Freitag, 2. April 2010

Müll gegen Geld

Medienschelte liest man in diesem Blog öfters. Ich schreibe das nicht gern, denn es gibt viele andere interessante Themen. Einiges ist in der Pipeline, aber in der Freizeit, neben Arbeit und Familie, bleibt einiges auf Halde, bis es zu alt ist, um noch jemanden zu interessieren. Den letzten Kommentar zum Egotrip des Prof. Tol, der dem Spiegel eine Meldung wert war, hätte ich vielleicht auslassen können, denn im letzten Spiegel vom 29.03.2010 gab es ein Machwerk, das den zuvor kritisierten Bericht seriös, sauber und neutral erscheinen läßt.

Der "Bericht" ist von Marco Evers, Olaf Stampf und Gerald Traufetter, und diese Namen sollte man sich merken als die von Menschen, die anscheinend Unterstellungen, Lügen und mediale Hinrichtungen zu ihrem Lebensunterhalt anbieten, denn dies ist es, was ich in dem Artikel vorfinde. Marco Evers ist seit 1995 Wissenschaftsredakteur beim Spiegel - er sollte wissen, was er da tut. Olaf Stampf ist, ich habe es nicht geglaubt, als ich das las, Ressortleiter Wissenschaft und Technik beim Spiegel. Ich habe dann allerdings ein paar Artikel zurückverfolgt, die seinen Namen trugen und entdeckte dabei, daß der Mann systematisch Artikel verbreitete in dem Tonfall "globale Erwärmung ist nicht schlimm" und immer mal wieder Leugnerlügen einstreute. Gerald Traufetter ist ebenfalls Wissenschaftsredakteur beim Spiegel, schreibt ansonsten auch mal ein Buch über die "Weisheit der Gefühle" - polemisch könnte ich schreiben, mit Vernunft hat der Mann es nicht so. Und sowieso könnte man mal fragen, was eigentlich Leute, die Politik- und Kulturwissenschaft studiert haben, überhaupt bei naturwissenschaftlichen Themen wie Klimawandel zu melden haben? Dummheit, Inkompetenz und Gleichgültigkeit gegenüber dem Thema, das ist meine erste Reaktion. Aber ich greife vor. Während ich hier tippe, sehe ich auch, daß schon Stefan Rahmstorf sich dazu gemeldet hat, und gerade was die Fakten angeht, empfehle ich auch den Besuch bei der Klimalounge. Doch zurück zum Thema...

Was man in diesem Artikel findet, hätte von Leugnern selbst geschrieben worden sein. Es ist teilweise wortwörtlich der Lügenbrei, der einem in Leugnerblogs gefüttert wird, nur hier steht es eben in der Druckversion des wichtigsten deutschen Nachrichtenmagazins, noch wiederholt in der freien Online-Ausgabe. Dazu wird hier eine mediale Hinrichtung von Personen betrieben, bei denen gerade die Unschuld erneut in einem Kommissionsbericht festgestellt wird. Es wird Personen Unfähigkeit und Datenfälschung unterstellt in einer Weise, die übler Nachrede gleichkommt, wenn man dafür keine Belege bieten kann. Es werden Falschmeldungen aus der britischen Presse wiederholt, die bereits widerlegt wurden. Dafür werde ich im folgenden Text Beispiele geben. Es wird sogar, diese Frechheit macht sprachlos, den Klimaforschern der reißerische, in alle Extreme verfallende, inkompetente Schundjournalismus des Spiegels von eben diesen Schmieranten zum Vorwurf gemacht. Doch vorher frage ich mich, wie ich das eigentlich angehen soll? Soll ich den Journalisten, offensichtlich ohne naturwissenschaftliche Ausbildung und von solchen Themen überfordert, hier Unfähigkeit vorwerfen? Daß sie nicht wissen, wie man zu einem Thema Recherche betreibt, um zum Beispiel zu untersuchen, ob Vorwürfe, die vorgebracht wurden, bereits von anderer Seite entkräftet wurden? Daß sie nicht merken, wann sie von einer Interessengruppe instrumentalisiert werden und nur ihr Sprachrohr sind? Daß ihnen nicht klar ist, daß man sich zu einem Thema, über das man schreibt, vorher sachkundig machen muß? Der Vorwurf der Dummheit und Inkompetenz ist noch der harmloseste, der mir einfällt. Aber ich kann es nicht glauben, daß jemand als Journalist sein Handwerk nicht versteht und als Wissenschaftsjournalismus sich nicht zumindest erforderliche Grundkenntnisse anliest. Oder soll ich bösen Willen unterstellen, eine Agenda der Journalisten? Vernetzung im Leugnerlager, nicht offengelegte Interessenkonflikte bei dem Thema? Das klingt mir zu sehr nach Verschwörungstheorie. Oder geht es hier einfach um nackten Zynismus? Man schreibt, was sich gut verkaufen läßt, und da eben gerade auf Klimaforscher geschossen wird, springt man unter den...Verzeihung, auf den anfahrenden Zug? Ich weiß es nicht, jeder soll sich eine der drei Möglichkeiten auswählen. Aber folgendes kommt dabei heraus:

