Sonntag, 5. Januar 2014

Bezahltes Leugnen

Wissenschaftliche Ergebnisse zu produzieren ist teuer. Messnetze zu betreiben, Großrechner zu beanspruchen, wissenschaftliche und technische Mitarbeiter zu bezahlen, das alles kostet viel Geld. Diese wissenschaftlichen Ergebnisse zu leugnen, ist hingegen billig. Ein Mensch, der in Teilzeit täglich in seinem Blog die verschiedenen Standardprozeduren des Leugnens variiert, ist mit 10000 Euro pro Jahr gut bezahlt. Dafür kauft man eine kleine Workstation oder beschäftigt noch nicht mal 2 Monate einen wissenschaftlichen Assistenten. Ein Drittmittelantrag für einen Mitarbeiter und eine Meßkampagne, Reisen, Publizieren, Rechnungen anfertigen fängt bei gut 200.000 Euro an. Vor dem Hintergrund wird vielleicht klar, dass mit den Spenden einiger tausend irregeleiteter Menschen und zusammen einigen Millionen aus der Lobbyarbeit interessierter Unternehmen eine gut vernetzte, produktive Leugnerindustrie finanziert werden kann - auf eine Arbeit, die die Finanzströme behandelt, hatte ich vor kurzem verwiesen. Wie Leugner damit umgehen? Die beste Strategie ist immer, vorbeugend anderen vorzuwerfen, was im eigenen Lager als Standard praktiziert wird. Also den Wissenschaftlern vorzuwerfen, sie würden den Klimawandel propagieren, um damit den eigenen Arbeitsplatz zu schaffen. Das ist aus vielen Gründen absurd. Wissenschaftler werden nicht für bestimmte Ergebnisse bezahlt, sondern für das Forschen an sich. Auch die Wetterdienste werden nicht unterhalten, um den Klimawandel als Ergebnis zu erhalten, sondern um Messungen zu machen und zu interpretieren. Leugner hingegen bei Zeitungen, in Blogs und Pseudoinstituten wie der deutsche Rentnerverein EIKE oder Fred Singers SEPP werden dafür bezahlt, dass bei denen eine Leugnung der Wissenschaft hinten herauskommt. Ob ihre Beiträge wissenschaftlich irgendeinen Wert haben, ist da privater Luxus. Aktuell gibt es einen weiteren intimen Einblick in die Leugnerindustrie zu bewundern.


Wie die Leugnerindustrie funktioniert, zeigte schon die Veröffentlichung von Material des Lobbyunternehmens Heartland Institute. Hier konnte man staunend lernen,  dass zum Beispiel Craig Idso im betrachteten Zeitraum 11.600 US-Dollar pro Monat für das Leugnen wissenschaftlicher Ergebnisse erhielt. Die Idsos sind ein Familienbetrieb, mit Vater Sherwood und Bruder Keith, die alle in der Leugnerindustrie beschäftigt sind.  Watts erhält für seinen Blog Wattsupwiththat zur Verbreitung von Anti-IPCC-Propaganda projektbezogen 100.000 US-Dollar, daneben hat er auf seinem Blog einen Spendenbutton und verkauft T-Shirts oder Kaffeebecher mit Anti-IPCC-Botschaften. Fred Singer lebt ebenfalls von Auftragsarbeiten, zur Leugnung schädlicher Wirkungen des Passivrauchens, schädlicher Wirkungen von FCKW oder schädlicher Wirkungen von Treibhausgasemissionen, unter anderem mit 5000 $ pro Monat alleine für das Propagandaprojekt NIPCC vom Heartland Institute. Dazu kommen 84.000 $ pro Jahr für das pseudowissenschaftliche Institut SEPP zur Rekrutierung von Personal und Tagungsorganisation. Bezahlt werden bzw. wurden vom Heartland Institute weitere bekannte Leugner wie Joe D'Aleo, Robert Balling, Robert Carter, Craig Loehle oder Willie Soon. Alle, die bei NIPCC mitmachen und deren Kongresse besuchten, hatten Geld vom Heartland Institute zum ausdrücklichen Zweck der Leugnung wissenschaftlicher Ergebnisse zum Klimawandel erhalten.

Das ist nur eines und ein kleineres Institut zur Finanzierung von Leugnern. Man kann sich überlegen, wo der Blog Climateaudit und die Herren McKitrick und McIntyre stünden, wo Benny Peiser und die Webseite thegwpf wären, wenn nicht hilfreiche Geldströme von politischen Interessenträgern und aus den verschiedenen Lobbyunternehmen diese Leute über Wasser hielten. Doch jetzt klagt der ebenfalls gern von Leugnern zitierte Bob Tisdale, dass es beim ihm nicht mehr so weitergehen kann. Er mußte eine neue Arbeit annehmen und kann nicht mehr wie bisher Vollzeit bloggen. Verkäufe von E-büchern und Spenden an seinen Blog Climate Observations hatten ihm erlaubt, vom Leugnen des Sachstandes zum Klimawandel zu leben. Nun muss er auf Teilzeit umschalten und sich auf wenige Desinformationsdienste beschränken. Bei Rabett Run wurde vor allem ein Kommentar von Donna Laframboise, die auch schon mit realitätsentstellenden Beiträgen zum Klimawandel aufgefallen war, hervorgehoben. Zu Tisdales Aussage, dass kaum jemand sich auf Dauer mit Bücherverkäufen erhalten kann, schrieb sie, dass die Bücherkäufer bei den Anhängern der Leugner (hier Skeptics genannt) eine kleine und wohl auch schrumpfende Gruppe darstellten. Denn mehr Leute kümmerten sich wieder um ihren Alltag, da sie von Leuten wie Tisdale davon überzeugt wurden, dass es keinen dringenden Grund zur Sorge [bezüglich des Klimawandels] gibt.

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