Sonntag, 20. Februar 2011

Pi ist gleich 3 und globale Erwärmung ist natürlich und gut

Ich brauche es fast nicht zu kommentieren. Tamino hat einen Blogbeitrag geschrieben über einen US-Politiker, der sich um einen Dämlichkeitsrekord bemüht. (Dazu auch ein Kommentar in der Huffington Post.) Für das Staatsparlament von Montana hat Joe Read einen Antrag eingebracht, in dem steht, daß die globale Erwärmung ein natürliches Ereignis ist und der Mensch diese nicht beschleunigt. Vernünftige Mengen an Kohlendioxid, die in die Atmosphäre eingebracht würden, hätten keinen nachweisbaren Effekt auf die Umwelt. Und die globale Erwärmung sei vorteilhaft für das Wohlsein und das ökonomische Klima des Staates von Montana. Im Antrag fehlte noch der Zusatz: "Scheiß' auf den Rest der Welt."

Es gibt natürlich viele störende physikalische Erscheinungen, die man einfach per Gesetz abschaffen könnte. Das Problem ist, daß sich die störrische Natur um menschliche Gesetze nicht schert. Die abgrundtiefe Ignoranz einer großen Zahl derzeit gewählter republikanischer Abgeordneter in den USA, die über die USA immerhin Klimaschutzbemühungen der Mehrheit der übrigen Staaten in der Welt sabotieren, macht aber deutlich, daß man das Leugnertum und käufliche Wissenschaft im Dienst von Koch Industries, Exxon, Eon oder dem deutschen Steinkohleverband und den übrigen Firmen der Kohle- und Ölindustrie nicht einfach als die übliche menschliche Dummheit abtun darf, sondern diese Form des Lügens aktiv bekämpfen muß, indem man die Wissenschaftsfeindlichkeit und Dummheit dieses Lobbytums bloßstellt. Siehe auch die Debatte um das Gesetz zur Zahl Pi und andere politische Absurditäten.

1 Kommentar:

Ebel hat gesagt…

Die USA machen eben immer wieder auf sich aufmerksam durch Wissenschaftsfeindlichkeit von Lobbygruppen. Ich erinnere auch an den beüchtigten Affenprozeß http://www.wdr.de/themen/kultur/stichtag/2010/07/21.jhtml und das Gesetz gegen die Wissenschaft besteht in Tennessee heute noch.

Aber wie ich schon mal schrieb: die Arbeit der Lobbygruppen existiert auch in Deutschland und deren Lobbyarbeit ist so "gut", daß vielen der Unsinn als naturgegeben erscheint.

Z.B. der Fall "Arbeitslosigkeit". Es ist mit entsprechenden Rahmenbedingungen problemlos möglich, innerhalb von 3 Jahren die Arbeitslosigkeit fast auf Null zu bringen. Diese Lobbyarbeit fängt schon damit an, daß Franz (Vorsitzender des SVR) in seinem Lehrbuch "Arbeitsmarktökonomie" schon auf Seite 7 im Diagramm bei den vielen aufgezählten Verflechtungen (wichtige und unwichtige) den Zusammenhang zwischen Produktionsmenge und Arbeitsmarkt "vergißt" - denn die Produktionsmenge ist abhängig von der Kaufkraft. Und das obwohl sich in Frankreich 1936 gezeigt hat, daß eine (allerdings zu große) Arbeitszeitverkürzung die Arbeitslosigkeit zum Verschwinden brachte und ein Mangel an Arbeitskräften entstand (steht sogar auch im Lehrbuch).

MfG