Mediale Hinrichtung:

Phil Jones ist zum Sündenbock der Leugner gemacht worden. Man hat seine Arbeit durch sinnlose FOI-Anfragen sabotiert, man hat seine Arbeitsgruppe mit Hackerangriffen attakiert, Emails gestohlen und durch selektive Zitatauswahl dann Unterstellungen fabriziert, die bei Untersuchungen als haltlos erwiesen wurden. Er hat Morddrohungen erhalten und das läßt keinen unberührt. Er wird immer wieder angegriffen, um die Wissenschaft zu unterminieren. Was machen nun die Spiegel-Schmieranten? Sie walzen so richtig aus, wie tief er gestürzt sei, wie gesundheitlich angegriffen er ist, alles um nur ein Bild zu vermitteln. Das eines geschlagenen Mannes. Kein Wort darüber, wer daran schuld ist und daß die Vorwürfe gegen Jones haltlos sind. Der wichtigste Punkt dabei ist, daß die Temperaturzeitreihe der Climate Research Unit (CRU) im wesentlichen durch andere globale Temperaturzeitreihen reproduziert wird. Alleine das macht Vorwürfe gegen CRU haltlos. In der Logik der medialen Hinrichtung liegt es natürlich, die Zeitreihe, die das Ergebnis der Arbeit einer ganzen Gruppe ist und wiederum insgesamt auf Daten vieler Wetterdienste weltweit beruht, Jones-Zeitreihe genannt wird, und jeder Fehler, der irgendwo in den Daten sein könnte und von einem der Datenlieferanten zu verantworten wäre, nur diesem einen Mann zugeschrieben wird.

Ist das Dummheit, ist das Unwissenheit oder doch einfach nur Menschenverachtung, aus einem Mann noch Geld mit diesem Brutalojournalismus zu machen, der bereits geradezu krimininellen Angriffen ausgesetzt war?

Mit Pachauri wird das gleiche gemacht. Die Spiegelschundautoren sind sich auch nicht zu schade, die Geschichte zu wiederholen, daß er in seiner Freizeit einen erotischen Roman geschrieben hätte. Irrelevant und nur geeignet zum medialen Hinrichten.



Sprachrohr sein:


