrauchbar. Die Arbeit des IPCC ist von andern wissenschaftlichen Einrichtungen wie zum Beispiel der National Academy of Science reproduziert worden und wurde auc heinem Review unterzogen und in seinen Ergebnissen bestätigt. Wenn man meint, das IPCC hätte die wissenschaftliche Literatur zum Thema falsch wiedergegeben, dann soll man schon spezifisch erläutern, welche Arbeiten aus welchen Gründen hätten aufgenommen werden müssen und wie sie die Schlussfolgerungen aus den anderen Arbeiten geändert hätten. Wer die wissenschaftliche Literatur dazu verfolgt, der merkt schon, daß diese Forderungen absurd ist – eine Publikation, die wirklich neue Belege anführt, durch die wir unser Verständnis vom Klimawandel ändern müssten, würde geradezu einschlagen und heftig diskutiert werden. Das ist aber einfach nicht geschehen. Und warum soll das IPCC seine Zeit damit verschwenden, noch mal ausführlich darzulegen, warum Publikationen, die unseriös oder fehlerhaft waren, dies weiterhin sind?

Es ist außerdem immer wieder erstaunlich, daß Leugnerkreise es nicht zu bekümmern scheint, wie oft man aus ihren Reihen den größten Quark, gerne oft wiederholt, vorgesetzt bekommt. Hier oben schildere ich, daß die 16 Leugner in dem Wallstreet Journal Nordhaus das Gegenteil von dem untergeschoben haben, was er tatsächlich sagt. Und? In der Daily Mail steht das Gegenteil von dem, was die UK Met Office zum Einfluß der Sonne und zur laufenden globalen Temperaturzunahme veröffentlicht – mit Bezug auf das UK Met Office. Und? Die alten Herren mit ihrem Pamphlet im Wallstreet Journal behaupten, es gäbe keinen Konsens zum Klimawandel, obwohl sich zu diesem Konsens 97% der Forscher im Bereich des Klimas und alle (alle!) Wissenschaftsorganisationen bekennen. Sie können nicht anders, die Belege aufgrund von Beobachtungen und Rechnungen sind eindeutig. Und? Sie haben mit so offensichtlichen Widersprüchen kein Problem, meinen aber, das IPCC sollte seine Qualitätsstandards senken, damit auch unseriöse Publikationen in den Berichten diskutiert werden? Das ist doch sehr seltsam. Wie erklären Sie denn, daß Sie das hier geschilderte nicht kritikwürdig finden: eine Liste von Versuchen, Pseudowissenschaft zu publizieren.

Anonym hat gesagt…

Es wird hier mit den Listen von historischen, durch neue Forschung widerlegten Konsensus versucht, einen "Galileo" zu pullen - der arme, aufrechte, gepeinigte Klimaskeptiker vor der Schar finsterer, ihre Macht missbrauchenden und Wissen unterdrückender, verkrusteter, veralteter und falsch liegender Autoritäten, einsam für die Wahrheit kämpfend....

Dieses Bild ist ebenso einfach wie falsch und verlogen. Und ist es Uninformierten viel zu leicht zu vermitteln.

Die Wissenschaft ist immer den Fakten gefolgt - wie für Kopernikus, Darwin, Wegener beschrieben. Das Leugnen der neu entdeckten Fakten und Zusammenhänge kam und kommt dagegen immer von Gruppen, die entweder ihre Macht oder ihr Glaubenssystem gefährdet sahen.

Im Fall der menschenverursachten globalen Erwärmung und des daraus folgenden Klimawandels greifen beide Beschreibungen der Gegenspieler:
Zum einen die Industrie, die durch Einschnitte bei den Emissionen um ihre Macht und Umsätze fürchtet, zum anderen alle die - aus welchen Gründen auch immer - an ein unbegrenztes und von niemanden reguliertes Wachstum als einzigen Garant für ihren immerwährenden Wohlstand glauben.
Wie Sie schon sagen: "Die heutigen Leugner argumentieren dogmatisch, wie die Kirche gegen Kopernikus."

Wenn jetzt das falsch Bild des Klima-"Skeptikers" als "Galileo" herangezogen wird, bräuchte man eine einfache, ebenso eingängige, aber wahre Entgegnung, die diesen Missbrauch von Galileo´s Geschichte als Ironie auf Kosten der Leugner entlarvt.