Wenn man sich das Machwerk durchliest, stößt man auf einige Namen, die die Alarmglocken schlagen lassen. Steve McIntyre, der aus dunklen Kanälen finanzierte frühere leitende Angestellte von Bergbauunternehmen. Ross McKitrick, Lobbyist, tätig für das Heartland-Institute, für das George C. Marshall-Institute und andere Lobbygruppen, die die Interessen verschiedener Unternehmen vertreten. Dafür wird gelogen, getäuscht und getrickst. Wollen die Journalisten etwa behaupten, sie wüßten nicht, wofür die beiden Männer stehen? Wollen sie etwa behaupten, sie wüßten nicht, daß die beiden bei der Wegman-Anhörung wie auch bei einem Artikel zu Mann et als. Temperaturrekonstruktion mit Tricks den Eindruck zu erwecken versuchten, diese Temperaturrekonstruktion sei fehlerhaft, gar eine Fälschung? Und das, obwohl diese Arbeit gut reproduzierbar und bestens bestätigt ist? Ist in den 12 Jahren danach auch nur eine seriöse Temperaturrekonstruktion veröffentlicht worden, die nicht zu den prinzipiell gleichen Ergebnissen gekommen ist? Nein! Was aber machen diese Schmierfinken? Sie zeichnen das Bild McIntyres als das des armen Underdogs, der nur mit einem kleinen Notebook allein aus Wahrheitsliebe aus privater Tasche die Rechnungen all der Klimaforscher auf ihren Superrechnern widerlegt. Bullshit! McIntyre ist es, der in nunmehr 12 Jahren über seinen Blog ClimateAudit die miesesten und feigsten Unterstellungen verbreitet hat ohne je in der Lage zu sein, auch nur einmal seine Kernbehauptungen zu belegen. McIntyre ist es, der geschlagen ist. Es konnte nie anders ausgehen, denn seine Agenda ist es nicht, recht zu behalten, sondern nur, Unterstellungen zu verbreiten, das Märchen von der anhaltenden Diskussion, ob es einen Klimawandel gibt, am Leben zu erhalten. Er ist da, um Verwirrung zu stiften, zu sabotieren und aufzuhalten, nicht um etwas zur Wissenschaft beizutragen. Kritiklos reproduzieren die Spiegel-Journalisten die bereits widerlegten Leugner-Märchen, wie etwa das gegen heute angeblich wärmere Mittelalter. Auch von Storch wird gern zitiert, in allen Facetten seiner heuchlerischen "Honest Broker"-Haltung, nach der die meisten seiner Kollegen Alarmisten seien und eine politische Agenda betrieben. Das wäre eine Rufmordkoalition, und für die machen sich die Spiegeljournalisten zum Sprachrohr. Nochmal gefragt: wollen diese Journalisten behaupten, sie wüßten nicht, wofür diese Männer stehen, wie sie widerlegt wurden, welchen schmutzigen Job die beiden "Macs" für Energieunternehmen und andere zu erledigen haben?


Eigene Fehler anderen zuschieben:


Der Spiegel macht sein Geld mit starken Schlagzeilen und gut inszenierten Titelblättern. Der Spiegel gehörte auch zu den Blättern, die nach den Hinweisen der Klimaforschern in den 80er Jahren, daß ein Klimawandel definitiv drohe, gleich mal den Kölner Dom unter Wasser setzten, was in keinem Bericht der Klimaforscher je als Szenario auftauchte. Und dann haben die Schmieranten tatsächlich die Unverschämtheit zu schreiben:

"Es waren Szenen wie aus einem Horrorfilm: Wie Riffe ragen die Wolkenkratzer von New York aus der See. Überflutet sind längst auch Hamburg und Hongkong, London und Neapel. Anderswo hat das Meer ganze Länder verschluckt: Dänemark, die Niederlande und Bangladesch existieren nicht mehr.

Mit solchen Horrorvisionen rüttelten Klimaforscher vor einem Vierteljahrhundert die Öffentlichkeit auf. (...)"
Nie hat in irgendeinem Bericht zum Klimawandel gestanden, daß in absehbarer Zeit sämtliche Eisschilde abtauen würden. Und zu keiner Zeit hat irgendein Klimaforscher je ausgeschlossen, daß im Laufe eines langen Zeitraums - 1000 Jahre, einige Jahrhunderte - das gesamte Festlandseis abtauen könnte, würde die Menschheit unbegrenzt CO2 in die Atmosphäre blasen und die globale Erwärmung ungebremst immer weiter gehen. Die Horrorszenarien einerseits wie auch die angebliche Meinungsänderung in der Klimaforschung sind beide nur Erfindungen solcher Journalisten wie eben dieser "Wissenschafts"journalisten des Spiegels.

Fehler über Fehler:

Es wird behauptet, die Temperaturkurve des Jones (das heißt, die globalen Temperaturdaten von CRU) sei umstritten. Wo denn?

Es gäbe keine Quelle für die Zunahme von Naturkatastrophen. Vielleicht in der verdrehten Welt von Roger Pielke jr., den man im Spiegel auch zu Wort kommen läßt. Aber die Realität sieht anders aus.

Die Autoren und Gutachter des IPCC seien parteiisch gewesen. Auf welcher Skala denn? Auf der von Koch Industries und Exxon? Das wird wohl so sein. Aber auf keiner seriösen Skala.

Sie behaupten, die Hockey-Schlägerkurve sei als Mogelei entlarvt worden. Das genaue Gegenteil ist festgestellt worden, es ist nachgewiesen worden, daß die Kurve keine Mogelei ist.


Sie behaupten, es spräche viel dafür, dass es im Mittelalter zwischen 900 und 1300, in Wahrheit doch wärmer war als heute. Falsch. Es spricht nichts dafür. Und Weinbau in Schottland gibt es heute, sogar Ackerbau und Fortwirtschaft in Grönland auf einem Niveau, der im Wikingerzeitalter definitiv ausgeschlossen war. Nicht, daß das ein guter Indikator für die globale Temperatur wäre.

Sie behaupten, durch einen Fehler wäre die höchste Temperatur in den USA erst für 1998 angegeben worden und hätte dann dank McIntyre auf 1934 korrigiert werden müssen. Falsch. Vorher und nachher war die höchste Temperatur in den 48 zusammenhängenden Staaten der USA vor 2005 1934. Korrigiert werden mußten Temperaturdaten nach 1999, und auch dies nur um einen geringfügigen Betrag, der die Daten nicht außerhalb der angegebenen Fehlergrenzen veränderte und global bedeutungslos war.

Sie behaupten von Jones zur Behandlung der Daten der Wetterdienste: "Er hat die Aufzeichnungen, wie er die Homogenisierung vornahm, gelöscht." Gelogen! Verbreitet wird das vom Competitive Enterprise Institute im Interesse ihrer Auftraggeber. Und jetzt von den Spiegel-Schmieranten.

Sie behaupten, Professor Peter Webster hätte dies bestätigt. Peter Webster kollaboriert mit Jones. Laut Spiegel hätte sich Webster über schlampige Dokumentation und Fehler in den Daten beschwert, die er allerdings nicht, wie der Spiegel behauptet, erhielt, um CRU zu überprüfen, sondern für ein gemeinsames Projekt mit Jones zu einem speziellen Thema. Nach all diesen Fehlern, dieser Rufmordkampagne und der Übernahme zigfach wiederholter Leugnermärchen, kann man darauf vertrauen, daß hier nicht einzelne Äußerungen Websters aus dem Zusammenhang gerissen und verfälscht wurden? Dafür spricht die Absurdität der Anschuldigungen. Es wird von "Temperatursprüngen" in den Stationsdaten geschrieben. Das ist Quatsch. Entweder geht es um Inhomogenitäten in den Zeitreihen einzelner Stationen. Das gibt es, ist trivial und Grund dafür, daß die Homogenisierung der Zeitreihen für globale Klimadaten erforderlich ist. Genau dies ist auch vielfach unabhängig überprüft. Oder es geht um Sprünge in der globalen Zeitreihe. Die gibt es nicht. Die Zeitreihe ist on-line und man kann sie nach Belieben gegen die Zeitreihen anderer Institute auftragen und vergleichen. Wo sollen da signifikante Sprünge sein? Der Temperaturanstieg auf der Südhalbkugel sei so stark wie auf der Nordhalbkugel und das könne man nicht verstehen, läßt der Spiegel Webster sagen. Das ist, mit Verlaub, nicht wahr und ich denke nicht, daß Webster das so gesagt hat.

Sie behaupten, CRU hätte den Wärmeinseleffekt nicht berücksichtigt, McKitrick hingegen hätte den nachgewiesen. Jones hätte erfolglos versucht, diesen Nachweis aus dem 4. IPCC-Bericht herauszuhalten und er hätte dann das Urteil hineingeschmuggelt, Ross McKitricks Arbeit wäre statistisch nicht signifikant. Genau das ist der Punkt. Ross McKitricks Arbeit ist statistisch fehlerhaft und nicht signifikant und es ist wiederholt nachgewiesen worden, daß der Wärmeinseleffekt ausreichend berücksichtigt wurde und die globalen Temperaturzeitreihen nicht verfälscht. Was RossMcKitrick sonst noch verbricht, ist nur einen Verriß wert.

Ich breche hier ab, es folgen noch fast 2/3 des Textes in gleicher Nicht-Qualität. Wenn die Spiegelschreiberlinge permanent von Leugnerblogs abgeschrieben hätten oder eine Auftragsarbeit für das Heartlandinstitut verfaßt hätten, sähe das Resultat genau so aus.

Fazit:

Die Spiegeljournalisten haben hier Rufmord, mediale Hinrichtung und die Verbreitung systematischer Falschinformation betrieben. Das Geschreibsel ist, wie immer man es werten will, entweder völlig inkompetent oder eine Fabrikation einer Desinformationskampagne von Lobbyinstituten und ihrem Bloggernetzwerk. Dies ist eine Arbeit der Wissenschaftsredaktion des Spiegels. Es belegt, daß dieses Blatt überhaupt nicht in der Lage ist, vertrauenswürdige, wahrhaftige Berichterstattung zu solchen Themen zu leisten. Spiegelabonnenten sind in meinen Augen Masochisten, daß sie für diesen Schund auch noch Geld bezahlen. Und, das muß ich leider anfügen, ich habe den schlimmen Verdacht, daß dies kein spezifisches Problem des Spiegels ist, sondern daß diese Art von Lügenjournalismus in vielen Printmedien geduldet wird. Weil die Leser sich das bieten lassen und diesen Müll bezahlen...

7 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hallo Herr Zimmermann,

Ich finde gut, daß Sie im zweiten Teil Ihres Beitrages die Punkte nennen, die Ihrer Meinung nach falsch sind. Nur eine sachliche, weniger emotionsgeladene Diskussion bringt hier weiter.

Auch ich finde z.B. die Hexenjagd auf Jones sehr extrem. Jedoch muss man ihm wirklich vorwerfen, dass seine Art der Datenarchivierung fragwürdig war, insbesondere da Jones ein wichtiger IPCC-Datenlieferant war und viel davon abhing. Vorwürfe gehen aber auch an das IPCC und die Journals, die diese Daten nie angefragt haben. Auch kann ich nicht verstehen, warum Jones die Daten nicht schon viel früher öffentlich zugänglich gemacht hat. Das Argument "Zeitmangel" ist natürlich nicht stichhaltig.

Eine Zunahme von Wetterkatastrophen außerhalb des natürlichen Schwankungsbereiches hat es in den letzten 150 Jahren meines Wissens nach nicht gegeben. Auf welche Arbeiten beziehen Sie sich hier?

Sebastian Lüning

Anonym hat gesagt…

"Der Temperaturanstieg auf der Südhalbkugel sei so stark wie auf der Nordhalbkugel und das könne man nicht verstehen..."

Einfach wie Klimaleugner denken: (aber Vorsicht, kann zu partieller Fakten-Blindheit und Verknotungen in der Logik führen!)

Da im Wunsch-Denken der Klimaleugner die gemessene Erwärmung nur ein Urban Heat-Island Effekt ist, und auf der Südhalbkugel eben weniger Ballungszentren sind, müsste dort weniger Erwärmung zu messen sein. Und da im LaLa-Land Wunschdenken die Fakten übertrifft, ist die Erwärmung der Südhalbkugel eben unverständlich....

J. Zimmermann hat gesagt…

Hallo Sebastian Luning,

ich denke, in diesem Fall sind Emotionen durchaus angebracht. Es ist der Spiegel, der die sachliche Ebene verlassen hat.

Ich sehe nicht, inwiefern Jones Art der Datenarchivierung merkwürdig gewesen sein soll. Kennen Sie diese?

Jones ist kein Datenlieferant für das IPCC. Datenlieferanten sind die Wetterdienste. Die Climate Research Unit unter Leitung von Jones nimmt Auswertungen auf Daten vor, die zum größten Teil frei erhältlich sind, teilweise aber auch nur kostenpflichtig abgegeben werden und Jones unter besonderen Bedingungen (keine Weitergabe, Löschen nach Verwendung) gegeben wurden.

An das IPCC gehen auch keine Vorwürfe. Die Temperaturzeitreihen von CRU sind konsistent mit denen von GISS, von NCDC, von RSS und UAH. Üblicherweise ist dieses Niveau an Reproduziernarkeit das, was man in der wissenschaftlichen Arbeit eigentlich verlangt. Jones hat sehr klare und einsichtige Gründe angegeben, warum er nicht in der Lage war, einfach so alle Daten frei evrfügbar zu machen. Wie gesagt, jeder, der wirklich an diesen Daten interessiert war, konnte selbst an die Quellen herantreten und sich dort die Daten mit den entsprechenden Verpflichtungen geben lassen. Diese Behauptung, daß die Daten nicht verfügbar wäre und von Jones "geheim" gehalten würden, ist gerade Teil der Strategie inetressierter Gruppen, den Anschein zu fabrizieren, daß irgendwas an den globalen Temperaturzeitreihen manipuliert wäre. Das Argument "Zeitmangel" ist selbstverständlich stichhaltig. Es ist nicht Aufgabe von CRU, Menschen, die auf sachlicher Ebene nicht argumentieren können, von ihnen auf anderem Wege erhältliche Daten nach ihren Vorgaben kostenfrei zuzustellen. Dafür haben diese Wissenschaftler keine Zeit und es wäre auch eien mißbräuchliche Verwendung öffentlicher Gelder. Die Wissenschaftler sollen forschen, nicht McIntyre über seine persönliche Unfähigkeit hinweghelfen.

Sie schreiben: "Eine Zunahme von Wetterkatastrophen außerhalb des natürlichen Schwankungsbereiches hat es in den letzten 150 Jahren meines Wissens nach nicht gegeben. Auf welche Arbeiten beziehen Sie sich hier?" Ich weiß nicht, wie sie es schaffen, eine so definitive Aussage zu treffen? Auf welche Arbeiten beziehen SIE sich denn? Ich verweise auf den 4. IPCC-Bericht, Kapitel zu tropischen Stürmen, Zunahme der STARKEN Klasse der atlantischen Tropenstürme - in anderen Regionen sind ja noch keine signifikanten Entwicklungen. EINE Arbeit ist im Text hier verlinkt, weitere Informationen finden Sie auch bei dem verlinkten Beitrag von Prof. Rahmstorf und falls Sie mehr Informationen wünschen, können Sie auf google scholar mit dem Suchbegriff tropical+storms und dem Untersuchungszeitraum 2005-2010 sich eine schöne Auswahl zulegen. Die Autoren Emmanuel und Webster sind auch gut, um die Suche weiter einzugrenzen.

Ich muß dazu anmerken, daß ich persönlich die mögliche Zunahme schwerer Tropenstürme nicht als die bedrohlichste Entwicklung bei dem Klimawandel ansehe und davon ausgehe, daß diese Frage derzeit noch nicht endgültig geklärt ist. Immerhin stehen wir bei der globalen Erwärmung noch am Anfang. Sollte die globale Temepratur um mehr als 2 Grad angestiegen sein, sollte wir besser wissen, zu was da s führt. Natürlich ist es dann zu spät, etwas dagegen zu unternehmen, sollten die Modellrechnungen hier den Trend richtig abgeschätzt oder sogar unterschätzt haben.

J. Zimmermann hat gesagt…

Hallo facepalm,

mir ging es eigentlich mehr um den Punkt, daß zwar die globale Erwärmung auf der Nord- und Südhalbkugel zugleich auftreten sollte, aber im Gegensatz zur Behauptung im Spiegel die Messungen tatsächlich im Einklang mit den Erwartungen einen stärkeren Trend auf der Nordhemissphäre zeigen. Auf dem hier verlinkten Bild sieht man die Trends auf den Hemisphären nach GISS Webster ist das bekannt, deshalb glaube ich nicht, daß der Spiegel hier richtig zitiert. Die Bemerkung ist bestimmt aus einem ganz anderen Kontext gerissen worden. Sofern Webster das überhaupt gesagt hatte. Ich glaube diesen Journalisten kein Wort mehr.

Unknown hat gesagt…

@facepalm. Da liegt wohl ein Mißverständnis vor. Es geht um die kleine Kältephase 1950-1975, die laut einigen Autoren durch industrielle Aerosole ausgelöst sein soll. Der Artikel/Prof. Webster weisen darauf hin, daß der Temperaturanstieg gegen Ende dieser Kältephase auf Nord- und Südhemisphäre ähnlich sind. Dies spräche gegen Aerosole als Auslöser der Kältephase. Ich finde das plausibel. Zudem liegt für die kleine Kältephase eine recht gute Korrelation mit PDO und verminderter Sonnenaktivität vor. Es geht also um die quantitative Aufteilung natürlicher vs. anthropogener (CO2) Klimasteuerungsfaktoren.

Unknown hat gesagt…

@for4zim. Danke für Ihre ausführliche Rückantwort. Da scheinen sich unsere Ansichten zu unterscheiden.

1) Jones mußte kürzlich zugeben, wichtige Daten bzw. Homogenisierungsdaten aus seinen Publikationen verloren zu haben. Das nenne ich eine schlechte Daten-Archivierungsdisziplin.

2) Jones und sein HARDCRUT Datensatz war wichtiger Bestandteil z.B. der Mann et al. Klimakurven, die wiederum wichtiger Bestandteil vorangegangener IPCC Berichte waren. Es geht hier nicht um die Rohdaten, die man in der Tat herunterladen kann, sondern um die homogenisierten und korrigierten Werte. Falls es Probleme mit kommerziellen Daten gibt, sollte ein Teil des Klimaforschungsfundings dazu verwendet werden, diese freizukaufen, um maximale Transparenz zu schaffen. "Geheime" Daten sollten in diesem gesellschaftlich sehr relevanten Bereich absolut tabu sein.

3) Wenn Daten bei einer Studie/einem Paper Verwendung finden, liegen sie als Spreadsheet bereits vor. Eine Archivierung und Veröffentlichung bzw. zur Verfügungstellung stellt daher nur einen minimalen Zeitaufwand dar. Ein seriöser Bearbeiter hat hier nichts zu befürchten. Prof. Rahmstorf zum Beispiel geht hier mit gutem Beispiel voran und veröffentlicht sowohl Daten wie auch Rechenwege für alle seine Papers.

4) Bei den tropischen Stürmen beziehe ich mich auf Knutson et al. (2010),
http://www.nature.com/ngeo/journal/v3/n3/abs/ngeo779.html

, einem Paper in dem auch Chris Landsea beteiligt ist. Die Daten zu anderen extremen Wetterphänomenen habe ich auf

http://www.klimaargumente.de/#extreme

zusammengefaßt und kann für die letzten 150 Jahre keine Arbeit finden, die verstärkte Extremwetter außerhalb des natürlichen Schwankungsbereiches zeigen kann.

J. Zimmermann hat gesagt…

Sebastian.Luning,
Punkt 1: "Jones mußte kürzlich zugeben, wichtige Daten bzw. Homogenisierungsdaten aus seinen Publikationen verloren zu haben." Nein, da sind Sie schlecht informiert. Ich ahne, worauf Sie anspielen wollen, aber es ist weder relevant, noch ansatzweise so wiederzugeben, wie Sie es hier tun.
Punkt 2: Der HadCruT3-Datensatz ist wichtig, aber wie gesagt, kann man auch ohne ihn auskommen, weil die anderen globalen Temperaturdatensätzen das gleiche zeigen. Mit den Daten der Wetterdienste gibt es keine "Probleme", sie werden aber nur unter Auflagen kostenfrei abgegeben, damit es mit den Daten keinen Mißbrauch gibt, die normalerweise kostenpflichtig abgegeben werden. Selbst gekaufte Daten dürfen nicht nach Belieben weitergegeben werden! Geheim ist da nichts: jeder, der die globalen Temperaturdatensätze reproduzieren möchte, kann das tun, wenn er die erforderlichen Fachkenntnisse und einen geeigneten Computer hat. 95% der Datensätze sind frei erhältlich und damit kann man hinreichend genau HadCruT3 oder GISSTemp reproduzieren.
Punkt 3: Bei den FOI-Anfragen ging es nicht darum, einfach zu erstellende Daten abzufragen, sondern um ganz bestimmte, teilweise nicht verfügbare Datensätze. Darüber hinaus waren die meisten Anfragen einfach nur sinnlos und offensichtlich nur darauf angelegt, den Betrieb zu stören und nach Kritikpunkten zu suchen. In den Wissenschaften kritisiert man Kollegen nicht über FOI-Anfragen, sondern indem man ihre Arbeiten nacharbeitet und sie dabei entweder reproduziert oder eben nicht. Kopieren ist keine wissenschaftliche Leistung und nicht konstruktiv.
Punkt 4: Ich habe ein Paper in einem Link angegeben und eine Methode angegeben, wie man weietre Zitate findet. Die Behauptung ist außerdem nicht: "Es GAB oder gibt JETZT Sturmereignisse außerhalb der natürlichen Schwankungsbreite", sondern sie lautet, daß für den Atlantik die Häufigkeit besonders schwerer Tropenstürme signifikant gestiegen ist, und dies mit einem Anstieg der Temperaturen korreliert. Nach diesem Kriterium sollte es mit der genannten Methode möglich sein, einige Paper zu finden, die dies unterstützen.